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Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition)

Titel: Teufelsgrinsen: Ein Fall für Anna Kronberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annelie Wendeberg
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loswerden müssen, wenn sie mir Schwierigkeiten bereiten sollten.«
    Er nickte, mit glasigen Augen, als wäre er in Gedanken abgeschweift. »Mir gefällt nicht, was du tust«, sagte er schließlich.
    »Hast du Informationen für mich?«, wollte ich wissen. Als ich keine Antwort erhielt, ging ich zur Tür und öffnete sie demonstrativ. Ich starrte auf den Boden und vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
    Lange saß er nur da. Dann sah ich ihn endlich an. Seine Augen verdunkelten sich. Plötzlich sprang er auf und durchquerte das Zimmer mit zwei großen Schritten. Er stieß die Tür zu, griff mein Kinn, beugte sich zu mir herab und knurrte: »Hör auf damit!«

    Mein Atem entwich in einem langen Seufzer, und ich glaubte das Gleichgewicht zu verlieren. Mein Kopf fiel nach vorne, als könne ihn der Nacken nicht mehr halten. Sein Duft von Moschus und Tabak zog mich an. Wütend über meine Schwäche trat ich von Holmes weg und ging hinüber zum Fenster, wo ich die Stirn gegen das kühle Glas presste. Auf der Straße und dem Bürgersteig unter mir herrschte geschäftiges Treiben. Normalität. Wie unendlich weit weg, dachte ich.
    »Wenn du meinen Anblick nicht ertragen kannst, dann komm nicht her.«
    Das leise Klicken der sich schließenden Tür ließ mich die Fassung wiedergewinnen. Ich nahm die Vase, ging auf die Straße hinunter und gab sie einem Bettler.

Kapitel Fünfzehn

    m darauffolgenden Tag stattete ich Rowlands, dem Leiter des Krankenhauses, einen Besuch ab und kündigte. Rowlands schien wenig überrascht. Er hatte bereits von seinem alten Freund Stark gehört, dass mir die London Medical School ein attraktives Angebot gemacht hatte. Wir trennten uns mit einem festen Händedruck – dem zweiten seit meiner Einstellung.
    Drei Tage später zogen meine Bakterien und ich um, in ein großes, gut ausgestattetes Labor der Medical School. Mir wurden zwei Assistenten zur Verfügung gestellt, die mir bei der Entwicklung von Impfstoffen helfen sollten. Wir würden an den beiden Krankheiten arbeiten, die London mehr Leben kosteten als alles andere: Tetanus und Cholera. Im Vergleich dazu waren all die Mordtaten kaum erwähnenswert.
    Es brauchte seine Zeit, meine neuen Vorgesetzten zu überzeugen. Doch nach einer hitzigen Diskussion waren sie einverstanden, dass nur ich allein, als ausgebildeter Bakteriologe, mit den gefährlichen Bakterienkulturen hantierte. Meine Assistenten würden die Laborausstattung reinigen und desinfizieren, die Kulturmedien vorbereiten, mit den erhitzten, abgetöteten Krankheitserregern umgehen und die Experimente und Beobachtungen protokollieren.
    Wochenlang testeten wir Tetanusbakterien an Kaninchen und Mäusen, die wir in einem kleinen Außengehegehinter dem Labor hielten. Wir erreichten eine Immunität von bis zu fünfzig Prozent – fünf von zehn Tieren erkrankten nicht an Tetanus, wenn sie eine Woche vor der Infektion immunisiert worden waren.
    Leider gab es ein Problem mit der Sterblichkeit. Unsere Methode der Hitzeabtötung von Tetanusbakterien war unzuverlässig – der Impfstoff enthielt noch aktive Keime und tötete ein Drittel der Tiere während der Immunisierung.

    eine Wohnung in der Tottenham Court Road duftete nach frischem Brot. Ich schnitt zwei Scheiben ab, strich Butter darauf und streute Salz darüber. Dann nahm ich den Kessel von der Flamme und goss kochendes Wasser über die teuren Teeblätter. Die zischende Gaslampe gab nur wenig Licht. Doch es genügte, um zu sehen, was meine Hände taten, und um die Männer unten auf der Straße wissen zu lassen, dass ich immer noch zu Hause war.
    Sie hatten mich heute beschattet, und es war ein ziemlich nachlässiger erster Versuch der Vier gewesen. Mit dem Butterbrot in der Hand ging ich zum Fenster und schaute vorsichtig durch die ausgefranste Gardine. Sie stritten sich im dunklen Eingang eines Ladens, Hände schnellten vor den Gesichtern hoch. Eine geballte Faust zeigte zu meinem Fenster. Ein gutes Zeichen! Ich ging die Treppe hinunter, öffnete die Tür zur Straße und rief: »Lust auf eine Tasse Tee?«
    Vier Köpfe ruckten in meine Richtung. Ich trat zur Seite und hielt die Tür auf. Eine einladende Geste, allerdings keine freundliche. Sie überquerten die Straße, zögerlich und etwas verunsichert.
    Jeder von ihnen begrüßte mich mit einem »Guten Abend«, wohl in Ermangelung einer passenden Alternative. Ich ließ ihnen den Vortritt, und mir fiel auf, wie zielstrebig sie in den ersten Stock gingen. Von morgen an würde ich ein

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