Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
sei, aber ich unterdrückte es rechtzeitig, ehe ich mich noch lächerlicher machte. Es war ein gravierender Fehler gewesen, auf die hiesige Behörde zu vertrauen.
„Wer sind Sie denn überhaupt?“ fragte der Polizist, dem jetzt erst eingefallen zu sein schien, daß ich mich überhaupt noch nicht vorgestellt hatte.
Ich legte einfach auf. Es war genug. Dann stieg ich die gefährlich aussehende Treppe hinauf und erreichte unbeschadet den ersten Stock. Ständig mußte ich damit rechnen, daß alles unter mir zusammenstürzte. Die Verwüstungen in dieser Etage waren nicht ganz so gravierend. Die Schränke waren nach dem Angriff aufgerissen worden, ihr Inhalt hatte sich in den Räumen verstreut. Wonach hatten die Angreifer gesucht? Ich runzelte die Stirn. Ob ich einen Hinweis auf die Gegner Signirs finden würde? Viel Zeit hatte ich nicht mehr. Ich hatte die Polizei auf mich aufmerksam gemacht. Jetzt war jede Sekunde kostbar. Wahrscheinlich war man bereits auf dem Wege hierher, um mich als angeblich Verrückten festzunehmen.
In aller Eile durchsuchte ich die Räume. Als ich damit fertig war, war ich allerdings keinen Deut weiser als zuvor. Und dann fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Es fehlten sämtliche Dämonenbanner Signirs! Nicht ein einziger Gegenstand der Weißen Magie befand sich mehr in diesem Haus. Sogar die magischen Zeichen, die Signir zu seinem Schutz überall angebracht hatte, waren zerstört - einschließlich der versteckten.
Jetzt war mir klar, was hier passiert war: Mit magischen Mitteln war Signir nicht beizukommen gewesen. Deshalb hatte man es auf andere Weise versucht. Man hatte das Haus mit konventionellen Mitteln angegriffen. Die Angreifer waren völlig unbeeinflußt gewesen - normale Verbrecher, die für Geld alles taten. Die dämonischen Kräfte aus dem Hintergrund, die eigentlichen Drahtzieher dieser Schurkerei, hatten sich wohlweislich zurückgehalten, bis alles vernichtet war, was sie behindert hätte. Signir hatte keine Chance mehr gehabt. So mußte es vor sich gegangen sein. Allerdings kannte ich noch immer nicht das Motiv, geschweige denn, wer denn nun der Gegner war. Ich hatte nur einen Verdacht: KALI?
Ich dachte darüber nach. Welchem Umstand hatte ich es zu verdanken, daß ich Zeuge der Ereignisse geworden war - auf dem Weg hierher? Reiner Zufall? Wenn ja, dann waren solche Zwischenfälle in Nagarpur schrecklicher Alltag geworden. Dann war die Wahrscheinlichkeit inzwischen eher klein, einmal nicht über einen solchen Zwischenfall zu stolpern...
Ich erinnerte mich an den Alten, der mich davon abgehalten hatte, einzugreifen. Der Mann konnte doch nicht gemerkt haben, daß ich kein Einheimischer war? Oder vielleicht doch? Auf jeden Fall hatte er mich gewarnt. Er mußte geglaubt haben, daß ich nichts von den Dingen wußte, die sich hier in Nagarpur abspielten. Aber wenn ich mit meiner Annahme richtig lag, zog das als direkte Konsequenz beinahe zwangsläufig mit sich, daß auch die Polizei im Bilde war! Damit war es ein gewaltiger Fehler gewesen, aus dem Hause Signirs die Polizei anzurufen!
Nun, zunächst einmal war es wichtig, diesem Ort hier so schnell wie möglich wieder den Rücken zu kehren. Vorsichtig stieg ich deshalb die Treppe hinunter. Kaum hatte ich die Hälfte der Stufen hinter mir, als es unter meinen Füßen knirschte. Übergangslos fiel die Treppe in sich zusammen.
*
Blitzschnell warf ich mich nach vorn. Dieser Reaktion verdankte ich mein Überleben. Unwillkürlich krümmte ich mich zusammen und landete mit einer Rolle vorwärts. Staub wirbelte auf, Steine rollten über meine Füße. Das gesamte Haus wankte. Der Staub legte sich schwer auf meine Lunge. Meine Augen brannten. Ich hustete und versuchte, etwas zu erkennen. Wie im Nebel tastete ich mich vorwärts, in die Richtung, in der sich meinem Gefühl nach der Ausgang befinden mußte.
Der Raum erschien mir viel größer, als ich ihn im Gedächtnis hatte. Leises Grauen befiel mich. Plötzlich hörte ich von irgendwoher Musik. Ich hatte die ganze Zeit den Straßenlärm im Ohr gehabt, der hereingedrungen war. Jetzt war er schlagartig verstummt und wich jenen Tönen, die fremdartig und exotisch klangen. Sie hörten sich an wie klassische indische Musik, die auf für Europäer so ungewöhnlichen Instrumenten gespielt wurde. Eiskalt rieselte es mir über den Rücken.
Der Staub wallte stärker. Ich hielt den Atem an, bis mir die Lungen schier barsten. Gierig schnappte ich nach Luft, stattdessen drang
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