Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Treppenhaus.
„Verdammt“, sagte der Gangster, „die Tür ist gesichert. Sie wirkt wie ein Panzer.“
„Was sollen wir machen?“ fragte der zweite etwas dümmlich.
„Hier kommen wir jedenfalls nicht durch“, meinte der erste nachdenklich. „Sollen es erst einmal die Jungs von draußen versuchen.“
Bildwechsel. Man sah einen Mann mit einem Präzisionsgewehr. Er zielte durch das aufgesetzte Spezialfernrohr. Jetzt sah man im Fadenkreuz ein erleuchtetes Fenster. Ein Schatten bewegte sich dahinter. Der Schütze wartete, bis sich der Schatten genau im Schnittpunkt des Kreuzes befand. Ein Schuß löste sich, raste auf das Fenster zu, traf das Glas und - wurde abgelenkt.
„Das gibt es doch gar nicht“, murmelte der Schütze. „Der hat sein Apartment ja in eine regelrechte Festung verwandelt.“
Ein eigenartiges Gefühl beschlich mich plötzlich. Ich sah mich nach meinen beiden Gästen um. Denen schien es ebenso zu ergehen. Das Geschehen auf der Mattscheibe schlug mich jetzt doch in seinen Bann. Ich konnte nicht mehr die Augen davon lösen. Der Schütze nahm gerade per Funk mit seinen Kumpanen Kontakt auf. Er berichtete. Kurzes Beraten. Dann verließ einer der Gangster die Tür und ging zwei Stockwerke tiefer. Erst da schien er sicher zu sein, daß ihr Gegner nicht mithören konnte. Über Funk gab er geflüsterte Anweisungen. Kurze Zeit später gesellten sich noch zwei Gangster hinzu. Sie trugen ein kleines Päckchen mit sich. Es bedurfte keiner großen Denkanstrengung, um zu erraten, was in dem Päckchen steckte: Sprengstoff! Sie legten ihn vor der Tür ab und sprangen in Deckung.
Sekunden vergingen. Dann entstand ein Lichtblitz, gefolgt von einem Donnerschlag. Als der Qualm sich einigermaßen verzogen hatte, war die Tür noch immer praktisch unbeschädigt. Nur im Boden davor befand sich ein Loch.
„So was habe ich noch nie erlebt“, sagte der eine Gangster zerknirscht. „Wir haben den Burschen erheblich unterschätzt.“
„Trotzdem“, meinte ein anderer, „jedweder hat einen wunden Punkt.“
Die anderen nickten beifällig. Sie berieten sich ein weiteres Mal. Einer hatte einen grandiosen Einfall, wie er fand: „Wie wäre es mit Gas?“ Triumphierend blickte er sich in der Runde um. „Er muß atmen. Seine Wohnung ist schließlich nicht luftdicht!“ Die anderen brachen in Begeisterungsrufe aus. Einer rannte los und kehrte bald wieder, mit einer Gasgranate in der Faust. Sie wurde vor der Tür gezündet. Schwaden stiegen auf. Ein Teil des Zeuges drang in die Wohnung ein.
Man sah den Mann, der sich verschanzt hatte. Verzweifelt versuchte er, alle Ritzen mit Tüchern abzudecken. Sein Unterfangen blieb sinnlos. Er taumelte von der Tür weg, schaffte es aber nur bis zur Mitte des Apartments. Plötzlich griff er sich an die Kehle und ging röchelnd in die Knie. Sein Gesicht erschien in Großaufnahme auf der Mattscheibe. Und da erkannte ich es erst. Es war mein eigenes!
31. Kapitel
Unwillkürlich sprang ich auf. Der Mann, der so aussah und so gekleidet war wie ich, wurde ganz sichtbar. Sein Gesicht war qualvoll verzerrt. Er kämpfte um sein Leben. Ein unsichtbarer Gegner schien ihn zu Boden zwingen zu wollen. Zwei weitere Gestalten wurden sichtbar. Sie lagen bereits regungslos am Boden. Jetzt riß es auch May Harris und Tab Furlong vom Sessel. Fassungslos stierten sie auf die Szene, die sich auf dem Bildschirm abspielte. Die zusammengesunkenen Gestalten waren einwandfrei als May Harris und Tab Furlong zu identifizieren!
„Das ist unmöglich!“ Tab schrie es fast. Niemand ging darauf ein. Wie gebannt starrten wir auf den Bildschirm. Auch mein Doppelgänger kippte jetzt um. Seine Augen blickten starr und brachen. Aus den drei regungslosen Körpern löste sich ein Dunstschleier, schwebte sekundenlang wie unschlüssig im Raum und bewegte sich schließlich auf die Tür zu.
Es war die Tür meines Apartments, dessen war ich sicher, aber man konnte seltsamerweise keine Einzelheiten ausmachen. Erst jetzt fiel mir das auf. Die gesamte Einrichtung des Raumes schienen unter undurchsichtigem Milchglas verborgen zu sein.
Die Dunstschleier sickerten durch feine Ritzen nach draußen. Im Treppenhaus formierten sie sich und manifestieren sich zu durchscheinenden Abbildern von uns drei. Ein Mann trat vor sie hin, mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck. „Edgar!“ ächzte May Harris. Der Mann hob beide Arme. Blitze zuckten aus seinen Fingerspitzen und steckten die Schemen in Brand.
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