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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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sie Will sagen, der sich neben sie hockte und ihr die aufgesammelten Scherben abnehmen wollte. »Ich mach das schon. Geh du schon einmal nach unten.«
    Emily blickte wie in Trance auf und spürte auf einmal so etwas wie Hysterie in sich aufsteigen. Sie wusste nicht, ob sie lachen, schreien oder flüchten sollte – wobei der Fluchtgedanke im Moment mit Abstand der verlockendste war. Wills Anblick, wie er halbnackt, mit nassen Haaren und wunderbar duftend neben ihr kniete, ließ sie nicht mehr sonderlich gelassen. Was war das eben gewesen? Es war doch nur Will. Du meine Güte, wenn sie schwimmen gingen, hatte er auch nicht mehr an. Es war doch nur Will! Nichts weiter. Nichts weiter als die leichte Berührung an ihren Lippen, das Flattern ihres Herzens.
    »Du solltest dich besser anziehen«, brachte sie mühsam heraus, während sie ihn immer noch mit großen Augen anstarrte.
    Will nickte wortlos und erhob sich.
    »Es ist kalt, du holst dir noch den Tod«, fügte sie noch hinzu, bevor er durch die Tür verschwand.
    Emily blickte zurück zu dem Scherbenhaufen. In ihrem Kopf wirbelten die unterschiedlichsten Gedanken durcheinander. Sie führten alle zu nichts, deswegen beschloss sie, sich nicht weiter verrückt zu machen, und warf das Glas in den Mülleimer. Mit Papierhandtüchern tupfte sie das Rasierwasser auf und wischte noch nass nach. Dabei erlaubte sie sich nicht ein einziges Mal, an die Ursache dieser Sauerei zu denken. Nicht daran, wie – und warum – das Fläschchen in genau jenem Moment hinuntergefallen war.
    Sie ließ das Fenster offen, als sie in den Flur hinausging, setzte ein Lächeln auf und unterdrückte das dumme Gefühl, jeden Augenblick losheulen zu müssen. Es war ja nichts passiert. Will würde sich neues Rasierwasser kaufen müssen. Ansonsten hatte sich nichts geändert. Es war alles in Ordnung.
    Mit entschlossenen Schritten ging sie in Richtung Treppe, wobei sie an Wills Schlafzimmer vorbeigehen musste. Sie warf nur einen flüchtigen Blick durch die offene Tür, hielt jedoch sofort inne, als sie ihn auf dem Bett sitzen sah – immer noch nicht angezogen, die Ellbogen auf den Knien abgestützt und das Gesicht in den Händen vergraben.
    Was war hier nur los? In welchen Film war sie da geraten? Sie wollten doch einfach nur den Nachmittag mit Pizza und Horrorfilmen verbringen, wie hunderte Male zuvor auch. Wieso zog sich dann ihr Magen ständig so schmerzhaft zusammen?
    Emily räusperte sich, woraufhin Will mit einem lauten Seufzen aufblickte und sie ausdruckslos ansah.
    »Ähm …« Das war nicht viel mehr als ein Krächzen gewesen. Sie versuchte es noch einmal. »Ich habe Freddy Krueger mitgebracht«, sagte sie, diesmal mit relativ fester Stimme. »Ich leg die DVD schon mal ein … und bestell schon mal die Pizza.« Oh, bitte mach einen blöden Witz, lach mich mit diesem schiefen Grinsen an, und sag, dass wir Pizza essen, bis uns schlecht wird.
    »Klar. Mach das.« Er stand auf, wandte ihr den Rücken zu und ging zum Kleiderschrank.
    Emilys Hals wurde so eng, dass alles Schlucken nichts half. Sollte sie nach Hause gehen? Nein! Sie weigerte sich zu glauben, dass irgendetwas zwischen ihnen stand. Sie hatten sich beide etwas erschreckt. Will ging es nicht gut, seine Augen brannten sicherlich höllisch. Es war alles in Ordnung.
    Emily lief die Treppe herunter und machte DVD -Rekorder und Fernseher startklar. Danach rief sie beim Pizzaservice an und bestellte wie üblich zwei große Pizzas mit allem, was das Herz begehrte.
    Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken, doch es war nur das Knacken eines Holzscheits im Kamin gewesen. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich in dem weichen Sofa zurücksinken. Will und sie umarmten sich ständig oder küssten sich auf die Wangen. Einige Male hatte er sie auch auf den Mund geküsst, ungestüm und mit frechem Grinsen – wie ein Bruder. Das eben war nichts anderes gewesen.
    Aber wieso hatte es sich dann so anders angefühlt? Was hatte diese beinahe schon schwermütige Zärtlichkeit zu bedeuten, mit der Will sie behandelt hatte und die ihr direkt ins Herz gefahren war? Offenbar war er ebenfalls in einer merkwürdigen Stimmung. Vielleicht vermisste auch er Mandy, so wie sie. Sie waren Vertraute, teilten denselben Schmerz, das war alles.
    Erinnerungen an die Schreie der Schüler stiegen in ihr hoch. Ihre eigenen Schreie. Sie konnte die nasse Erde riechen, das Laub der Bäume. Vor sich sah sie lediglich diese alte Wurzel aus der Erde ragen und ihre Hand, die sich mit

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