Teufelsherz (German Edition)
schwerfiel, ihre Freude zu verbergen.
Will zuckte mit den Schultern. »Nicht wirklich. Ich werde nur mit dem Coach ein paar Körbe werfen. Mal sehen, ob ich überhaupt noch was treffe.« Er tippte sich an die Sonnenbrille.
»Hast du schon mal über Kontaktlinsen nachgedacht?«
Er warf ihr einen kurzen Blick von der Seite zu, konzentrierte sich dann aber wieder auf die Straße. »Ich weiß ja noch nicht einmal, ob ich überhaupt wieder anfange«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Vielleicht nächstes Semester.«
Emily rutschte in dem Sitz etwas nach unten, zog ihre Beine an und lehnte die Knie ans Armaturenbrett. »Es ist ein Anfang«, sagte sie, da sie ihn nicht nerven wollte. Sie kannte die Meinung des Arztes, dass die Sonnenbrille nicht mehr zwingend notwendig war. Einzig wenn sich Wills Augen wieder entzündeten, was sehr häufig der Fall war, könnte er sie zur Linderung tragen, auch wenn er ihm eher davon abriet. Die Augen sollten sich nicht an die Dunkelheit gewöhnen, aber Will war noch nicht so weit, darauf zu verzichten. Er versteckte sich gerne dahinter.
Er sollte sich die Zeit nehmen, die er brauchte, und sie war die Letzte, die ihn zu irgendetwas drängen würde. Sie kannte die gut gemeinten Ratschläge schließlich selbst zur Genüge.
An diesem Morgen kamen sie früh genug an der Schule an, um einen günstigen Parkplatz zu bekommen, aber der Regen war ohnehin nur noch ein leichtes Nieseln, der die vielen Pfützen auf dem Asphalt besprenkelte.
Will legte schützend seinen Arm um ihre Schultern und zog sie zwischen den penibel gepflegten Grünflächen den gepflasterten Weg zum Eingang hinauf, als fürchtete er, sie könne jeden Moment tot umfallen. Auf gewisse Weise war sie über diese Fürsorglichkeit froh, denn als sie die Traube von Schülern neben ihrem Spind entdeckte, die sich ganz zufällig dort aufhielt, konnte sie ihren persönlichen Bodyguard dazu nutzen, sich hinter ihm zu verstecken.
»Oh mein Gott, Emily. Wie geht es dir?« Mit einer perfekten Miene der Bestürzung lief Marita ihr entgegen. Will wurde gnadenlos zur Seite gedrängt, und im nächsten Moment wurde Emily an den Schultern gepackt und von oben bis unten gemustert. »Ich konnte zuerst gar nicht glauben, was dir passiert ist. Ich wollte dich ja auch im Krankenhaus besuchen, die ganze Klasse wollte kommen, aber Mrs Jenkins meinte, du bräuchtest deine Ruhe.«
»Ja, ich … danke. Das ist sehr lieb von dir … euch.«
»Im Schulschwimmbecken beinahe ertrunken.« Sie legte in einer fassungslosen Geste die Hand an den Mund. »Das klingt wie aus einem Horrorfilm. Du ziehst das Unglück ja an wie das Licht die Motten.«
»Danke.« Ihr Tonfall war nur einen Hauch giftig. »Das ist mir bisher entgangen.« Sie warf einen Hilfe suchenden Blick zu Will, der sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und dabei unauffällig mit dem Finger an die Schläfe tippte, um zu zeigen, was er von Maritas Anfall hielt. Und kaum hatte er dies getan, wurde er auch schon als neues Opfer auserkoren.
»Oh Will.« Marita stürzte auf ihn zu, sodass die anderen schnell zur Seite wichen. »Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie froh ich bin, dich immer in meiner Nähe zu wissen.« Sie fiel ihm in die Arme und schmiegte ihren Kopf an seine Brust, während Will reglos dastand. »Du bist wirklich ein Schatz. Was wäre diese Schule nur ohne dich?«
Emily musste sich angesichts Wills hochgezogener Augenbraue ein Lachen verkneifen, und als dann auch noch Matt neben ihr erschien, war der Montagsfrust schlagartig verflogen.
»Gibst du mir ein Autogramm?«, fragte der Kapitän des Basketballteams und hielt ihr sein Schreibheft und einen Stift hin. »Oder muss ich mich hinten anstellen?«
»Befreie mich von diesen Verrückten«, raunte sie, »und du bekommst zum Autogramm auch noch einen Muffin.«
»Ey Marita!« Matt drängelte sich nach vorne, und die Anführerin der Rosa-Lippenstift-Anhängerinnen drehte sich zu ihm um. »Bereit für das Spiel am Samstag?«
»Klar doch.« Sie ließ ihren – zugegeben – atemberaubenden Augenaufschlag wirken. »Ihr werdet staunen.«
Er nahm ihre Bücher und legte den Arm um ihre Schultern. »Ich zähle auf dich«, sagte er, während er sie, dicht gefolgt von einem halben Dutzend Barbies, geschickt in Richtung Klasse lenkte. Dabei zwinkerte er Emily unauffällig zu und formte mit den Lippen das Wort »Muffin«. Als würde sie solch einen Handel vergessen! Und er hatte seinen Teil definitiv erfüllt.
Emily atmete auf.
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