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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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Großmutterknoten zusammengeflochten. Das gab ihr einen strengen Ausdruck. Das Gesicht war unnatürlich bleich, als hätte May Harris in all den Jahren niemals einen Sonnenstrahl an ihre Haut herangelassen. Ihre zierliche Gestalt steckte in den viel zu weiten Kleidern und kam überhaupt nicht zur Geltung. Mit anderen Worten: May Harris schien sich emsig zu bemühen, möglichst häßlich zu wirken. Vielleicht nicht einmal absichtlich?
    Ich konnte mir nicht helfen, aber die Harris gefiel mir trotzdem, und ich beschloß in diesem Augenblick, ihren Hilferuf nicht zu überhören, auch wenn die Umstände noch so mysteriös erschienen.
    Endlich beantwortete sie meine Frage: „Ich ging an Bord des Schiffes, das nach Indien fuhr. Sie fielen mir zunächst überhaupt nicht auf. Es mag Zufall gewesen sein, daß ich ausgerechnet in diesem Augenblick an Ihrer Kabine vorbeikam, als alles begann“, sagte sie so leise, daß ich sie fast gar nicht verstand. „Ich habe die fremde Macht gespürt, aber ich fühlte auch, daß sich diese Macht in erster Linie auf einen bestimmten Punkt konzentrierte. Dieser Punkt war innerhalb Ihrer Kabine, Mr. Tate. Ich konnte nicht anders und versuchte, einzudringen. Vergebens. Ich schaute durch das Schlüsselloch. Im Innern der Kabine war eigenartiger Nebel. Mr. Tate, ich wartete so lange, bis die Sache überstanden war. Jeder an Bord des Schiffes hat etwas gemerkt. Da bin ich ganz sicher. Das ließ sich wohl nicht vermeiden. Doch nur ich weiß, daß etwas dahintersteckte, das mit normalen Maßstäben nicht meßbar ist und mit dem gesunden Menschenverstand nicht erklärt werden kann. Deshalb weiß auch im nachhinein niemand mehr etwas davon. Als wäre es überhaupt niemals geschehen. Aber ich sah mit eigenen Augen, daß irgend etwas versuchte, diesen Nebel zu durchdringen, und ich gewahrte deutlich die Anwesenheit dämonischer Mächte. Mr. Tate, ich glaube, ich habe tatsächlich dafür in all den Jahren einen besonderen Sinn entwickelt. Die Geschichte, die ich Ihnen erzählte, begründet das wohl ausreichend. Der Nebel verschwand auf einmal wieder. Sie und Ihr Freund lagen am Boden. Sie machten einen reichlich mitgenommenen Eindruck. Ich belauschte Sie.“
    Ich wollte etwas sagen, aber May Harris winkte mit zwei Händen ab.
    „Bitte, es war nicht richtig, was ich tat, aber Sie müssen verstehen, daß eine Ertrinkende nach jedem Strohhalm greift, der sich ihr anbietet. Ich weiß noch immer nicht, was in Ihrer Kabine alles geschah, nicht definitiv wenigstens. Ich will es auch nicht unbedingt erfahren. Ich weiß nur eines: Zweimal haben Sie mit bösen Mächten gekämpft. Auf der Hinfahrt nach Indien und auch auf der Herfahrt. Wer weiß nicht, was in Indien ablief, denn dort habe ich Sie leider vorübergehend aus den Augen verloren. Ich habe halt so lange im Hafen gewartet, bis Sie wieder auftauchten.
    Egal, Mr. Tate: Sie haben sich diesen bösen Mächten gestellt, und ich habe deren überlegene Macht überdeutlich gespürt, und trotzdem sind Sie mit diesen überlegenen Mächten fertig geworden. Ich glaube sogar, daß diese Mächte schlimmer waren als das, was mich bedroht. Und deshalb gibt es für mich nur noch diese eine Chance. Weil selbst der Tod mich nicht retten würde. Weil meine Seele wahrscheinlich dann vollends Edgar gehört.
    Ich kam zu diesem Schiff, um Sie zu treffen, um Zeugin der Vorgänge zu werden. In mir ist etwas, was mich zu Ihnen führte. Das ist nicht nur einfach ein Instinkt. Das ist wahrscheinlich das Ergebnis der bösen Mächte, die versuchen, auf mich einzuwirken und es doch nicht vollends schafften - bisher. Irgendwie konnte ich ihnen entfliehen, aber ich habe keinen Zweifel daran, daß es nur vorübergehend von Erfolg gekrönt war. Inzwischen wird die böse Macht um Edgar noch mehr gestärkt sein. Allein bin ich verloren. Und deshalb: Bitte, bitte, helfen Sie mir, Mr. Tate!“
    Ich musterte sie. Sie kauerte in dem Sessel mir gegenüber, als hätte sie wirklich panische Angst. Nein, nicht vor dem Untoten oder der Macht, die hinter ihm stand, sondern eher... vor meiner Antwort!
    „Also gut!“ sagte ich und nickte. „Es gefällt mir nicht, daß Sie Zeugin der Ereignisse hier auf dem Schiff geworden sind.“
    Sie atmete tief durch. Dann schlug sie die Augen nieder. „Ich hätte vorher niemals für möglich gehalten, daß es solche Dinge überhaupt geben könnte. Deshalb habe ich ja auch niemals bemerkt, daß Edgar eigentlich schon immer mit solchen Kräften in Verbindung

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