Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
später dann so tun, als sei es Katschu gelungen, ihn zu überzeugen? So handelte Alfonso Canalejas dann auch: Er blieb ruhig sitzen und ließ Katschu nicht aus den Augen. Auf den magisch Geschulten mußte das nun so wirken, als habe der Alte reges Interesse an den Vorgängen bekommen.
Katschu stellte die drei Kerzen zu seinen Füßen, so daß sie ein Dreieck innerhalb des Drudenfußes bildeten. Dann entzündete er sie mit einfachen Schwefelhölzern. Die kleinen Flämmchen flackerten leicht. Katschu schloß die Augen und hob die Arme. Mittel- und Zeigefinger beider Hände überkreuzte er. Die Worte fielen ihm ein, die ihm der afrikanische Medizinmann beigebracht hatte. Der Zauberer war ein sehr weiser Mann gewesen und Katschu ein sehr gelehriger Schüler. Flüsternd zitierte er die entsprechenden Beschwörungsformeln. Auch er hatte dem Zauberer letztlich einiges beibringen können. Dinge wie der Drudenfuß und ähnliches waren dem Medizinmann bislang völlig unbekannt gewesen, da er sich mit seinem Stamm erfolgreich gegen jegliche Missionsarbeit zur Wehr gesetzt hatte. Luis, als Sohn abergläubischer Fischer, hatte ihm eine ganze Menge über diese Dinge sagen können. Der Medizinmann hatte sie ausprobiert - und war darüber begeistert gewesen. Und Katschu tat hier das, was der Schwarze am Ende ebenfalls getan hatte: Er verquickte die magischen Symbole zweier Glaubensrichtungen miteinander, um mit diesen Hilfsmitteln eine größeres Wirkung zu erzielen.
Und die erzielte er dann auch tatsächlich! Höchstens eine Minute verging, da hüllte den Katschu auf einmal eine dunkle Wolke ein. Dem Alten fielen schier die Augen aus den Höhlen. Er konnte es nicht fassen, glaubte aber sofort an einen gut einstudierten Trick. Das weitere begann, ihn eines besseren zu belehren: Die kleinen Flämmchen der weißen, geweihten Kerzen loderten auf einmal höher. Die schwarze Wolke waberte, und an dem Keuchen Katschus konnte man erkennen, daß sie ihm die Luft abschnürte. Alfonso Canalejas glaubte, deutlich zwei glühende Punkte in Augenhöhe zu sehen, die ihn unverwandt anstarrten. Es schauderte ihm.
Immer größer wurden die Kerzenflammen, bis sie sich knatternd in die schwarze Wolke hineinfraßen. Ja, sie begannen in der Tat, die Wolke aufzuzehren! Ein unglaublicher Vorgang, der Alfonso ein dumpfes Ächzen entlockte. Er griff sich ans Herz. Seine Rechte krallte sich in die Brust. Es wäre besser gewesen, er hätte den Blick abgewendet, doch das Schauspiel fesselte ihn zu sehr. Die schwarze Wolke ließ ein Stöhnen hören. Sie kreiselte wild um Katschu herum, der noch immer seine Arme zur Decke reckte. Immer heftiger bewegte sich die Wolke. Die Kerzenflammen knatterten lauter. Sie hatten jetzt eine Höhe von mindestens einem halben Meter! Ein intensives Strahlen ging von ihnen aus. Es begann, die Szene zu beherrschen. Wie eine Aura, die mehr und mehr Katschu umgab.
Laut hallende Worte kamen aus Katschus Kehle. Sie wirkten wie Peitschenhiebe. Bei jedem Wort zuckte Alfonso zusammen - wie getroffen.
Die Wolke sackte in sich zusammen, wurde von dem Strahlen vollkommen aufgesogen. Wie ein Heiliger stand Katschu da, umgeben von hellem, wenn auch unwirklichem Schein. Seine Augen öffneten sich und fixierten den Bürgermeister. Langsam ließ er die Arme sinken, bis sie waagerecht vom Körper abstanden. Ein furchtbarer Laut entstand. Er schien von allen Seiten gleichzeitig zu kommen und klang, als hätte er seinen Ursprung direkt in einem Grab. Das nackte Grauen fiel den Alten an. Er schüttelte sich wie im Fieber.
Weiter senkten sich Katschus Arme. Der Laut verlor sich wie in weiter Ferne. Als Katschus Finger zu Boden zeigten, war plötzlich wieder alles ruhig. Der Spuk war zu Ende. Nicht einmal mehr der Drudenfuß war zu sehen. Nur die Kerzen brannten ganz normal. Ihre Flammen zuckten ein wenig.
„Was - was war das?“ ächzte Alfonso Canalejas. Kreidebleich war er geworden, und er hatte vergessen, daß er Katschu eigentlich etwas hatte vormachen wollen. Nein, das war jetzt nicht mehr nötig...
„Der Beweis!“ erläuterte Katschu erschöpft. „Das war der Beweis, den ich dir versprochen hatte.“
*
„Du... du hast mich überzeugt!“ murmelte Alfonso Canalejas brüchig. „Furchtbare Dinge - furchtbare Dinge sind das!“
„Tröste dich, alter Mann, du hast nur einen winzigen Teil dessen erlebt, zu was die magischen Kräfte fähig sind. Ich rief den Dämon, und er schickte seine Gedanken, die sich in der schwarzen
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