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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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die beiden Polizisten im Haus rumoren. Sie gaben mir ein sehr vages Gefühl von Sicherheit, an die ich einfach nicht glauben wollte. Es gelang mir mit Mühe, dem Bestreben zu widerstehen, das Fenster zu öffnen. Ich starrte nur durch die geschlossene Scheibe nach draußen. Lange stand ich da, mich gegen die unwirkliche Atmosphäre wehrend, die mich einlullen wollte.
    Und dann sah ich ihn auf einmal: Edgar! Er stand unten auf der Straße und schaute zu mir herauf. Ich schrie gellend. Die Polizisten kamen herbeigeeilt. Die Gestalt blieb nur so lange auf der Straße stehen, bis die Polizisten bei mir waren. Bevor sie Edgar sehen konnten, tauchte er im Schatten der Nacht unter.
    Ich konnte mich nicht mehr beruhigen und bestand darauf, den Inspektor zu sprechen. Der Kriminalist war nicht erreichbar, wenigstens nicht sofort. Ich erfuhr auch bald, warum das so war: Der Inspektor war beschäftigt gewesen, denn auf dem Friedhof war auch in dieser Nacht ein Mord geschehen!
    Als ich später wieder aus dem Fenster schaute, sah ich ihn wieder, meinen verstorbenen Mann. Er stand da und schaute unbewegt zu mir empor. Plötzlich hob er die rechte Faust und schüttelte sie drohend gegen mich. Er rief etwas. Ich konnte es nicht verstehen, weshalb ich jetzt das Fenster doch öffnete. Diesmal schrie ich nicht um Hilfe. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen, trotz aller Todesangst. Es war tatsächlich die Stimme von Edgar, und er sah auch nicht mehr aus wie ein Untoter, sondern gerade so wie zu Lebzeiten. „Du wirst meiner Rache nicht entgehen! Du hattest gestern nacht auf dem Friedhof die Gelegenheit, mir zu helfen. Diese hast du nicht wahrgenommen. Du hättest an den Dingen teilhaben können. Stattdessen mußten unschuldige Menschen sterben. Jetzt bin ich durch sie stark und warte auf die Ausführung meiner Rache!“ Er wandte sich ab und schritt einfach davon.
    Noch in dieser Nacht packte ich die Koffer. Am Tage endlich verließ ich das Haus: Der Inspektor begleitete mich. Abends fuhr das Schiff nach Indien. Damit kehrte ich London den Rücken. - Warum ich ausgerechnet dieses Schiff genommen habe? Ich - ich weiß es nicht so genau. Soll ich es einen... Instinkt nennen, der mich dazu trieb?
    Jedenfalls, der Inspektor hielt mich nicht auf. Er schien der Meinung zu sein, daß es sowieso besser für mich war, wenn ich der Gefahr auf diese Weise entfloh. Mein Überleben schien ihm wichtiger zu sein als meine Rolle als Zeugin. Und jetzt sitze ich vor Ihnen, Mr. Tate, und erzähle Ihnen das alles. Sie werden sich fragen, wieso? Dabei ist die Antwort ganz einfach: Ich brauche Ihre Hilfe, Mr. Tate, und ich bin mir sicher, daß Sie der einzige Mensch auf dieser Welt sind, der mir überhaupt helfen kann. Ich weiß es, weil ich etwas von dem mitbekommen habe, was auf dem Schiff auf dem Weg nach Indien geschah. Und ich habe mich wieder an Bord begeben, als Sie Indien verließen, und da bin ich abermals Zeugin geworden. Ich weiß nicht, wieso ich der einzige auf dem Schiff bin, der es nicht vergessen hat. Vielleicht, weil meine Sinne durch die Erlebnisse mit dem Untoten in irgendeiner Weise geschärft sind?
    Bitte, bitte, helfen Sie mir!“
     
     
     
     
    27. Kapitel
     
    Die Sprecherin endete erschöpft. Sie barg ihr Gesicht in den Händen und begann, leise zu schluchzen.
    Konnte, ja durfte ich denn überhaupt einer erkannten Mörderin helfen? Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte aufmerksam zugehört, aber mir kam die ganze Geschichte zu fantastisch vor. Ich hatte meine Erfahrungen mit diesen Dingen. Vielleicht war ich eben deshalb so mißtrauisch? Ich wußte, daß es Geister, Dämonen und die Macht der Schwarzen und Weißen Magie gab, und doch war dieser Fall für mich fast ein Novum.
    Ich machte keine Anstalten, May Harris zu trösten. Ruhig fragte ich sie: „Was ist denn Ihrer Meinung nach auf dem Schiff passiert?“
    Sie nahm die Hände herunter und wandte mir ihr Gesicht zu. Ihre Augen hinter den Brillengläsern waren gerötet. Irgendwie faszinierte mich diese Frau. Nach eigenen Angaben war sie zweiunddreißig Jahre alt. Ungewöhnlich, daß sich eine Frau so offen zu ihrem Alter bekannte. Ihre Kleidung erschien mir ein wenig zu altmodisch, auch nicht gerade geschmackssicher. Man sah der Frau an, daß sie auf ihr Äußeres wenig Wert legte, obwohl sie dabei keineswegs als ungepflegt gelten durfte. Aber: Die Brille paßte ganz und gar nicht zu ihrem Typ, die Haare waren lang und sehr blond, aber am Hinterkopf zu einem häßlichen

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