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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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groß, dass er für immer unüberwindbar schien.
    »Garret, warum hast du mir überhaupt einen Antrag gemacht?«
    Er atmete laut aus – es hörte sich an wie ein Knurren –, hob dann die Hände, als wolle er etwas sagen, öffnete den Mund, schloss ihn wieder. Ich entschied, an seiner Stelle zu antworten. »Du dachtest, wenn wir verheiratet sind, würde ich dir alles über mich erzählen? Alle meine Geheimnisse?«
    Die restliche Luft verließ seine Lungen, und er nickte.
    »Lass uns einfach annehmen, ich wäre eine Perverse«, sagte ich so unbekümmert wie möglich, während sich etwas meinen Hals hochwürgte.
    Verbitterung lag in seinem Blick sowie die Erkenntnis, dass ich mich ihm niemals offenbaren würde. Dann knurrte er richtig, drehte sich um und ging ohne ein Wort.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand und die vorüberziehenden Wolken in der Pfütze beobachtete. Irgendwannkroch die Kälte unter meinen Mantel, und mein Kopf begann sich wieder zu drehen. Ich wandte mich zum Gehen.
    Ein paar Meter weiter stolperte ich fast über ein Bündel Kleider mit einem Wrack von einem Bettler darin. »Was machst du hier mitten auf der Straße?«, wollte ich wissen. Er hustete und murmelte etwas wie »M’lady.«
    »Komm, steh auf, alter Mann, und ich helfe dir hinüber auf den Bürgersteig.« Ich bückte mich und bot ihm meine Hand. Der Kleiderhaufen begann sich zögerlich zu bewegen, und ein Paar stechende graue Augen sahen mich an.
    »Himmel noch mal!«, rief ich aus, zerrte an seinem Mantel und riss in fast entzwei.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Holmes, stand auf und tat so, als sei nichts geschehen.
    »Du hast mir nachspioniert!«
    »Entschuldigung, aber du hast mir ein Telegramm geschickt!«, widersprach er empört.
    »Aber ich habe dich nicht gebeten mich zu … wie heißt das verdammte Wort noch mal … belauschen!« Ich schlug ihm mit der Faust gegen die Schulter. »Verdammt, Holmes!« Der Schlag zeigte kaum Wirkung.
    »Tut mir leid!«, brummelte er. »Ich habe versucht, diskret zu sein und deine Privatsphäre zu achten. Ihr beide habt mich fast überrannt. Ich wollte nicht stören, also habe ich mich versteckt und gehofft, ihr würdet mich nicht sehen. Und das hättest du auch nicht, wenn du nicht so eine maßlose Philanthropin wärst!«
    »Bitte?«
    »Vergiss, was ich gesagt habe. Warum wolltest du mich eigentlich sehen?«
    Ich registrierte den flotten Themenwechsel und nahm mir vor, den Rest später aus ihm herauszuquetschen.
    »Dr. Gregory Stark von der Cambridge Medical Schoolist ein Anatom, der sich langweilt. Er hat mich eingeladen, bei seinem sogenannten privat finanzierten Projekt zur Impfstoffentwicklung mitzuarbeiten.«
    Ich musste mich irgendwo hinsetzen, alles fing sich wieder an zu drehen.
    »Ich muss nach Hause«, stöhnte ich und wandte mich zum Gehen. Holmes war sofort an meiner Seite und bot mir seinen Arm an. Widerstrebend nahm ich ihn. Seltsamerweise brachte er mich bis zu meiner Wohnung, ohne dass ich ihm jemals die Adresse gesagt hätte. Ich schloss die Tür auf, und er half mir auf mein Bett.
    »Danke«, sagte ich, legte mich hin und schloss für eine Weile die Augen. »Konntest du die beiden Toten inzwischen identifizieren?«
    »Ich bin nahe dran. In zwei oder drei Tagen, denke ich, werde ich alles wissen, was es zu wissen gibt.«
    Holmes sah sich in meinem Zimmer um. »Darf ich fragen, warum du dir ausgesucht hast, gerade hier zu wohnen? Du könntest doch ohne Weiteres in einer besseren Gegend leben und immer noch jeden Tag herkommen und die Armen behandeln.«
    »Ah, manche Dinge sind so offensichtlich, und du siehst sie trotzdem nicht.« Seine Augen verdunkelten sich. »Ich lebe hier, weil es mir gefällt. Hier gibt es Leben und echte Menschen. Menschen, die sagen, was sie denken, und die offen miteinander streiten, nicht hinter verschlossenen Türen. Menschen, die sich auf der Straße küssen und nicht nur zu Hause, wenn es dunkel ist. Es ist dreckig, gefährlich und hart, hier zu leben, aber ich ziehe es eindeutig der kontrollierten Langeweile der Oberschicht vor.«
    Ich beobachtete seinen Gesichtsausdruck, konnte aber nicht sagen, ob er mit meinen Worten irgendetwas verband.

    »Eine weise Entscheidung«, bemerkte er.
    »Wie bitte?«
    »Es war weise von dir, dich dem Iren nicht preiszugeben, obwohl er nahe dran war …«
    »Raus!«, zischte ich. Sein Kopf zuckte zurück, als hätte ich ihn geschlagen. Dann erhob er sich, nickte einmal und ging mit einem leisen »Gute

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