Teufelsherz (German Edition)
Zärtlicher, aber auch inniger war dieser Kuss, der sie beide das Schwimmen vergessen und untergehen ließ. Ihr Haar tanzte kitzelnd um ihre Schultern und Wangen, während sie alles an ihm mit einer Intensität wahrnahm, wie es nur in einem Traum geschehen konnte. Seine Hand in ihrem Nacken hatte etwas Besitzergreifendes, und obwohl ihn stets eine Aura des Unheimlichen umgab, fühlte sie sich niemals bedroht. Er stellte genauso wie der Sprung von der Klippe ein Risiko dar und war mit einer gewissen Gefahr verbunden, doch das Hochgefühl war es wert. Das hatte er ihr bewiesen.
Hätten sie nicht wieder atmen müssen, wären sie wohl niemals aufgetaucht. Das warme Licht und die klare, leicht salzige Luft entschädigten sie jedoch ein wenig.
»Vielleicht ist es tatsächlich der Himmel«, murmelte Damian und sah sie mit diesem wehmütigen Lächeln an, das ihr jedes Mal mitten ins Herz fuhr. »Unser eigener Himmel.«
»Das sagst du, wo du doch den wahren Himmel kennst.«
»Mir ist egal, wo ich bin. Mit dir würde ich auch in die Hölle gehen.«
Emily kniff die Augen etwas zusammen und versuchte das mulmige Gefühl zu unterdrücken, das sie bei diesen Worten überfallen hatte. Seine Miene war völlig unbewegt gewesen, und doch hatte sie etwas in seinen Augen gesehen. Etwas Beängstigendes.
Es war immer dasselbe. Die Worte selbst schienen einem Liebeslied zu entstammen, aber ihre Bedeutung und das, was zwischen den Zeilen stand, gaben ihr Rätsel auf – Rätsel, von denen sie nicht sicher war, ob sie sie überhaupt lösen wollte. Ihr erster Impuls war »Ich auch« zu antworten, ihm zu versichern, dass sie selbst in die Hölle mit ihm gehen würde, aber etwas hielt sie davon ab. Der Selbsterhaltungstrieb? Seit sie um die Existenz all dieser Dinge wusste, war sie vorsichtiger mit solchen Äußerungen.
»Also?«, fragte sie stattdessen und blickte zu den Felswänden hoch. »Wie kommen wir hier wieder weg?«
»Willst du etwa noch einmal springen?«
Emily verdrehte die Augen und bespritzte ihn mit Wasser. »Wohl kaum«, erwiderte sie lachend und drehte schützend ihren Kopf zur Seite, als er zurückspritzte. »Ich glaube, ein Adrenalinschock genügt fürs Erste.«
»Mit mir wirst du noch viele erleben.«
»Du bist dir da ja furchtbar sicher.« Sie spritzte ihn noch einmal mit Wasser an, um das freche Grinsen aus seinem Gesicht zu vertreiben. Schon bald alberten sie lachend wie kleine Kinder im Wasser herum, versuchten sich gegenseitig zu ertränken und fanden immer wieder zueinander, um sich den Lippen des anderen hinzugeben. Emily fühlte sich wie eine Meerjungfrau in dieser märchenhaften Welt und tauchte immer wieder, um sich das Farbenspiel unter Wasser anzusehen.
»Das will ich jeden Tag machen«, verkündete sie, nachdem sie wieder aufgetaucht waren.
»Wie du meinst.« Er winkte sie mit einem Finger zu sich und schlang seine Arme um ihre Taille. »Halte dich an mir fest«, flüsterte er.
Emily ignorierte ihre leise Verwirrung und legte die Hände in seinen Nacken. Sie wollte ihn gerade fragen, was er vorhatte, da glitten sie auch schon langsam aus dem Wasser. Mit einem erschrockenen Aufschrei klammerte sie sich sofort fester an ihn und blickte über die Schulter zurück auf die Wasseroberfläche, die sich immer weiter entfernte. Damians Haut war nass und glitschig, genauso wie ihre, doch er hielt sie sicher an sich gedrückt, sodass sie nicht aus seinen Armen rutschte.
»Du kannst fliegen«, hauchte sie immer noch fassungslos, als sie ihn wieder ansah. Neben ihr stürzte der kleine Wasserfall weiß glitzernd in die Tiefe.
»Engel.« Damian hielt ihren Blick gefangen. Sie drehten sich langsam im Kreis, während sie weiter aufstiegen, als würden sie tanzen.
Emily sah in die grünen Augen, die so häufig diesen mysteriösen Schimmer annahmen, und versuchte in ihnen zu lesen. »Du bist kein gewöhnlicher Engel«, stellte sie schließlich fest. Es klang fast wie eine Frage.
Damian schüttelte kaum merklich den Kopf. Sein Blick war ausdruckslos, er verzog keine Miene. Es machte sie fast wahnsinnig, auch wenn sie nichts lieber tat, als sich in seinen Augen zu verlieren. Eng umschlungen schwebten sie immer höher.
Damian hatte recht behalten. Ihre Angst war verschwunden. Der Schatten von Mandys Tod war von ihr genommen. Und das war sein Verdienst.
Beinahe war sie enttäuscht, als sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte und das Gras zwischen ihren Zehen kitzelte.
»Du kannst mich jetzt loslassen«,
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