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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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dicker Staub mir in Mund und Nase. Feurige Ringe sah ich vor meinen Augen. Ich tastete mich weiter und immer weiter und erreichte doch nicht die Tür. Der Raum erschien mir auf einmal unendlich weit. Die unwirkliche Musik peinigte meine Nerven. Der Boden erbebte unter meinen Füßen. Wie Donner grollte es. Die Klänge wurden übertönt und endeten mit einem schaurigen Disakkord.
    Weiter und immer weiter taumelte ich. Der Staub drang wie mit feinen Nadeln in meine Atemwege, reizte mich immer wieder zum Husten, der höhnisches Echo fand. Der Boden wankte stärker, als würde ich über den Rücken eines Riesen schreiten, der sich unwillig zu schütteln begann. Unterirdischem Grollen schloß sich ein Donnern an, das von oben kam. Deutlich vermeinte ich Blitze zu sehen, die pausenlos herabzuckten.

Ich stieß unvermittelt gegen eine Hindernis. Es fühlte sich weich und nachgiebig an wie das Fleisch eines Menschen. Auch war es warm. Doch diese Wärme schwand schnell. Die Temperatur sank rapide und machte Eiseskälte Platz - der Kälte des Todes. Ich zuckte erschrocken zurück, was von einem furchtbaren, widerhallenden Lachen begleitet wurde. Ringsum zischelte es. Unsichtbare Wesen glitten über meine Füße. Ich wollte fliehen, doch bannte mich eine gewaltige Macht an die Stelle.
    Vor Grauen und Ekel schüttelte ich mich. Aus der Staubwolke vor mir schälte sich ein Gesicht. Erst war es nur ein weißer Fleck. Rasch wurden Augen sichtbar. Sie schienen zu glühen. Ich erkannte eine feingeschnittene Nase, einen dünnlippigen Mund, hohle Wangen, ein vorspringendes Kinn, mit einem Ziegenbart. Die fliehende Stirn endete in pechschwarzem, wirrem Haar. „Signir!“ ächzte ich. Und noch einmal: „Signir!“ Ich rang nach Luft und verfluchte den Staub, der mich umbringen wollte. „Verdammt, wo hast du gesteckt? Wo kommst du her?“ Signir öffnete den Mund. Seine Miene blieb seltsam starr, als er sich vor Lachen schüttelte.
    Ich stutzte. Signir erschien mir wie eine Marionette, das Gesicht war wie aus Pappe gefertigt, der Mund ohne Zunge, nur eine leere Höhle. Aber da wuchsen die Zähne, glichen bald einem Raubtiergebiß. In der Mundhöhle begann es zu glühen wie in der tiefsten Hölle. Sie wurde riesengroß. Groteske Figuren tanzten im Schein der Glut mit wilden Verrenkungen. Der feurige Schlund zog mich wie magisch an. Ich fürchtete, in dieser teuflischen Hitze zu verbrennen, und schrie verzweifelt: „Signir!“ Sein Lachen steigerte sich. „Signir!“ Höhnisch hallte es wider.
    Ich wollte die Augen schließen, um das Wahnsinnsbild nicht mehr sehen zu müssen, doch die Lider gehorchten nicht mehr meinem Willen. In meiner Not dachte ich an den Schavall. Deutlich stellte ich ihn mir vor. Der schwarze Höllenschlund wich prompt zurück. Vor mir stand Signir, unbeweglich, mit erloschenen Augen, die mich scheinbar vorwurfsvoll anschauten, totenbleich, als wäre er direkt seinem Grab entstiegen. Er hob mir die Arme mit eckigen Bewegungen entgegen. Dann neigte er sich langsam nach vorn, auf mich zu. Er fiel beinahe zögernd. Diese Langsamkeit hatte irgendwie etwas Majestätisches.
    Ich rührte mich nicht. Ich starrte dem Fallenden entgegen. Immer näher kam mir Signirs Totengesicht mit den gebrochenen Augen. Das Grauen schnürte mir die Kehle zu. Fast wäre er auf mich gestürzt. Da aber dachte ich abermals an den Schavall, mit aller Intensivität. Ich hatte ihn beim Zusammenbruch der Treppe verloren. Deshalb war ich Opfer das magischen Einflusses geworden. Und jetzt war er plötzlich wieder da. Er war voll aktiviert, und ich spürte ihn in meiner Hand, in der er einfach materialisiert war.
    Der Stein glühte. Doch diese Hitze wendete sich nicht gegen mich. Im Gegenteil. Meine Hand absorbierte sie regelrecht, und ich wurde durch ihre Macht in die Lage versetzt, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Die Trugbilder verschwanden. Sie lösten sich einfach in Nichts auf, als hätte es sie niemals gegeben. Vor mir war der Gang. Einen Augenblick lang blieb ich noch stehen. Ich dachte an die unglaubliche Macht, die solches vollbracht hatte. Der Schavall war zwar nicht immer eine gute Hilfe, denn zuweilen reagierte er überhaupt nicht auf meine Notrufe. Dann wiederum kam er mir vor wie ein Wesen mit eigener Seele. Ja, es passierte sogar, daß er sich gegen seinen eigenen Besitzer wandte. Dennoch, in diesem Fall konnte die Schlußfolgerung eigentlich nur heißen: Sogar der Schavall hatte es anscheinend schwer, sich gegen den Gegner

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