Teufelsherz (German Edition)
und ließ eine ihrer Haarsträhnen durch seine Finger gleiten. »Eher sollten wir wohl dafür sorgen, dass du dich daran gewöhnst.« Er beugte sich über sie. »Und mir nicht wieder vor Schreck entschwindest.«
Emily lachte. »Sag mal, funktioniert dein Charme auch bei Engeln, oder glaubst du, nur weil ich ein Mensch bin, hast du leichtes Spiel mit mir?«
»Du wärst überrascht, wie einfältig die meisten Engel sind.«
»Aber ich bin kein Engel.«
»Nein.« Er seufzte. »Das bist du nicht. Doch weißt du was?« Seine grünen Augen fixierten sie. »Du bist alles, was ich jemals ohne es zu wissen ersehnt habe.«
Atmete sie noch? Ihr Mund klappte auf, dennoch brachte sie kein Wort heraus. Das war auch nicht nötig, da Damian offensichtlich nicht mitbekam, welch heilloses Durcheinander in ihrem Inneren herrschte. Er wandte ihr den Rücken zu, drehte sich jedoch augenblicklich wieder zu ihr um. »Ich bin eben über den Rand gegangen«, sagte er und warf hilflos die Arme in die Luft. »Ich falle, Emily, ich stürze in den Abgrund, aber mir ist gleich, was mich unten erwartet. Ich bin ohnehin verloren.«
»Was meinst du damit?« Ihre Stimme war ungewohnt dünn und drohte zu brechen. Wie konnte er ihr ständig derart wunderbare Dinge sagen, die zugleich so furchtbar schrecklich klangen? Er war ein Engel! War es da nicht seine Aufgabe, Optimismus und Freude auszustrahlen?
»Wenn du das wirklich wissen willst, dann komm.« Er ergriff ihre Hand, und ehe sie sich’s versah, zog er sie mit sich.
»Wohin gehen wir?« Sie liefen am Apfelbaum vorbei und über die Wiese. Weiter als bis zur Schaukel war sie bisher noch nicht gekommen, und sie hatte auch nicht angenommen, dass da noch mehr war. Doch jetzt gingen sie einen Hügel hinauf, der so plötzlich vor ihr erschienen war, als wäre er eben erst entstanden. Von der Schaukel aus hatte sie ihn nicht sehen können. Da war stets nur die weite Wiese gewesen, die bis in die Unendlichkeit reichte. Doch offenbar hatte sie sich da getäuscht.
»Komm weiter.«
Er hatte es wohl plötzlich sehr eilig, denn Emily hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. »Was hast du vor?«, fragte sie außer Atem, wobei sie keinen Gedanken daran verschwenden wollte, wie sie in einem Traum überhaupt außer Atem geraten konnte.
»Wirst du gleich sehen.«
Das Rauschen von Wasser drang zu ihnen – sehr lautes Rauschen, was wohl auf sehr viel Wasser schließen ließ. Kein gutes Zeichen.
Sie sprinteten das letzte Stück den Hügel hinauf, wo Emily mit einem ersticken Aufschrei stehen blieb. Reflexhaft klammerte sie sich mit beiden Händen an Damians Arm fest.
Der Weg war zu Ende. Eine Steilwand fiel senkrecht ab in eine – zugegeben – wunderschöne Bucht. Zu allen Seiten war das türkisblaue Meer eingeschlossen und glitzerte in den goldenen Strahlen der Sonne. Das Wasser schien durch einen kleinen Spalt in der gegenüberliegenden Felswand in die Bucht zu gelangen. Dahinter musste das offene Meer liegen. Es war ein sehr friedliches Bild, auch wenn die Höhe diesen Eindruck etwas schmälerte.
»Was ist los?« Damian versuchte sie näher an den Abgrund zu ziehen, doch Emily stemmte sich mit aller Kraft gegen ihn.
»Bist du wahnsinnig?« Sie riss sich von ihm los und trat schnell einen Schritt zurück. »Was wollen wir hier?«
»Schwimmen?«
»Bist du wahnsinnig?!«
»Komm schon, Emily. Wir springen gemeinsam.«
»Bist. Du. Wahnsinnig?!«
Damian verdrehte die Augen. »Jetzt hör auf. Das wird lustig. Ich verspreche es dir. Komm näher. Sieh es dir an.«
»Nein.« Sie wich seiner Hand aus, die nach ihrer greifen wollte. »Ich habe Höhenangst, Damian. Das ist nicht lustig.«
Er wandte sich nun vollständig zu ihr um und sah ihr in die Augen. »Ich weiß«, sagte er ernst. »Ich weiß, wie sehr dich der Tod deiner Freundin mitnimmt. Wie sehr es dich mitnimmt, dass du damals beinahe abgestürzt wärst. Und ich will nicht, dass du Angst hast. Ich will, dass du in meiner Gegenwart niemals Angst hast und gemeinsam mit mir springst. Überwinde deine Furcht.«
Emilys Hände begannen zu zittern, ihre Beine kribbelten, als würden sie jeden Moment nachgeben, doch Damian war noch nicht fertig. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und beugte sich über sie. »Spring, Emily«, sagte er eindringlich, »und du wirst dich besser fühlen. Lass die Angst hinter dir.«
»Du bist mein Schutzengel!« Was sollte das alles hier? Vielleicht sollte sie versuchen aufzuwachen. »Deine Aufgabe ist, mich zu
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