Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Vielleicht war es auch eine Fügung des Schicksals? Ich habe Zeit bis sieben Uhr und ging ein wenig spazieren - ohne festes Ziel. Nun, und hier bin ich.“
Er schüttelte fassungslos den Kopf. „Das gibt es doch gar nicht.“
Kathryn warf einen Blick in die Runde. „Was geht hier eigentlich vor? Was machst du?“
Sein Gesicht beschattete sich. „Lassen wir es. Ich schlage vor, wir gehen in irgendeine nette Teestube und unterhalten uns.“
„Ich habe nicht lange Zeit. Es ist schon sechs. Eigentlich müßte ich mich sofort auf den Rückweg machen, denn ich bin zu Fuß hier.“
Er winkte ab. „Das ist doch kein Problem. Ich habe einen Wagen. Damit werden wir es schon schaffen. Sag mal, gehört dieser Koffer da etwa dir?“ Kathryn nickte. „Und den hast du den ganzen Weg geschleppt?“ Abermals nickte die ehemalige Tänzerin. Tab Furlong ging hin und hob das relativ schwere Ding hoch.“Donnerwetter. Richtig war das auf keinen Fall. Du machst dir ja die Bandscheiben kaputt. Konntest du das Ding denn nicht irgendwo unterstellen?“
Kathryn verneinte. Plötzlich traten Tränen in ihre Augen. Er gewahrte sie und nahm die schöne Frau in die Arme. Kathryn barg ihr Gesicht an seiner muskulösen Brust. Er streichelte ihr über das seidenweiche Haar. „Na, was ist denn los? Was hat meine Kleine denn für Sorgen?“
„Bitte, Tab, halte mich ganz fest. Ich schäme mich so, daß ich mich gehenlasse, aber ich kann einfach nicht mehr.“
„He, Tab, kommst du noch einmal mit hinauf?“
Der Inspektor blickte zur Seite. Pete Davis stand in der Haustür. Erstaunt betrachtete er die Szene, die sich ihm bot. Furlong war die Sache ein wenig peinlich. „Hat ja doch keinen Zweck“, sagte er. „Ich überlasse dir das Feld. In spätestens zwei Stunden bin ich wieder da.“
Kathryn Warner erschrak und löste sich rasch aus der Umarmung. Sie trat einen Schritt zurück.
„Wie du meinst“, sagte Pete achselzuckend und verschwand wieder.
„Komm, wir gehen.“ Tab Furlong nahm sich des Koffers an, und Kathryn folgte ihm wie in Trance zu seinem Wagen.
*
Der heiße Tee wärmte sie von innen heraus, und irgendwie wurde ihr schlagartig besser. Nachdem sie auch noch eine Kleinigkeit gegessen hatte, fühlte sie sich wie neugeboren. All die Alpdrücke der letzten Stunden waren vergessen. Das einzige, was geblieben war, war die Erinnerung an jene Wohnlaube. Sie erzählte Tab Furlong schwärmerisch davon.
„Wo soll sie sein?“ erkundigte sich der Mann vom Yard.
„Ich weiß es nicht“, gab Kathryn zu. „Um sieben Uhr soll ich bei diesem Makler sein. Auch der Besitzer wird kommen. Mit ihm fahre ich dann hin.“
„Wenn du eingezogen bist, gibst du mir Bescheid, ja?“
Die Bitte hatte wie selbstverständlich geklungen. Inspektor Tab Furlong hatte wie ein alter Freund gefragt, der sich um ihr Wohlergehen sorgte. Im Grunde genommen aber gab es auch so etwas wie berufliche Neugierde. Er hatte Kathryn Warner sehr gut gekannt. Sie hatten einmal heiraten wollen. Tab Furlong merkte, daß mit der schönen Frau etwas nicht stimmte. Ihre Freundschaft war an ihrem Beruf gescheitert. Der Erfolg der Tänzerin hatte sie von seiner Seite gerissen. Er hatte sie seitdem nicht mehr gesehen. Er wußte, daß das Tanzen für sie alles war, und dennoch hatte sie bis jetzt ihre tänzerische Vergangenheit mit keinem einzigen Wort erwähnt. Das hatte sie bestimmt nicht allein aus Rücksicht getan. Tab Furlong konnte es nicht näher bestimmen, aber er spürte mit der Sicherheit des geschulten und trainierten Kriminalisten, daß die Frau in Bedrängnis war.
„Ja, das tu ich“, sagte Kathryn lächelnd, „falls deine Frau nichts dagegen hat, wenn wir in Verbindung bleiben.“
Er erwiderte das Lächeln. „Das wird sie mit Sicherheit nicht haben, denn ich bin seit etwa einem Jahr von ihr geschieden.“
Sie riß erschrocken die Augen auf. „Aber - warum denn?“
„Deine und meine Freundschaft scheiterte an deinem Beruf - und meine Ehe scheiterte schließlich an dem Job, den ich selbst ausübe.“
„Was machst du?“
„Ich bin Polizist.“
Sie strich sich mit einer fahrigen Bewegung über die Stirn. „Ich hätte es mir denken können. In der Saint Clement Street muß etwas Furchtbares passiert sein. Du bist mit dem Fall beauftragt!“ Er wollte etwas sagen, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ich will nicht wissen, um was es sich handelt, aber ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich dich von deiner wichtigen Arbeit
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