Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
Vom Netzwerk:
passiert, Emily?« Er blickte zu ihr hoch und sah sie aus glasig-blauen Augen an. Der untere Lidrand war gerötet, und der Bereich unter seinen Augen war von unzähligen hauchdünnen roten Narben übersät. Zumeist war auch das Weiß seiner Augen leicht gerötet, da er immer wieder an Entzündungen litt und dann die Sonnenbrille wegen der Lichtempfindlichkeit tragen musste. Es war ein Wunder, dass er durch die vielen winzigen Dornen und Steinchen nicht erblindet war, die in unzähligen Operationen entfernt worden waren und all diese Narben zurückgelassen hatten. Auch seine Lider und der Bereich bis zu den Augenbrauen waren vernarbt. Ein weiterer Grund, weshalb er seit dem Unfall nicht ein einziges Mal ohne die Brille zur Schule gegangen war. Er wollte nicht angestarrt werden. Seiner Meinung nach war er entstellt, was maßlos übertrieben war, obwohl sie zugeben musste, dass es ihr anfangs selbst schwergefallen war, ihm in die Augen zu sehen.
    Und sie fühlte sich schlecht, weil sie ihm solchen Kummer bereitet hatte. Dass sie ihn erneut durch diese Hölle geschickt hatte. Wieso hatte sie nicht besser achtgeben können? Wieso hatte diese Stimme in ihrem Kopf herumbrüllen müssen?
    »Ich bin einfach ausgerutscht, Will.« Es kam ihr wie eine Lüge vor. »Ich weiß, wie blöd das war.«
    »Matt hat geglaubt, ich spinne, als ich einfach aufgesprungen und in die Schwimmhalle gelaufen bin.« Er lehnte sich in dem Stuhl zurück. »Keine Ahnung, wieso ich das getan habe. Es war so ein Gefühl … Hätte ich es nicht getan, wärst du jetzt …«
    »Ein Gefühl?« Wieso schlug ihr Herz plötzlich so schnell? »Deswegen bist du in die Schwimmhalle gelaufen?«
    »Ja, nein, ach, ich weiß auch nicht. Ich hatte einfach auf einmal den Gedanken, dass du in Gefahr sein könntest, und irgendwie wusste ich auch genau, wo du bist.« Er sah sie mit einem gequälten Lächeln an. »Verrückt, was?
    »Ja.« Genauso verrückt wie die unhöfliche Stimme in ihrem Kopf, wie das Gefühl, dass sie sich vom Becken fernhalten sollte, wie eine Wiese mit Gänseblümchen und Schaukel. Zufall?
    Der Fremde hatte schließlich recht gehabt. Sie war dabei gewesen zu ertrinken. Oder war er ihrer Fantasie entsprungen?
    Die Tür ging auf, und Will setzte sich mit einer unglaublichen Schnelligkeit, die die Folge monatelangen Trainings war, die Sonnenbrille wieder auf.
    »Wie geht es Ihnen, Ms Norvell?«
    Emily ließ sich zurück in die Kissen fallen.
    Sie hasste Krankenhäuser.

Zwischen Traum und Wirklichkeit
    M ontagmorgen. Der schwarze Audi parkte in der Auffahrt. Es regnete. Ein Déjà-vu? Vielleicht. Irgendwie kam es ihr so vor, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht, und die letzte Woche im Krankenhaus war nur ein böser Traum gewesen. Eine Zeit der Langeweile, in der sie zwei Zeichenblöcke vollgekritzelt hatte – immer mit demselben Bild. Der Park aus ihrem Traum, oder wie auch immer man den Zustand nennen sollte, der sie an diesen Ort geführt hatte.
    Einbildung? Fantasie? Es war nicht wichtig. Das einzig Sichere war, dass ihr dieses Erlebnis nicht mehr aus dem Kopf ging.
    Tag und Nacht hatte sie gegrübelt, sich konzentriert, um vielleicht wieder diese Stimme zu hören, und sich schließlich für verrückt erklärt. Da war nichts gewesen, außer dem Summen der Geräte und den Schritten auf dem Flur, wo Ärzte, Krankenschwestern und Besucher eilig auf und ab liefen.
    Und als sie am Wochenende endlich nach Hause gedurft hatte, war sie kaum aus dem Bett gekrochen. Will war ein paarmal vorbeigekommen, sehr zur Freude ihrer Mutter, die ihn am liebsten dabehalten hätte. Aber irgendwie war auch das Wochenende vergangen, und jetzt lief sie wieder mit den Essenstüten durch den Regen zum Wagen.
    Nicht zu schnell, dachte sie und blinzelte sofort verwirrt. Sie hatte schließlich keine Lust, klitschnass zu werden. Außerdem, was sollte ihr vor dem Haus schon passieren? Es war noch nicht so kalt, dass der Weg vereist sein könnte. Und seit wann machte sie sich überhaupt darüber Gedanken, hinfallen zu können? Vielleicht war sie nur vorsichtig, weil die Ärzte ihr geraten hatten, besonders gut auf ihren Kopf aufzupassen.
    Ja, daran muss es liegen, beschloss sie, nicht an diesem merkwürdigen Gefühl.
    Eines war an diesem Tag jedoch anders, und es zauberte ihr ein breites Lächeln ins Gesicht, als sie ihren Rucksack auf den Rücksitz fallen ließ und dort die Sporttasche entdeckte.
    »Heute Training?«, fragte sie betont gleichgültig, auch wenn es ihr

Weitere Kostenlose Bücher