Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Hast all seine Wertgegenstände an sich. Unterdessen suchte und fand ich seine vergessene Brieftasche.
„So, das hätten wir“, stellte er atemlos fest. „Es fragt sich jetzt nur noch, wie wir dieser Falle überhaupt noch entrinnen können?“
Eine gute Frage, zugegeben. Nur gab es darauf leider keine Antwort. Welche denn auch? Die Gegner hetzten herbei. Sie hatten uns endgültig in der Zange...
*
9. Kapitel
Wer jemals im sechsten Stockwerk eines Gebäudes aus dem Fenster gesehen hat, wird sich ungefähr vorstellen können, in welcher Gemütsverfassung wir uns befanden. Denn das war unser einziger Ausweg, der uns noch geblieben war. Das, was für jeden normalen Menschen höchstens ein Alptraum war, wurde für uns jetzt Wirklichkeit: Ein möglicher Sturz in die tödliche Tiefe! Bisher hatten wir eigentlich mehr Glück als Verstand gehabt, wie man so schön sagt. Der Schavall hatte noch ein übriges getan, um für einige Verwirrung zu sorgen. Das hatte sich als sehr günstig für uns erwiesen. Bisher, wie gesagt. Damit war es jetzt aber vorbei. Don und ich standen am Fenster und überlegten, wie wir da hinunter kommen konnten, ohne dabei unser Leben zu lassen.
Gottlob war das Gebäude mit genügend Verschnörkelungen versehen, und was wir auf dieser Seite erblickten, waren verschachtelte Hinterhöfe eines Elendsquartiers.
Man sah es von der Hotelleitung aus nicht gern, wenn man hier ein Fenster öffnete und auch nur hinunterblickte. Es war ein Luxushotel, und der Anblick von Elend sollte dem Gast weitgehend erspart bleiben. Ließ man das Fenster weisungsgemäß geschlossen und vertraute lieber auf die gutgehende Klimaanlage, ging der Blick glatt über alles Häßliche hinweg und traf die exotische Kulisse des Dschungels, der sich am Horizont ausbreitete. Das hügelige Gelände mit den Bergen im Hintergrund bot einen grandiosen Ausblick. Aber für so etwas hatten wir im Augenblick keine Augen. Wir hatten die Verriegelung des Fenster verbotenerweise gelöst und freuten uns über die vielen Vorsprünge im Mauerwerk, die uns den Absturz vielleicht ersparten. Wir kletterten daran hinunter, verzweifelt bemüht, nicht an den Abgrund unter uns zu denken.
Fast schon war ich gewillt, mit meinem Leben abzuschließen, denn ich war alles andere als ein geübter Fassadenkletterer, als ich endlich die nächsttiefere Etage erreichte. Don folgte mir dichtauf. Er bewegte sich wesentlich sicherer als ich. Das Fenster hier unten war fest verschlossen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als es einzutreten. Das war gar nicht mal so einfach. Glas zerbarst viel eher, wenn es das nicht soll. Es bedurfte einiger Mühe, bis sich das Fenster endlich in Scherben auflöste. Wir drangen in den Raum ein und lauschten nach oben.
Die Gegner waren eingetroffen. Bis sie auf die Idee kamen, daß wir hier heruntergeklettert waren, hatten wir vielleicht einen kleinen Vorsprung? Gottlob war das Zimmer hier unten unbewohnt. Wir liefen zum Ausgang. Das Hotel war von Lärm erfüllt. Draußen rannten Leute vorbei, die sich im heimischen Dialekt aufgeregt unterhielten. Uns blieb nichts anderes übrig, als trotzdem zu öffnen. Es waren zwei Männer. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet. Mir fiel auf, daß ich bis jetzt keinen einzigen Polizisten in Uniform hier gesehen hatte. Diese hier bildeten keine Ausnahme. Die beiden sahen uns und stoppten. Wir taten ganz unbeteiligt und machten keinerlei Anstalten, ihnen unsere Waffen zu zeigen. Die beiden runzelten die Stirn. Sie wußten anscheinend gar nicht, wie ihre Verfolgten aussahen. Das war unser Vorteil. Und so erreichten wir ungeschoren den Lift. Auch wenn es uns unendlich schwer fiel, dabei so gelassen zu wirken, wie es nötig war.
Eine der Liftkabinen kam auf unseren Knopfdruck hin herunter. Die Doppeltür öffnete sich. Der Lift war leer. Wir wollten einsteigen. In diesem Augenblick kam ein dritter Inder von der Seite. Er rief etwas, was wir nicht verstanden. Und dann sahen wir, zu wem er gehörte: Er brauchte kein Bild von uns. Er spürte es auch so, wer wir waren, und brachte eine Kobra zum Vorschein. Die beiden Bewaffneten zögerten nicht mehr länger. Sie schossen, während wir in den Lift sprangen. Das würde sich im Hotel wie ein Alarm auswirken. Unser Vorsprung war wieder dahin.
Ich zeigte dem Inder meinen Schavall. Er schreckte prompt zurück. Anscheinend wußte er bereits, daß er gegen den Schavall keine Chance hatte. Standen denn alle Kali-Jünger untereinander in
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