Teufelsherz (German Edition)
Es war schon erstaunlich, wozu diese großen Jungs manchmal nützlich waren. Besonders Matt. Der hatte es mit seinem dunkelblonden Haar, das er mithilfe von Wachs nach allen Seiten vom Kopf abstehen ließ, damals vor allem Mandy angetan. Er war in Ordnung. Und was am wichtigsten war: Er war immer noch Wills Freund und nicht von Marita verblendet, wie ein paar andere Spieler des Teams.
»Ich habe gerade den einzigen Lichtblick dieses Tages verloren«, stellte sie trocken fest, nachdem Matt mit Marita in der Klasse verschwunden war.
»Nämlich?«
Emily verzog das Gesicht, als würde sie gleich zu heulen anfangen. »Meinen Muffin«, schluchzte sie. »Es ist immer dasselbe mit euch.«
»Ich werde meinen mit dir teilen, Bohnenstange.« Will rückte den Gurt des Rucksacks an seiner Schulter zurecht. »Wie geht’s deinem Kopf?«
»Der hat die Begegnung mit Marita erstaunlicherweise ganz gut verkraftet.« Sie drehte am Schloss des Spinds. »Vielleicht solltest du ja doch mit ihr zum Ball gehen.«
»Sonst noch was?«
»Du und deine hohen Ansprüche.« Wieso ging dieses verfluchte Schloss nicht auf? Sie rüttelte an der Tür. »Sie ist doch wirklich eine Sahneschnitte.«
Will schnaubte. »Wenn ich was Süßes haben will, wende ich mich an dich«, erklärte er und schlug überflüssigerweise mit der Faust gegen den Schrank.
»Mit Gewalt wird das sicher nichts.« Sie drehte sich zu ihm um. »Und außerdem verwechselst du mich mit meiner Mutter. Ich bin nur die Dealerin ihrer Zuckerfabrik.«
Sie hörte ihn noch irgendetwas murmeln, konzentrierte sich jedoch bereits wieder voll und ganz auf die Metalltür, die sich ihr zum Feind erklärt hatte. Es war jedes Mal dasselbe. Konnte nicht einmal ein Tag vergehen, ohne dass diese verdammte Tür klemmte?
Genervt rüttelte sie wieder an dem Griff. Ob das so eine gute Idee war? Der Schrank war vollgestopft mit Büchern. Sie sollte besser versuchen ihn vorsichtig zu öffnen, ehe ihr Kopf noch mehr Schaden davontrug. Sicher ist sicher, dachte sie und wunderte sich gleichzeitig über diesen Gedanken. Auf diese Weise würde sie noch bis zum Mittag hier stehen, und da sie das nicht vorhatte, riss sie nochmals mit aller Kraft an der Tür. Es ertönte ein lautes Quietschen, welches ihren Sturz nach hinten begleitete, als die Tür aufschwang und ihr mehrere Bücher entgegenflogen.
»Die heilige Ordnung, Ms Norvell.«
Mit einem gekünstelten Lächeln richtete sie sich auf. Ihr war nichts passiert. Natürlich nicht. Woher kam diese neue Vorsicht? »Ich arbeite daran, Mrs Jenkins«, versicherte sie und versuchte eilig mit ihrem Körper das Chaos im Schrank etwas zu verdecken.
»Ich hab ihr schon hundertmal gesagt, dass sie mit ihren Sachen gewissenhafter umgehen muss«, mischte sich nun der verlässliche Will ein, erntete dafür ein zustimmendes Nicken der kugelrunden Lehrerin und einen giftigen Blick seitens Emily. »Bücher sind mit Respekt zu behandeln.«
»Ganz recht, Mr Gordon.« Mrs Jenkins warf Emily einen eindringlichen Blick zu. »Sie sollten auf Ihren Freund hören, Ms Norvell«, sagte sie und zog kopfschüttelnd weiter.
»Mein Freund.« Sie boxte Will gegen die Brust. »Ein schöner Freund bist du.«
»Du wolltest mich gerade mit Marita Puschelita verkuppeln.«
»Ach, wie kleinlich du sein kannst. Und das in aller Früh an einem Montag.«
»Ich werde immer besser, was?«, fragte Will grinsend.
»Haha«, sagte Emily nur.
***
Zu ihrem Glück verging der restliche Montag einigermaßen glimpflich. Sie musste zwar ungefähr zwanzig Mal erzählen, wie es zu dem Unfall gekommen war, aber immerhin ging es Will genauso. Wie hieß es doch so schön? Geteiltes Leid ist halbes Leid! Und in der Pause teilte er außerdem wie versprochen seinen Muffin mit ihr, da Matt sie bereits vor der Cafeteria abgepasst hatte, um seinen Lohn einzufordern.
An diesem Tag interessierten sich Leute für sie, die ansonsten kaum ein »Guten Morgen« zustande brachten, aber Emily war zuversichtlich, dass bald wieder Normalität einkehren würde und sie wieder in ihre gewohnte Rolle als Außenseiterin schlüpfen konnte.
Es war schon merkwürdig. Obwohl sie schon seit Ewigkeiten mit einem beliebten und besonders gut aussehenden Basketballspieler befreundet war, hatte diese Beliebtheit niemals auf sie abgefärbt. Nicht, dass sie das sonderlich störte. Lieber war sie Vampirella aus der Gruft als eine Barbie, die jeden Morgen eine Stunde vor dem Spiegel benötigte, um die Augenbrauen in einer perfekten
Weitere Kostenlose Bücher