Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Qualvolle Laute wurden hörbar. Sie schienen nicht von dieser Welt zu kommen. Violette, gefräßige Flammen zehrten die Schemen auf.
Der Mann, der wie Edgar Harris aussah, bog sich vor Lachen. Sein Gesicht erschien in Großaufnahme. Es verzerrte sich. Die glühenden Augen waren auf uns gerichtet. „Vernichten werde ich euch, vernichten!“ schrie er haßerfüllt. Ich taumelte mehr als ich ging, während ich mich auf den Fernsehen zubewegte. „Vernichten werde ich euch!“ kreischte der Untote wieder. Meine Hand griff zittrig nach dem Schaltknopf. „Ja, gut, schalte nur ab, elender Mark Tate! Du wirst meiner Rache dennoch nicht entgehen. Deine Lebensenergie wird mich bereichern. Ich werde sie in mich aufsaugen und meine Macht vergrößern. Fühle dich nicht zu sicher! Ich werde einen Weg finden, deine Festung zu stürmen. Und wenn alle Stricke reißen, habe ich auch noch Furlongs Frau. Sie wird sich großartig als Druckmittel eignen.“
Ich wollte abschalten. „Nein!“ rief Furlong hinter mir. Ich hielt inne. Der Inspektor trat an meine Seite. „Du bluffst!“ schrie er dem Untoten entgegen. „Kathryn kannst du nichts anhaben. Sie besitzt den echten Drudenstein, geweiht sogar in der Vorzeit als Stein der Druiden, der sie bis zu ihrem Lebensende gegen die bösen Mächte aus dem Jenseits schützt. Seiner magischen Kraft hast nicht einmal du etwas entgegenzusetzen. Bedenke, daß sie einmal in den Klauen mächtiger Dämonen war. Der Stein hat sie daraus befreit. Diese Dämonen waren stärker als du. Es war eine Abordnung der Hölle. Sie bereiteten ein gewaltiges Pandämonium vor, und die Hölle sollte zum Vorort Londons werden.“
Der Untote heulte wie ein Wahnsinniger. „Lüge, alles Lüge!“ geiferte er. Ich schaltete endlich ab. Der Spuk verschwand.
Ich wandte mich Tab Furlong zu. „Hoffentlich haben Sie recht, und hoffentlich kann der Dämon Ihrer Frau wirklich nichts antun!“ sagte ich tonlos.
*
Jeder hing seinen Gedanken nach. Niemand wagte offenbar, die Stille zu durchbrechen. Die vielfältigen Geräusche der Millionenstadt drangen nur sehr gedämpft zu uns herein. Eine Stunde war bereits seit dem Vorfall mit dem Fernseher vergangen. May Harris war die erste, die die Nerven verlor. Plötzlich schrie sie hysterisch auf und barg ihr Gesicht in den Händen. „Mein Gott, mein Gott, nimmt denn das kein Ende? Sollen wir denn hier warten wie Schlachtvieh auf den Schlächter?“
Ich betrachtete sie stirnrunzelnd. Im nächsten Moment sprang sie auf und lief zur Tür. Mit beiden Händen riß sie an der Klinke. Gottlob hatte ich abgeschlossen. „Ich will hier raus!“ schrie sie. Da die Tür nicht nachgab, schlug sie mit beiden Fäusten auf sie ein. Die geschlitzten Pupillen der Teufelsmaske waren scheinbar größer geworden. Auch das eigenartige Glühen in ihnen hatte sich verstärkt. May Harris nahm es nicht wahr. Sie gebärdete sich wie eine Wilde.
Ich erhob mich und ging zu ihr hin. Als ich sie an den Schultern berührte, flüchtete sie schluchzend in meine Arme. Ich kam mir ein wenig komisch vor, so vor den Augen von Tab Furlong. Der Yardman schaute ausdruckslos herüber. Sanft strich ich über Mays Haar. Dabei löste sich der Knoten. Die Spange fiel zu Boden, und die blonde Flut ergoß sich über die Schultern der Frau. Ein eigenartiges Gefühl wurde in mir wach. Ich wußte es zu deuten und bekämpfte es, wenn auch mit wenig Erfolg.
May Harris wollte sich nicht mehr beruhigen. Sie weinte mir die Schulter naß. Ich geleitete sie zum Sessel zurück und ließ mich gemeinsam mit ihr nieder. Sie klammerte sich dabei an mich wie an einen Rettungsanker.
„Das Warten zehrt an den Nerven“, bemerkte Tab Furlong ein wenig kleinlaut. „Es ist wie das Giftgas, das uns kaputt machte.“ Er meinte es bildlich. Damit spielte er auf das an, was wir im Fernsehen gesehen hatten.
Ich nahm die Gelegenheit wahr, ein Gespräch zu beginnen. Bis jetzt hatten wir uns über den Vorgang nicht unterhalten. Es war, als habe jeder Angst davor. „Das Phänomen war mir unbekannt“, gab ich zu. „Der Dämon scheint es darauf angelegt zu haben, uns ständig seine Macht zu demonstrieren. Eindringlich genug war es.“ Tab Furlong nickte. Ich streichelte noch immer über Mays Haar. Langsam wurde die junge Frau ruhiger. Trotzdem hielt sie mich noch immer fest. Und da war wieder jenes Gefühl...
Ich erkannte, daß sich zwischen May und mir etwas anbahnte. Ich wollte das nicht, wußte aber, daß ich letzten Endes nicht
Weitere Kostenlose Bücher