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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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Nacht«.

    ine Woche nach seinem ersten Besuch kam Stark noch einmal in meinem Labor vorbei. Er wollte nur ein paar Minuten bleiben, um nach den Bakterien-Reinkulturen zu fragen. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich keine Kulturen aushändigen würde, solange die Forschungsarbeiten nicht im Lancet veröffentlicht worden seien. Ich erklärte, ich sei immer noch dabei, verschiedene Bakterienstämme derselben Spezies zu charakterisieren, da sie anscheinend unterschiedliche Aggressivität besäßen.
    Bei diesen Worten leuchteten seine Augen auf, und seine Hände begannen leicht zu zittern. Er wollte wissen, wie der Verlauf der Krankheit sich jeweils änderte, und war entzückt zu hören, dass ich Bakterien hatte, die die Versuchskaninchen innerhalb von drei Tagen anstatt von zwei Wochen töteten. Es war eine Lüge, aber der Zweck heiligt die Mittel.
    Ich erwähnte außerdem, dass zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden seien, damit die Kulturen nicht in falsche Hände gerieten. Doch Details gab ich nicht preis. Nur ich wusste, wo und wie die Kulturen gelagert und wie sie beschriftet waren. Stark versuchte seine Enttäuschung zu verbergen und kündigte erneuteine Einladung an. Meine Haken saßen tief – und ich war zufrieden.
    Ich ging nach Hause, wo mir auffiel, dass die Tür nicht verschlossen war. Ich stupste sie mit einem Zeigefinger auf und schielte vorsichtig hinein. Holmes saß in meinem einzigen Sessel.
    »Willst du, dass ich in jungen Jahren an einer Herzattacke sterbe?«, rief ich aus.
    »Ich denke, daran arbeitest du selbst sehr effektiv«, antwortete er gelassen.
    »Warum bist du gekommen?«
    »Ich habe die beiden Opfer identifiziert.«
    Ich schloss die Tür mit einem Knall und näherte mich. »Sprich weiter.«
    »Der Erste war ein schottischer Bauer, Dougall Jessop, der ungefähr vier Monate vor seinem Tod nach London gezogen ist. Seine Frau war gestorben, er hat seinen Hof verloren und landete schlussendlich in dem Armenhaus in der Fulham Road. Er war nur zeitweise da; manchmal hatte er eine Anstellung außerhalb. In London hatte er keine Freunde, und niemand vermisste ihn. In der Fulham Road hat man ihn Anfang vergangenen Sommers das letzte Mal gesehen.
    Der Zweite war auch Schotte, Torrian Noble. Er lebte die letzten fünf Jahre in London, die meiste Zeit davon im Armenhaus in der Gray’s Inn Road. Auch er ist Anfang letzten Sommers verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Jessop hat nie einen Fuß in die Gray’s Inn gesetzt, und Noble war in der Fulham Road gänzlich unbekannt.«
    »Also haben sie sich in Broadmoor kennengelernt?«
    »Das halte ich für sehr wahrscheinlich«, sagte Holmes.
    »Wie sind sie dahin geraten?«, überlegte ich laut.

    »Nun, ich habe eine Theorie. Beide Armenhäuser gehören zur Holborn Union, was bedeutet, sie werden von ein und demselben Aufsichtsgremium überwacht. Ich habe von anderen Insassen gehört, dass ein Arzt die Einrichtungen besucht und kostenlose Behandlung angeboten hat. Und zwar im letzten Frühsommer.«
    Ich unterbrach ihn. »Das ist unglaublich, Holmes! Von medizinischer Versorgung für die Insassen der Armenhäuser habe ich noch nie was gehört.«
    »Genau!«, sagte er. »Nach meiner Theorie hat der Arzt die Bewohner untersucht, sie über ihre familiäre Situation ausgefragt und die ausgewählt, die weder Familie noch enge Freunde hatten und vergleichsweise gesund waren. Das Aufsichtsgremium muss davon gewusst haben. Ein Arzt kann ja nicht einfach so hineinspazieren und die Insassen untersuchen.«
    »Also wurden beide unabhängig voneinander verschleppt und haben es später geschafft, zusammen zu fliehen. Hast du eine Idee, wie Torrian Noble ins Guy’s gekommen ist?«, wollte ich wissen.
    »Bedauerlicherweise nicht. Ich habe einen Kutscher befragt, der regelmäßig diese Route fährt. Er meinte, es hätte sich mal ein Mann seiner Droschke genähert, der Probleme mit dem Laufen hatte und sich kaum artikulieren konnte. Er hätte nach den Zügeln des Pferdes gegriffen und sei dann zu Boden gesunken. Das Pferd sei gestiegen, und da wurde es dem Kutscher, der den Mann für betrunken hielt, zu viel. Er knallte mit der Peitsche und fuhr eilig davon. Er hatte keine Ahnung, woher der Mann gekommen war, und konnte sich nicht daran erinnern, ob es Zeugen gegeben hatte.«
    Ich machte uns Tee und Sandwiches, und wir aßen, jeder in seine Gedanken versunken. Dann fiel mir Stark ein.

    »Stark hat mich heute ein zweites Mal besucht«, sagte ich, und Holmes

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