Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
gerannt. Zitternd stand er da. Es gelang ihm offenbar nicht mehr, seine Hand vom Kleid der Frau zu lösen.
Die Verfolger zögerten dessentwegen keine Sekunde. Sie beschleunigten im Gegenteil noch ihren Lauf, falls das überhaupt noch möglich war, und näherten sich rasch dem Flüchtigen. Juliano Jaqueras befand sich an der Spitze. Immer noch. Er flog förmlich auf das Bürgermeisterhaus zu.
Maria hob jetzt ihre stämmigen Arme und schlug auf den Fremden ein. Sie wußte nichts davon, daß der Schwede besessen war. Sie dachte wohl, Niels Orsted wollte sie vergewaltigen oder ihr anderes antun. Und sie hatte sich inzwischen soweit in der Gewalt, daß sie sich zu wehren begann.
Noch immer war Niels Orsted, beziehungsweise der Dämon, der in ihm nistete, nicht in der Lage, sich von der Frau zu lösen - aus unerklärlichen Gründen. Nun stieß Maria ihn aber mit einem kräftigen Stoß von sich. Niels Orsted taumelte rückwärts quer über die gepflasterte Straße und wurde von der gegenüberliegenden Hauswand erst wieder aufgehalten. Sein Körper krümmte sich wie unter wahnsinnigen Schmerzen. Nur noch wenige Schritte, und Juliano Jaqueras würde ihn erreicht haben. Deutlich sah der Fischer, daß die linke Hand, mit der der Fremde nach Maria gegriffen hatte, schwarz verkohlt war. Er konnte es sich nicht erklären, verschwendete aber weiter keinen Gedanken mehr daran. Es galt zu handeln.
Mit blutunterlaufenen Augen blickte sich der Besessene um und erkannte seinen Gegner. Er sprang auf die Beine, stieß sich von der Hauswand ab. Die Pein, die eben noch seinen Körper durchrast hatte, war anscheinend schon wieder überwunden und vergessen. Er stellte sich seinem Feind. Juliano konnte seinen raschen Lauf nicht stoppen. Er ging sofort zum Angriff über, sprang in die Luft, mit den Füßen voraus. Die derben Schuhe zielten auf das Gesicht des Fremden. Der Dämon hatte allerdings die Gefahr rechtzeitig erkannt. Mit einem hämischen Kichern wich er zur Seite und ließ Juliano ins Leere gehen. Den Portugiesen traf ein furchtbarer Hieb am Kopf, der sein Bewußtsein schwinden ließ und ihn zu Boden warf. Er wollte sich erheben, doch die Beine knickten unter ihm weg. Er hörte wie durch dicke Watte den erschreckten Ausruf von Maria, die sich ängstlich gegen die Hauswand drückte, und deutete es richtig. Im letzten Augenblick warf er sich beiseite. Der zweite Hieb des Besessenen traf nicht ins Ziel. Und dann mußte sich Niels Orsted sputen, wollte er nicht den Nachkommenden in die Finger fallen. Er stieß dabei ein meckerndes Lachen aus und kreischte: „Ihr habt keine Chance gegen mich! Ich werde euch so lange hetzen, bis euch die Zunge aus dem Halse hängt, und dann werde ich euch nacheinander umbringen! Das wird meine Strafe sein!“ Den Leuten jagten eisige Schauer über den Rücken. Sie erreichten endlich das Haus. Niels Orsted wartete, bis sie auf Armlänge heran waren. Sie griffen bereits nach ihm, doch häßlich lachend entzog er sich ihnen. Er hetzte davon. Dabei beschleunigte sich nicht einmal mehr sein Atem. Noch etwas gewahrten die entsetzten Fischer: Der gebrochene Arm hatte sich auf magische Weise wieder zusammengesetzt und war verheilt! Auch die verbrannte Hand hatte sich wieder normalisiert! Sofort liefen die Fischer weiter, um den Besessenen endlich zu erwischen. Sie waren total erschöpft, gaben aber noch immer nicht auf. Es mußte ihnen gelingen. An die Warnung des Besessenen dachte keiner mehr...
*
Diesmal hielt der Verfolgte einen geringeren Abstand. Immer wieder überschüttete er seine Feinde mit seinem Hohn. Er malte ihnen bis ins Detail aus, was er mit ihnen machen würde, waren sie erst einmal so ausgepumpt, daß sie ihm nichts mehr anhaben konnten. Juliano Jaqueras indessen blieb zurück. Für ihn war die Jagd vorläufig zuende. Er hatte große Schwierigkeiten, wieder auf die Beine zu kommen. In seinem Kopf schien sich ein ganzer Hornissenschwarm breitgemacht zu haben, und alles drehte sich um ihn.
Maria trat zu ihm hin und faßte ihm helfend unter die Arme. „Was, um Gottes Willen, ist denn überhaupt passiert?“
Juliano bekämpfte die farbigen Nebel, die seinen Blick verschleierten. Das runde, gutmütige Gesicht von Katschus Frau schälte sich heraus. „Der Fremde ist vorhin im Hafen angekommen. Mit einer Jacht. Er ist von einem bösen Geist besessen und läuft Amok. Wir müssen ihn töten!“
Die Frau erschrak schier zu Tode. „Was?“ rief sie erbleichend. Sie schaute den Fischern
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