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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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Sackgasse. Ich hatte völlig die Orientierung verloren und wußte nicht mehr, in welchem Teil des Friedhofs ich mich befand. Vor mir war ein Zaun und dicht hinter mir der Verfolger, der nach meinem Blut, nach meiner Lebenskraft lechzte. Ich sprang an dem Zaun empor, hatte jedoch meine Kräfte überschätzt. Ich war zu erschöpft, um zu entkommen.
    „Hilfe!“ schrie ich, doch war es mehr ein Ächzen als ein Schrei. Wieder und immer wieder versuchte ich, den Zaun zu erklimmen. Meine Hände versagten. Meine Glieder waren schwer wie Blei. Feurige Ringe drehten sich vor meinen Augen. Die Lungen pumpten wie ein Blasebalg und sorgten dennoch zu wenig für Sauerstoff. Ich warf mich herum, glitt wimmernd mit dem Rücken am Zaun abwärts. Da war der hohe Schatten, vom silbrigen Licht des Mondes übergossen, der sich von der dichten Wolke wieder befreit hatte. Er war mein einziger Zeuge.
    Der Untote taxierte mich. Er ließ sich jetzt Zeit mit mir, genoß die letzten Augenblicke meines Lebens, meine Todesangst. Er wußte, daß ich sowieso nicht mehr weiter fliehen konnte. Das Totenhemd hing in Fetzen an ihm herunter, den zerfleischten Brustkorb freigebend. Ich persönlich trug für diese schrecklichen Verwundungen die Schuld. Ich hatte seinen Tod verursacht, von dem andere annahmen, er sei die Folge eines tragischen Unfalls. Alles war perfekt von mir eingefädelt worden. Und jetzt war der Ermordete aus dem Reich der Toten zurückgekehrt, um Rache zu nehmen. Ich konnte es nicht begreifen, aber es war so. Der unumstößliche Beweis stand vor mir, tapste grollend auf mich zu.
    „May! Ich wußte es: Du fliehst nicht mehr weiter!“ Er hob die Arme, breitete sie aus. „Komm in meine Arme. Ich drücke dich an meine tote Brust. Spüre den Atem des Todes, schenke mir die Energie, die nur Lebende in sich bergen. Ich lechze danach.“ Tapp... tapp... tapp...
    Ich roch den Atem des Todes, und mir wurde schlecht davon. Der Ekel übermannte mich schier. Die Schritte knirschten über den Kies. Die ausgestreckten Hände, von der Erde verschmutzt und vom Tod unansehnlich geworden, berührten mich fast. Ein letztes Mal gelang es mir, einen Schrei über meine Lippen zu drängen. Ich vermeinte fast, er müßte in der ganzen Stadt gehört werden, doch würde sowieso jegliche Hilfe für mich zu spät kommen müssen. Der Leichnam grunzte zufrieden, packte mich, zog mich zu sich hoch und schloß mich in die Arme. Das furchtbare Gesicht näherte sich dem meinen. Sinnlos, meinen Kopf zur Seite drehen zu wollen. Ich konnte den Kuß des Ermordeten nicht vermeiden. Die schwammigen, eisigen Arme hatten eine ungeheure Kraft. Die Luft wurde mir gewaltsam aus den Lungen gepreßt. Ich konnte nicht mehr atmen. Wieder ein zufriedenes Grunzen. Das Monster genoß die Situation.
    „Geliebte May, wo bleibt dein Begrüßungskuß? Ich bin es doch, dein lieber Mann. Ich bin zurückgekehrt von einer langen, langen Reise!“ Die Augen wirkten tatsächlich wie glühende Kohlen.
     
    *
     
    In diesem Moment grellte hinter mir Licht auf! Die Szene erstarrte. Ein Ruf wehte zu mir herüber. Eine Wagentür wurde zugeschlagen. Ein weiterer Ruf, diesmal deutlicher: „He, was geht hier vor?“ Eine menschliche Stimme! Ein Lebendiger, der Zeuge der Geschehnisse war! Absätze knallten über den Asphalt auf der anderen Seite des Zauns. Jemand näherte sich. Noch einmal die Stimme: „Lassen Sie sofort die Frau los!“
    Neue Hoffnung durchströmte mich. Der Griff des Untoten lockerte sich tatsächlich. Unwillig wandte er den Kopf. Ich schöpfte tief Atem, stieß ihn zu einem einzigen Aufschrei wieder aus: „Hilfe!“
    Die Schritte auf dem Asphalt beschleunigten sich. Etwas stieß gegen den Zaun. Der Untote ließ von mir ab, taumelte zurück. „Fred!“ kreischte eine hysterische Mädchenstimme. „Fred, bleib hier!“
    Aber Fred hörte nicht auf sie. Er erkletterte den Zaun. „Na warte, Freundchen!“ knurrte er aufgebracht. „Ich werde dich lehren, nächstens einsame Frauen zu belästigen!“
    Ich war unfähig, mich von der Stelle zu rühren. Nicht nur, daß ich dazu viel zu erschöpft war. Ich konnte nicht den Blick von dem Untoten wenden, der in den Schatten getreten war. Allmählich begann ich zu begreifen: Der Zaun grenzte den Friedhof vom Parkplatz ab. Offenbar waren Fred und das Mädchen ein Liebespärchen, das hier ein lauschiges Plätzchen gefunden hatte. Und dann waren sie Zeugen der Ereignisse geworden und hatten den Scheinwerfer eingeschaltet.
    Fred konnte nicht

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