Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
durchzusetzen.
Das war ein Umstand, der mir große Sorgen bereitete, denn gab es in Anbetracht dessen überhaupt eine Chance für mich, den Kampf gegen diese übermächtigen Kräfte zu bestehen? Gut, der Gegner hatte reichlich Zeit gehabt, in diesem Haus Vorbereitungen zu treffen. Auf die magische Vorrichtung am Eingang hatte er sich nicht allein verlassen wollen. Trotzdem, ich mußte auf der Hut sein. Der Schavall war meine stärkste Waffe - die stärkste, die mir überhaupt zur Verfügung stehen konnte. Aber wenn er mich bei der nächsten Attacke im Stich ließ, war der Krieg zu meinen Ungunsten beendet - noch ehe er so richtig begonnen hatte. Ohne ihn war ich den Schwarzen Mächten ziemlich hilflos ausgeliefert. Meine magischen Kenntnisse waren angesichts dieser Übermacht kaum ausreichend.
Es behagte mir ganz und gar nicht, daß ich auf die Unberechenbarkeit des Schavalls in einem solchen Maße angewiesen war.
*
Ich warf einen Blick auf meine Uhr und erschrak. Viel zu lange war ich aufgehalten worden. Ein wahres Wunder, wenn ich der Polizei von Nagarpur nicht in die Arme lief. Ich schaute zurück. Nur knapp war ich beim Zusammensturz der Treppe mit heiler Haut davongekommen. Mit mehr Glück als Verstand sozusagen. Ich verließ den Raum und lief durch den kurzen Gang zur Haustür.
Innerhalb des ruinierten Gebäudes war es noch angenehm kühl. Als ich hinaustrat, traf mich die Tageshitze wie ein Keulenschlag. Ich pumpte meine Lungen ein paarmal voll und schaute mich um. Kein Polizist war zu sehen. NOCH nicht!
Es wäre gewiß ein großer Fehler gewesen, jetzt einfach davonzurennen. Nein, besser war es schon, kein Aufsehen zu erregen. Gemächlich, als hätte ich alle Zeit der Welt, schlenderte ich von dem Haus weg. Kaum hatte ich mich zehn Schritte davon entfernt, als mehrere Polizeijeeps heranbrausten. Ihre Sirenen liefen wimmernd aus. Uniformierte sprangen heraus und verteilten sich sofort um das Gebäude. Einer rannte auf den Eingang des Hauses zu.
Erschrocken sah ich, daß das Trugbild wieder bestand. Der Schavall hatte es nicht vermocht, es auf Dauer zu zerstören. Ich erwartete unwillkürlich, daß der Polizist einen magischen Schlag bekam, als er nach der imaginären Türklinke griff. Nichts dergleichen allerdings geschah. Er stieß die Tür auf und verschwand im Innern.
Viele Leute waren aufmerksam geworden und beobachten aus gebührendem Abstand die Aktion. Ich beschloß, mich mitten hineinzumischen. Das war das Beste für mich. Niemand kannte mich von den Polizisten. Ich würde eher auffallen, würde ich jetzt doch noch die Flucht ergreifen.
Zwei weitere Uniformierte drangen in das Haus ein. Die anderen bewachten die Zugänge. Zwei davon auf der Rückseite. Oben wurde ein Blendladen aufgestoßen. Die Fensterscheibe dahinter erschien völlig unbeschädigt. Ich wußte es besser. Einer der Beamten schaute von da oben streng über die Menge hinweg. Mit dem Anblick schien er nicht zufrieden zu sein. Er knallte den Laden wieder zu und zog sich zurück.
Ich runzelte die Stirn und fragte mich im stillen, wie der Mann hinaufgekommen war, nachdem es keine Treppe mehr gab? Wenig später polterte er aus der Haustür und stieß einen schrillen Pfiff aus. Seine Männer eilten herbei und sammelten sich. Sie beratschlagten kurz. Dann teilten sie sich abermals und rückten auf die Menge zu. Dabei zogen sie ihre Waffen.
Sekundenlang stand mein Herz still. Ich fühlte mich bereits entdeckt. Die würden jeden Engländer sofort festnehmen und verschleppen. Dessen war ich sicher. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Was sollte ich tun? Ich beherrschte nicht den Dialekt, der in Nagarpur gesprochen wurde. Sobald man ein Wort an mich richtete, war ich verloren.
Keiner der Umstehenden wagte es, auszureißen. Jeder wußte, daß dies keinen Zweck mehr gehabt hätte. Rücksichtslos drängten die Polizisten die Leute auseinander. Die Uniformierten arbeiteten sich rasch vor, bis sie den Ring der Neugierigen gesprengt hatten. Sie sahen die Straße hinunter. Einen Touristen entdeckten sie anscheinend nicht.
Ich schwitzte indessen Blut und Wasser. Hoffentlich durschaute niemand meine Maske. Ich hatte sie ursprünglich nur angelegt, um nicht belästigt oder gar überfallen zu werden. Hierher kamen nicht viele Touristen. Was das Pflaster für einen einzelnen Ausländer nur noch heißer machte. Anfangs war ich mir in meiner Aufmachung etwas lächerlich vorgekommen, aber der Zweck heiligte hier einmal ausnahmsweise die
Weitere Kostenlose Bücher