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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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Streichholz zwischen Tür und Türrahmen stecken. Es würde einen Eindringling verraten.
    Die vier Männer betraten meine Wohnung. Ich ließ die Tür offen stehen.
    »Dr. Reeks, Dr. Hindle, Dr. Kinyon und Dr. Nicolas«, sagte ich so gelassen wie möglich, »Sie haben mich beschattet und die letzten vierzig Minuten zu meinem Fenster hochgestarrt. Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Mit dem Rücken an die Tür gelehnt, die Arme über der Brust verschränkt, zeigte ich ihnen meine Eckzähne. Die Männer schauten sich an, ihre Blicke verrieten Unsicherheit. Hindle räusperte sich und sagte in einem herausfordernden Ton: »Wir trauen Ihnen nicht!«
    »Das ist nicht mein Problem«, entgegnete ich.
    »Warum leben Sie in solch einer schäbigen Wohnung?«, blaffte Reeks.
    »Das geht Sie gar nichts an. Aber da Sie ja nun meine Gäste sind, werde ich höflich antworten. Ich lebe einfach, weil Luxus die Sinne trübt. Eine Kleinigkeit, die Ihnen sicher entgangen ist.« Die Bosheit meiner Worte war meiner Stimme nicht anzuhören. Doch mein Lächeln war frostig, was den Gästen durchaus auffiel.
    »Wir glauben, dass Sie etwas vor uns verbergen.«
    Ich musste auflachen. »Interessante Theorie. Auf welchen Fakten beruht sie?«
    Irritiert stockten die vier Männer.
    »Wir haben mit früheren Kollegen von Ihnen im Guy’sgesprochen. Einige sagen, Sie sind weich. Es wird berichtet, dass Sie Patienten deutlich freundlicher behandeln als bei Ihren Kollegen üblich.«
    »Ja, das ist fürchterlich«, sagte ich mit gespielter Besorgnis, und irgendwo im Hinterkopf fragte ich mich, woher die selbstmörderische Tendenz bei mir kam.
    »Von dem, was wir so gehört haben, können wir uns kaum vorstellen, dass Sie in der Lage wären …« Hindle wurde von Nicolas’ Ellenbogen, der in schmerzhaften Kontakt mit seinen Rippen trat, unterbrochen.
    Mein Herz fing an zu rasen. Ich brachte es schnell wieder unter Kontrolle. »Hindle, wenn Sie mir nicht vertrauen, warum versuchen Sie dann, ein Geheimnis preiszugeben, von dem Nicolas eindeutig nicht will, dass ich es erfahre?«
    Hindle machte runde Augen. Auf seiner Stirn traten kleine Schweißperlen hervor, obwohl es in meiner Wohnung recht kühl war.
    »Ich … ich wollte nicht …«, stammelte er, doch ich unterbrach ihn: »Natürlich nicht, nein. Trotzdem frage ich mich, was Dr. Bowden dazu sagen würde.«
    Ihre Gesichtszüge verspannten sich. Diese Männer gehörten offensichtlich nicht zu Bowdens Lieblingen. Und das war exakt die Information, die ich brauchte.
    »Gentlemen, ich schlage vor, Sie gehen jetzt. Sollte ich jemals wieder feststellen, dass Sie mir folgen, werde ich dafür sorgen, dass man Ihre aufgedunsenen Körper in der Themse findet.« Ich öffnete die Tür und wünschte ihnen einen guten Abend.
    Sie trollten sich ohne Protest.

    ls ich am nächsten Abend nach Hause kam, fand ich Holmes in meinem Sessel sitzen. Ich schluckte den Schreck herunter, schloss die Tür und presste meinen Rücken dagegen.
    Seine ohnehin schlanke Gestalt hatte erheblich an Gewicht verloren. Er wirkte ausgezehrt und bleich, mit hohlen Wangen und dunklen Ringen unter den Augen. Ich senkte die Augen, um seinen auszuweichen.
    Offenbar hatte er meinen analysierenden Blick bemerkt. »Ich verbringe den Großteil meiner Zeit in Armenhäusern«, kommentierte er leichthin. »Das Essen dort wäre nicht einmal für ein Kind ausreichend. Außerdem schmeckt es nach Papiermühlenabfall.« Er versuchte ein Lächeln. »Doch das ist jetzt nicht wichtig. Kennst du Samuel Standrincks?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Er ist der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der Holborn Union. Letzte Woche hat er sich mit einer Reihe von Mitgliedern des Clubs getroffen.«
    »Des Clubs?«, unterbrach ich, sah versehentlich in seine Augen und bereute es sofort.
    »In Ermangelung eines Namens habe ich unsere Gruppe krimineller Doktoren den Club getauft.« Er winkte ungeduldig ab. »Ich habe ein Gespräch zwischen Standrincks und deinem netten Dr. Stark belauscht. In einer Woche findet in allen Armenhäusern der Holborn Union eine sogenannte Gesundheitsuntersuchung statt. Der Club steht kurz davor, seine Versuchsobjekte auszuwählen.«
    Er sah mich erwartungsvoll an; ich regte mich nicht. Dann fuhr er fort: »Wusstest du, dass Standrincks als Vorsitzender des Aufsichtsgremiums vom Staat bezahlt wird? Das Gremium sieht normalerweise nur sehr wenig von den Armenhäusern. Es erhält Berichte von den Komitees,die es ernennt. Die Bezahlung der Komitees

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