Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
seiner Entscheidung ab - eigentlich viel zu viel! Deshalb mußte diese auch wohlüberlegt sein. „Was ist gewonnen, wenn die Menschen Bescheid wissen?“ fragte er mehr sich selbst als seinen Gegenüber. „Sie sind in ihrem Glauben wie naive Kinder. Panik würde ausbrechen. Nein, das können und dürfen wir nicht riskieren. Wir wissen es als einzige, und das soll auch so bleiben. Es liegt in unserer alleinigen Verantwortung, die drohende Gefahr abzuwenden.“
„Ich hoffe inbrünstig, du weißt, was du da für eine Entscheidung triffst, Alfonso!“ meinte Katschu düster. „Indem wir alles für uns behalten, tragen wir in der Tat die alleinige Verpflichtung. Glaubst du wirklich, wir sind den Dingen gewachsen?“
„Das müssen wir!“ Alfonso Canalejas ballte die Hände und schüttelte sie. „Das müssen wir, und Gott wird uns helfen, da es gegen die schrecklichen Mächte des Bösen geht!“
Katschu war da nicht so zuversichtlich, aber das behielt er wohlweislich für sich. „Höre also meinen Vorschlag“, sagte er zu dem Dorfoberhaupt. „Bei Tageslicht ist der Dämon geschwächt. Dies müssen wir für unsere Zwecke nutzen.“
„Wie soll das denn geschehen?“
„Ich habe mir überlegt, wieso der Dämon ausgerechnet auf der Nachbarinsel landete. Das muß seinen gewichtigen Grund haben.“
Ein Schatten huschte über das wettergegerbte Gesicht des Alten. „Du hast recht, Katschu. Erst jetzt wird mir das klar. Ob es was mit den Ausgrabungen zu tun hat?“
Katschu zuckte die Achseln. „Das ist anzunehmen. Erinnern wir uns. Was haben die Männer aus Lissabon eigentlich gefunden?“
„Fragmente einer untergegangenen Kultur, behaupteten sie. Kultgegenstände, von der Zeit größtenteils zerstört. Es war nicht mehr feststellbar, welchem Zweck sie ursprünglich dienten.“
„Aber waren die Wissenschaftler nicht sehr niedergeschlagen abgezogen?“
„Das waren sie, weiß der Himmel. Sie scheinen recht bescheidene Ausbeute gemacht zu haben - gemessen am Aufwand - obwohl sie doch einige Zeit drüben gearbeitet haben.“
„Paß auf, ich erzähle dir von meiner Vision, Alfonso: Ich schien hoch über dem Meer zu schweben und erkannte die Insel. Da war ein leuchtender Punkt, der die Aufmerksamkeit des Dämons erregte. Irgendwie zogen sich Punkt und Dämon gegenseitig an, denn der Furchtbare hatte vorher schon vergeblich versucht, sich gegen den Wind zu stemmen. Er war zu sehr geschwächt. Über der Insel jedoch schien er einen Teil seiner Kräfte zurückbekommen zu haben, denn jetzt fiel es ihm gar nicht mehr so schwer, sein Ziel selbst zu bestimmen. Er sank schnell abwärts und wurde von dem Leuchten aufgesogen.“
Erregt sprang der Alte auf. „Das ist ja äußerst interessant. Wo genau war denn dieser ominöse Punkt? Kannst du dich erinnern?“
„Ja, ganz deutlich, Alfonso. Ich bin sicher, daß dort die Männer gegraben haben!“
Die plötzliche Euphorie des Alten bekam einen deutlichen Dämpfer: „Das bedeutet eigentlich nur eines“, folgerte er kleinlaut: „Wir müssen zur Insel hinüber und uns an Ort und Stelle umsehen. Von hier aus wird es uns kaum möglich sein, das Rätsel zu lösen.“
„Du hast recht.“ Katschu nickte. „Aber ich werde allein gehen.“
„Das ist zu gefährlich!“ widersprach Alfonso Canalejas. „Ich werde zugegen sein!“
„Bedenke, alter Mann, daß du außer mir der einzige bist, der über die Dinge Bescheid weiß. Was ist, wenn wir beide nicht mehr zurückkommen? Dann ist das Dorf sich selbst überlassen und hat erst recht keine Chance mehr.“
„Du hast recht.“ Der Alte fügte sich widerstrebend. „Auf der anderen Seite allerdings: Welche Chance hat das Dorf denn überhaupt?“
„Wenn ich nicht bis zum Abend zurück bin, mußt du die Evakuierung der Insel veranlassen, hörst du?“
„Du bist verrückt, Katschu! Total verrückt! Wie soll ich das den Leuten denn klarmachen? Sie sind alle arm, befinden sich aber in der Heimat. Gehen sie fort von hier, sind sie fremd. Das wird ihre Armut nur noch vergrößern.“
„Besser arm als tot!“ konstatierte Katschu ungerührt.
Alfonso fügte sich endlich und wandte sich zur Tür. „Ich werde allen sagen, daß du während eines Spaziergangs gefallen bist. Dabei traf dein Kopf auf einen Stein, und du verlorst das Bewußtsein. Ich konnte mich aber inzwischen davon überzeugen, daß es dir wieder bestens geht.“
Katschu nickte. „Einverstanden - und ich werde mit ein paar Vorbereitungen beginnen, um nicht mit
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