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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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Entweder, der Mann lag noch nicht lange hier, oder aber...? Ich wußte keine zweite Möglichkeit. Auf jeden Fall fehlte der typische Leichengeruch.
    Was mich am meisten beschäftigte, war die Frage, wie der Mann in meine absolut sicher geglaubte Wohnung gekommen war. Ich war immer noch mißtrauisch, erwartete fast, daß der Leichnam sich jeden Augenblick erhob, um mich anzugreifen. Er sah scheußlich aus. Das Gesicht war aufgedunsen. Ich gewann immer mehr die Überzeugung, daß er schon eine ganze Weile ohne Leben war.
    Vorsichtig beugte ich mich über ihn. Die gebrochenen Augen starrten mich vorwurfsvoll an, so schien es mir. Ich streckte die Hände aus. Der Tote strahlte eine unheimliche Kälte aus. Ich berührte ihn an der Brust. Er fühlte sich an wie Mehl. Im nächsten Moment schreckte ich zurück. Lautlos löste sich der Leichnam auf. Er zerfiel innerhalb von Sekundenbruchteilen zu Staub.
    Jetzt schrie May Harris doch. Wir sahen uns bleich an. Mays Schrei riß ab. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Stelle, an der eben noch die Leiche gelegen hatte. Jetzt war da eine dünne Staubschicht mit den Konturen des Fremden. Es war nur noch unser Keuchen zu hören.
    „Kein Grund zur Aufregung!“ behauptete ich schließlich. „Ich glaube, den Vorgang erklären zu können.“ Ich räusperte mich und gab mir Mühe, meiner Stimme mehr Festigkeit zu verleihen. „Mein Apartment ist sorgfältig gesichert. Irgendwie hat der Dämon herausgefunden, wo ich wohne. Er wollte offenbar jemanden hier eindringen lassen, was allerdings nicht von Erfolg gekrönt war. Dennoch: Einmal mehr hat sich gezeigt, wie mächtig der Untote ist. Es gelang ihm immerhin, hier eine Materialisierung durchzuführen. Wir haben den Mann gesehen. Er fiel schließlich den magischen Schutzeinrichtungen zum Opfer. Er mag nur Sekundenbruchteile überlebt haben. Dann fiel er zu Boden und wurde zu Staub, der durch meine Berührung erst vollends zerfiel.“
    „Unglaublich!“ entfuhr es Tab Furlong. „Ich dachte, eine ganze Menge über diese Dinge zu wissen, aber ich glaube, hier habe ich meinen Meister gefunden.“
    Es war offensichtlich, daß er mit dem Meister mich meinte, gleichwohl es mich nicht gerade mit Stolz erfüllte. Ich kannte schließlich meine Grenzen und fand, daß Furlong meine Möglichkeiten gewaltig überschätzte.
    „Wie dem auch sei“, nahm ich das Wort wieder auf, „hier werden wir vorerst vor weiteren Attacken des Gegners sicher sein. - Wir müssen einen Plan entwerfen.“ Ich ging zum Fenster, zog das Rollo hoch und öffnete. Die kühle Abendluft wehte herein. Der Widerschein des Lichtermeeres über der Millionenstadt wirkte wie eine strahlende Aura. Ähnlichkeit mit einem Heiligenschein hat sie allerdings nicht, konstatierte ich in Gedanken mit einem Anflug von Galgenhumor. Der Wind nahm den Staub auf, der von dem fremden Eindringling übriggeblieben war, und trug ihn hinaus.
    Plötzlich hörte ich ein wütendes Zischen. Deutlich vermeinte ich, vor mir ein Gesicht zu sehen. Es schwebte nur wenige Yards vom Fenster entfernt schwerelos in der Luft. Ich hatte es nie zuvor gesehen, dessen war ich mir sicher, aber ich war auch sicher, daß es sich um Edgar Harris handelte, den Toten, der aus dem Schattenreich zurückgekehrt war, um seine irdische Macht auszubauen. Eine Faust wurde drohend geschüttelt. Sie war durchsichtig. Dann war der Spuk verschwunden.
    Ich gab mich gelassen, als ich das Fenster wieder schloß. „Nehmen wir doch Platz“, schlug ich vor und machte eine einladende Geste. Die Einrichtung meines Apartments war nicht gerade luxuriös zu nennen. Links neben dem Fenster stand eine Schrankwand. Sie beherbergte nicht nur ein ausklappbares Bett, sondern auch meine Kleider. Davor stand ein niedriger, kreisrunder Tisch, der Schrank und Sesselgruppe voneinander trennte. In der Ecke war die Kochnische mit Elektroplatten, Kühlschrank, Dunstabzugshaube und Schränkchen zur Aufnahme des Geschirrs. Auch ein tragbarer Fernsehen, Eßzimmertisch - der übrigens meist als Schreibtisch diente - und Stühle fehlten nicht. Direkt neben dem Eingang ging es rechts zum Badezimmer. Es war winzig, hatte nur Platz für eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette, bei deren Benutzung man wegen des Platzmangels sozusagen durchaus das Risiko eines längeren Krankenhausaufenthalts einzugehen bereit sein mußte. - Soweit die „normale“ Ausstattung.
    An den Wänden hingen Bilder mit schaurigen Szenen. Diese Bilder entsprachen nicht

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