Teufelsherz (German Edition)
sein.
»Ich dachte, es geht von selbst wieder weg«, erklärte er mit einem entschuldigenden Lächeln und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Ich hab in letzter Zeit die Brille zu Hause nicht mehr getragen. Und vorhin beim Basketball ist es schlimmer geworden.«
»Du hättest mich anrufen sollen.« Sie nahm ihm das Fläschchen mit den Augentropfen aus der Hand und drückte eine Hand gegen seine steinharte Brust. Mit aller Kraft schob sie ihn zur Badewanne, wo sie ihn auf den Rand niederdrückte. »Bleib da sitzen, und halt still!«
»Sieht schlimm aus, was?«
Emily entfuhr ein weiteres Schnauben. »Das kannst du laut sagen«, antwortete sie leicht erbost. Die erfreuliche Nachricht, dass er sich langsam der Brille zu entwöhnen versuchte, war noch nicht richtig bei ihr angekommen.
Sie stellte sich zwischen seine langen Beine, schraubte den Verschluss wieder auf und beugte sich dicht über ihn. Diese Prozedur war für sie bereits Routine. »Schau an mir vorbei ins Licht«, sagte sie. »Du kennst das ja.«
»Jawohl, Boss.«
»Das ist nicht lustig.« Mit Daumen und Zeigefinger hielt sie sein Auge offen, während sie mit der anderen Hand drei Tropfen aus dem Fläschchen hineinträufelte, was Will mit einem weiteren Fluch beantwortete. Es war schwer, die eigenen Tränen zurückzuhalten, während sie in die glasigen, geröteten Augen blickte. Der untere Lidrand war dunkelrot und das Weiß seiner Augen mit zahlreichen blutroten Äderchen durchzogen und mit einem hellroten Schleier verdeckt. Auch die feinen Narben an den Lidern und unter den Augen waren dunkler und deutlicher zu sehen als sonst. Für gewöhnlich waren es lediglich blasse Linien, da hauptsächlich mit Laser gearbeitet worden war, doch jetzt zeigten sich die Eintrittsstellen der Dornen. »Das ist kein Spiel, Will«, sagte sie, während sie das zweite Auge behandelte. »Du darfst das nicht so leichtnehmen. Du wärst damals fast erblindet.« Sie schraubte den Verschluss wieder zu, legte ihre Hand in seinen Nacken und begutachtete ihr Werk aus nächster Nähe. Der vertraute Geruch des Duschgels vermischt mit dem von Zahnpasta strömte ihr in die Nase, während sie das helle Blau seiner Augen musterte und zufrieden feststellte, dass es auf den ersten Blick wohl schlimmer ausgesehen hatte, als es war. »Die sollten jetzt helfen«, sagte sie und wollte sich gerade wieder aufrichten, als Wills Hand plötzlich hochschoss und ihren Unterarm umfasste.
Verwundert und auch etwas erschrocken hielt sie inne. Sie spürte den kräftigen Griff an ihrem Arm, als er sie mit sanfter Gewalt wieder zu sich zog und mit geschlossenen Augen seine Stirn gegen ihre legte.
Emily schloss ebenfalls die Augen und schmiegte ihre Wange an seine. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut und auch die leichte Bewegung seines Kopfes. Ihr Mundwinkel wurde durch eine kaum wahrnehmbare Berührung gestreift, die federleicht ihre Lippen erreichte. Es war kaum mehr als ein Hauch und doch ausreichend, um ihr Herz zum Springen zu bringen. Ein kleiner Hüpfer, ehe sie aufkreischte, da plötzlich ein ohrenbetäubendes Klirren durch das Badezimmer hallte.
Wie vom Blitz getroffen, fuhr Emily zurück, und auch Will zuckte zusammen. Der Geruch von Rasierwasser breitete sich in einer Intensität aus, die sich ihr auf den Magen legte und ein flaues Gefühl auslöste. Die Ursache war schnell gefunden. Neben dem Waschbecken lagen hellblaue Scherben in einer Pfütze aus parfümierter Flüssigkeit auf den dunklen Fliesen.
»Was zum Teufel …«, knurrte Will und sprang auf. Sein Blick flog zu dem offenen Regal neben dem Spiegel und zurück auf den Boden.
Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, stellte er sich in diesem Moment wohl dieselbe Frage, die Emily zu einer Statue gefrieren ließ: Wie war die Flasche hinuntergefallen?
Während sie auf die Scherben starrte, als hätte sie ein überfahrenes Tier vor sich, riss Will das Fenster auf, um den schwindelerregenden Gestank loszuwerden.
Eine eisige Kältewelle schlug über Emily zusammen und löste sie aus der Starre. Sie ließ sich auf die Knie fallen und sammelte hektisch die Glassplitter auf. Sie begann mit den größeren Stücken, die sie vorsichtig auf eine Hand legte, und versuchte danach die kleineren aus der Pfütze zu fischen. Ihre Hände zitterten, nein, ihr gesamter Körper zitterte. Das lag bestimmt an der plötzlichen Kälte. Doch auch ihr Herz schlug so schnell, dass es ihr aus der Brust zu springen drohte.
»Lass das«, hörte
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