Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Hand war wirklich glühend heiß. Die Hitze lähmte Kathryns Schulter und ließ in ihren Knochen ein eigenartiges Ziehen entstehen - so, als hätte sie örtlich begrenzt hohes Fieber. Doch sie achtete nicht darauf. In ihr entstand Verwirrung. „Wie - wie meinen Sie das?“
Jake Devil schüttelte den Kopf. „Nein, nicht jetzt. Ich werde es Ihnen nicht verraten. Es soll eine Art Überraschung sein.“
„Überraschung? Welcher Art?“
Devil tat sehr geheimnisvoll. „Nun, Sie werden es sehen. Kümmern wir uns zuerst einmal um Ihre Bleibe.“
Er zog seine Hand zurück. Das Fieber in Kathryns Schulter klang langsam ab. Die wilde Hoffnung in ihrem zerwühlten Innern machte Enttäuschung Platz. Nein, es hatte keinen Sinn, wenn sie sich etwas vormachte. Sie war nicht mehr die Primaballerina von einst. Kein Mensch würde sie mehr engagieren. Ihr Name war vergessen - ihr Name, der einmal in großen Lettern auf Plakaten in vielen Ländern der Welt geprangt hatte. Sogar im Staatstheater in Moskau hatte sie mit ihrem Tanz rauschenden Beifall geerntet, und das sollte schon etwas heißen.
Vorbei, endgültig vorbei! hämmerte sie sich ein. Dann versuchte sie, ihre Gedanken auf etwas anderes zu lenken. „Wie finde ich dieses Gartenhaus eigentlich?“
„Tja, das ist wahrlich eine berechtigte Frage. Es ist gut, daß Sie daran gedacht haben. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich Sie so hätte gehen lassen.“
„Sie brauchen mir nur die Adresse zu sagen. Ich rufe mir dann ein Taxi und...“
„Nein, nein“, wehrte Jake Devil ab, „das hätte keinen Sinn. Kein Mensch würde die Wohnlaube finden. Es ist sinnlos, Ihnen die Adresse zu geben. Ihr Standort ist sozusagen unbekannt.“
Mißtrauen flammte in Kathryn auf. War alles nur eine hübsche Seifenblase? Wollte man sie an der Nase herumführen?
Devil lächelte entwaffnend. „Ich kann mir denken, was in ihrem hübschen Kopf jetzt vorgeht, aber Sie irren sich. Die Sache ist nur die, Miß Warner: Immobilien, die man vermieten will, müssen angemeldet sein - wegen der Steuer, verstehen Sie? Nun, dieses Gartenhäuschen, das ich Ihnen auf dem Foto zeigte, ist - wie soll ich es sagen...“
„Es ist nicht angemeldet“, half Kathryn, „und deshalb weiß auch kein Mensch etwas davon. Wenn ich dort wohne, habe ich gewissermaßen überhaupt keine Adresse.“
„Na, aus Ihrem Mund klingt das so negativ, aber ist es das wirklich? Ohne Zweifel werden Sie in ihrem neuen Heim absolut Ihre Ruhe haben und sich ganz auf ihre zukünftige Aufgabe vorbereiten können.“ Schon wieder diese geheimnisvollen Andeutungen, mit denen Kathryn nichts anzufangen wußte.
„Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wie ich hinkomme“, erinnerte sie höflich.
Devil blickte auf seine Armbanduhr. „Es ist jetzt kurz nach fünf“, sagte er. „Um sieben Uhr wollte der Besitzer des Häuschens bei mir vorbeisehen. Er könnte Sie mitnehmen.“
Kathryns Haltung hatte sich bei der Nennung der Uhrzeit versteift. „Mein Gott!“ entfuhr es ihr. Devil zuckte bei diesen Worten aus ungewissem Grund zusammen wie unter einem Peitschenhieb. „Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?“
„Was ist nicht mein Ernst?“ erkundigte sich Devil irritiert.
„Das mit der Uhrzeit.“
„Wieso nicht?“
„Aber, ich bin doch noch vor halb zwei Uhr angekommen und fast sofort mit dem Taxi hergefahren. Es können doch unmöglich seitdem rund dreieinhalb Stunden vergangen sein.“
Der Makler runzelte die Stirn.
„Wie Sie sehen, ist es aber so“, meinte er ein wenig abweisend.
Auch Kathryn blickte jetzt auf ihre Uhr, und sie konnte es nur bestätigen. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken. Was war mit ihr geschehen? Was ging um sie herum vor, seit sie ihren Fuß aus dem Zug in der Kings Cross Station gesetzt hatte? Im nächsten Augenblick verlor sie den Boden unter den Füßen. Der Makler war nicht schnell genug, um ihren Fall aufzuhalten.
36. Kapitel
Als sie wieder zu sich kam, ging es ihr wieder besser. Aber ihre Umgebung hatte sich nicht verändert, und es roch noch immer nach Schwefel und eigentlich auch ein wenig nach Pech. Kathryn Warner wehrte die Hilfe des Mannes ab, stand auf und ging zur Tür. Im Türrahmen blieb sie noch einmal stehen. „Ich komme also um sieben Uhr wieder hier am Haus vorbei“, versprach sie. „Der Besitzer und zukünftige Vermieter der Gartenlaube wird dann also gemeinsam mit Ihnen vor dem Haus auf mich warten.“
„Vergessen Sie nicht seinen Namen: Angel
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