Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Höchstens in Gruselromanen. Aber doch nicht in Wirklichkeit!“ Der Zweifel blieb. Er blickte zur Luke hin. Stimmen waren unter Deck. Von seinem Standort aus konnte er nicht verstehen, was dort gesprochen wurde. Wahrscheinlich ging es ohnedies nur um den Schweden, was ja verständlich gewesen wäre. Berry blickte in die Richtung, in die Niels nachts gestarrt hatte. Er war dabei merkwürdig abwesend erschienen. Ein eigenartiges Gefühl bemächtigte sich Berry. Er hatte auf einmal den Eindruck, weit vor ihm befände sich eine Insel. Sie war nur ein Schatten, mehr nicht, und doch hatte er plötzlich den unwiderstehlichen Wunsch, die Jacht dorthin zu lenken. Unwillkürlich wandte er sich ab, um zum Ruderhaus zu gehen und diesem Wunsch nachzugeben...
Verwirrt hielt er inne. Der Bann fiel wieder von ihm ab. „Verdammt, was war denn das gewesen?“ fragte er sich verwundert. Er kratzte sich am Hinterkopf. „Ich glaube, ich muß mein Weltbild revidieren. Es gibt tatsächlich übernatürliche Phänomene. Wenn dem aber so ist, dann ist Niels Orsted - wirklich besessen?!“ Bei diesen Worten erbleichte er. Demonstrativ wandte er sich vom Ruderhaus am und ging auf die Luke zu. Dabei war ihm, als streifte in ein eiskalter Hauch. Er erschrak darüber, aber da war der Spuk schon wieder vorbei. Fast hatte er den Niedergang erreicht, als sich unten lautes Gezeter erhob. Berry Redliff blieb abrupt stehen. Es polterte und krachte. Dann hetzte jemand auf Deck. Es war Niels Orsted. Sein Hemd hing in Fetzen. Ein blutiger Streifen zog sich über seine Wange. In den Augen loderte ein unbestimmbares Feuer. Sofort drehte er sich herum und schlug die Luke zu. Ein schmerzhafter Aufschrei bewies, daß es einen Verfolger gegeben hatte. Niels verriegelte die Luke und wandte sich keuchend an Berry.
„Mensch, du mußte mir helfen. Ich glaube, die sind alle verrückt geworden. Ich werde wach und - was sehe ich? Diese verrückte Marlen steht mit einem Kreuz neben der Koje, ein richtiges Kreuz. Das Ding hing an einer Halskette und pendelte hin und her. Ich habe es mit der Angst zu tun bekommen und sprang auf. Die anderen jedoch warfen sich wie ein Mann auf mich und hielten mich fest. Mit Mühe und Not nur konnte ich mich von ihnen befreien.“
Also sind die zu demselben Schluß gekommen wie zuerst Marlen und dann - ich! dachte Berry Redliff bestürzt. Er fragte sich, wie er sich nun verhalten sollte. Wahrscheinlich war es besser, wenn er sich erst einmal als Verbündeter ausgab. „Die haben schon vorhin so komisch daher geredet“, log er eifrig. „Deshalb ging ich ja auch an Deck. Mach die Luke nur gut zu. Wir werden sie erst wieder befreien, wenn sie vernünftig geworden sind.“
Niels schenkte ihm einen forschenden Blick. Dann schien er von der Loyalität Berrys überzeugt zu sein. Mit einem Taschentuch tupfte er die Schramme ab, die sich an seiner Wange befand. „Diese überspannten Idioten“, kommentierte er sein Tun. „Die würden einen glatt umbringen. Eine schöne Brut habe ich mir da an Bord geladen.“ Er bewegte sich auf das Ruder zu. „Berry, du bist doch so ein ausgezeichneter Navigator. Hilfst du mir? Wir werden die nächste Insel ansteuern.“
Berry Redliff zögerte keine Sekunde. Er mußte den Besessenen bei Laune halten und willigte deshalb ein. Ja, jetzt war er fest überzeugt davon, daß Niels Orsted besessen war. Irgendeine dämonische Macht hatte von ihm Besitz ergriffen. Lauerte diese Macht dort vorn, in der Richtung, in die Niels heute nacht geschaut hatte? Berry gönnte der Luke nicht einmal einen Blick. Er ignorierte den furchtbaren Lärm der Eingeschlossenen. Mehrmals wurde sein Name gebrüllt.
Niels Orsted warf den Motor seiner Jacht an. Das Motorengeräusch klang satt und rund. Da steckten einige PS drin, mehr, als man im allgemeinen vermutete. Wenig später setzte sich die Jacht in Bewegung. Berry Redliff hatte den Kurs festgelegt. Anfangs hatte der Amerikaner befürchtet, Niels wollte zu der Insel, die seiner Meinung nach das Zentrum der magischen Mächte war, aber dem war offensichtlich nicht so. Mit voller Kraft brausten sie einem anderen Ziel entgegen. Es mochte eine Insel sein, die sich von der anderen nur wenige Kilometer entfernt befand.
Inzwischen hatten die Freunde unter Deck ihre Bemühungen verstärkt. Mit einem festen Gegenstand schlugen sie von unten gegen die Luke. Es war eine Frage der Zeit, bis diese nachgeben würde.
„Jetzt wird es mir aber zu bunt!“ knurrte Niels Orsted.
Berry
Weitere Kostenlose Bücher