Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
hohle Hand. „Kommen wir auf den Grund Ihres Besuches zurück. Sie wollen also ein Appartement, und zwar möglichst möbliert.“ Er schürzte die Lippen und zog an der Seite seines Schreibtisches eine metallene Schublade heraus. Karteikarten füllten sie. Der Mann blätterte darin. „Sind Sie eigentlich allein?“ fragte er, ohne aufzublicken. „Sie müssen wissen, das ist mitunter wichtig. Es gibt Leute, die grundsätzlich keine alleinstehenden Frauen mit Kind haben wollen. Sie verstehen?“
Kathryn Warner zögerte mit der Antwort. „N-nein, ich bin nicht allein. Meine - meine Tochter ist sieben.“
Jake Devil hob die Brauen und sah auf.
„Na, dann sind Sie ja eine richtige Mutter“, versuchte er einen Scherz, aber irgendwie mißlang er.
„So kann man es nennen“, entgegnete Kathryn bitter. „Nancy ist bei Bekannten in Ashtonville. Ich will sie erst nachkommen lassen, wenn hier alles in Ordnung ist. Außerdem muß sie ja auch hier zur Schule gehen. Sie muß angemeldet werden.“
„Nun, da können Sie sich Zeit lassen. In einer Woche beginnen die Ferien. Ihre Tochter wird dann Gelegenheit haben, sich hier einzugewöhnen.“ Er blätterte weiter. Plötzlich brummte er zufrieden: „Na, wer sagt es denn. Hier hätten wir ja schon was.“ Triumphierend hob er eine Karte hoch. „Passen Sie auf, ich lese Ihnen die wichtigsten Daten vor: Eine Laube in einem gepflegten Park, abseits vom Verkehrslärm, gesunde Luft wie auf dem Lande - das wäre doch besonders interessant für Sie, nicht wahr, Miß Warner?“
Kathryn wollte etwas sagen, aber Devil fuhr schnell fort: „Aber das ist ja noch nicht alles. Die Räumlichkeiten sind herrlich. Stellen Sie sich vor, sie leben in einer eigenen, abgeschlossenen Welt, und trotzdem ist rings um sie herum die pulsierende Millionenstadt London. Die Räume sind wohl ein wenig klein, aber Sie brauchen mit Ihrer Tochter ohnehin nicht viel Platz. Alles ist voll möbliert. Selbstverständlich ist der Besitzer der Laube bereit, Möbel, die Ihnen nicht gefallen, unentgeltlich auszutauschen.“
Kathryn machte ein skeptisches Gesicht. „Hören Sie, das wollte ich eigentlich gar nicht. Ich wollte irgendein kleines möbliertes Appartement. Ich - ich habe nämlich nicht viel Geld, wissen Sie. Außerdem muß ich mir noch eine Arbeit suchen.“
Jake Devil machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, gehen Sie! Das ist doch kein Problem. Über das Geld reden wir gar nicht. Ich bin überzeugt, daß Ihnen Ihre neue Bleibe gefallen wird.“
„Nein, bitte, ich...“ Kathryn kam gar nicht richtig zu Wort.
„Das Wichtigste wissen Sie noch gar nicht, Miß Warner. Diese Karteikarte ist von besonderer Art. Sie besitzt ein Foto! Bevor Sie es sich überlegen, sollten Sie zumindest einmal einen Blick daraufwerfen.“
Er hielt die Karteikarte über den Tisch. Widerstrebend blickte Kathryn darauf. Im nächsten Augenblick riß sie verzückt die Augen auf. Die Karte war eine einzige Fotografie. Es war nicht zu erkennen, wo der Makler die Daten abgelesen hatte. Das Foto war ungemein plastisch. Es schien zu leben. Noch während Kathryn es betrachtete, vermeinte sie das fröhliche Zwitschern von Vögeln, das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln und das Murmeln des glasklaren Baches zu hören. Das Foto wurde größer und größer und füllte bald ihr Gesichtsfeld aus. Fasziniert betrachtete Kathryn Warner, was sich ihren Blicken darbot. Da war ein Meer von Wiesenblumen, über die ein sanfter Frühlingswind strich und dabei weiche Wellen entstehen ließ. Es duftete herrlich. Ein schmaler Weg führte zu einer Art Laube, aber welch ein herrliches Gebäude war das! Es war zweistöckig. Die Räume in seinem Innern mochten nur eine lichte Höhe von sieben Fuß haben, und es bestand aus dunkel gebeiztem Holz. Die Tür war klein, als führte sie in ein Puppenhaus. Das Ganze war etwas altmodisch, und gerade das war es, was Kathryn so entzückte. Sie blickte auf die schattenspendenden Bäume in der Nähe, die sich im Frühlingswind wiegten. Zierliche Büsche unterbrachen in unregelmäßigen Abständen das Bild des herrlichen Parkes.
Kathryn Warner hatte das kleine Häuschen sofort in ihr Herz geschlossen. Plötzlich war es ihr, als hinge eine wispernde Stimme im Raum. Erstaunt blickte sie auf. Alles um sie herum war erstarrt. Die Zeit stand still, und die weibliche Stimme flüsterte ihr zu: „Ich habe Angst. Die Angst reißt mir schier das Herz aus der Brust, und ich gewahre die lauernden Geister um
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