Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Amulett mit dem riesigen Edelstein hatte er inzwischen wieder unter seinem Gewand verschwinden lassen. Breitbeinig blieb er über seinen Untertanen stehen, die unseren Augen leider verborgen blieben. Er breitete die Arme aus und stimmte einen Singsang an, der so scheußlich klang, daß er meinen Ohren wehtat - trotz der Entfernung. Die Kali-Anbeter indessen stimmten sogar darin ein. Ihr Gesang wurde so laut, daß die Erde scheinbar wie unter einem Erdbeben zu erzittern begann. Das klang jetzt wirklich so schrecklich, daß ich mich unwillkürlich weit weg wünschte. Ich hatte in meiner Laufbahn als Privatdetektiv, der sich auf das Außergewöhnliche spezialisiert hatte, sicherlich schon eine ganze Menge Fanatismus und auch Verwerflichkeiten erleben müssen, aber diese da übertrafen alles bis dahin Gewesene. Dagegen waren selbst die berüchtigten Teufelsanbeter mit ihren grausigen Messen eher harmlos zu nennen. Dieser Gesang allein schon zeugte von scheußlicher Verworfenheit. Diese Menschen hier waren längst dabei, ihr Menschsein endgültig aufzugeben.
Die fünf Unterpriester traten vor und umringten den Alten. Sie streckten ihm ihre Arme entgegen. Ihre Gesichter zeigten jetzt eine gespenstische Blässe. Hatten die Kali-Priester gemeinsam mit ihrem Führer den letzten Schritt denn nicht schon lange hinter sich? Hatten sie ihr Menschsein nicht schon aufgegeben und waren selbst schon zu einer Art Dämonen geworden? Fast war ich überzeugt davon.
Die Götzenstatue hielt sich zur Zeit eher neutral. Nur ihre Augen waren von höllischem Leben erfüllt.
Der Singsang schwoll noch an, als sich die fünf Priester einmischten. Ihre Stimmen waren so gewaltig, daß sie ohne Schwierigkeiten deutlich unterscheidbar bis zu uns herüber hörbar waren. Mehr und mehr verstärkte sich der Sprechgesang, bis er auf einmal wie auf ein Kommando in einem wilden Durcheinander von gellenden Schreien endete. Die Schreie verhallten im Dschungel und verebbten allmählich. Gleichzeitig damit wurde der transparente Schlangenkopf, der mit dem Oberpriester verschmolzen war, wieder sichtbar. Er trat aus dem Körper des Mannes heraus. Die Schuppen des Schlangenkopfes schillerten in allen Farben des Spektrums.
Stille war jetzt eingekehrt, die unterbrochen wurde von dem aggressiven Zischen dieses schwebenden Riesenkopfes. Der Kopf löste sich ganz von dem Oberpriester - und schnappte blitzschnell zu: Er verschlang den Oberpriester mit Haut und Haaren mit diesem einzigen Biß. Anschließend schwebte er langsam zur Mitte der Plattform. Er züngelte stärker, sein Zischen wurde lauter. Es klang jetzt nicht mehr aggressiv, sondern irgendwie - ängstlich.
Ängstlich?
Mit dem Nachtglas suchte ich die Umgebung ab. Und ich hatte mich nicht geirrt: Der weitere Verlauf der Ereignisse wurde von einer ganz anderen Macht bestimmt. Von der Felsspalte löste sich ein dunkler Schatten. Ich bemühte mich, mehr zu erkennen als nur die schwarzen Konturen. Nein, das war eine Maske, und diese war magischer Natur. Der vollkommene Tarnschutz.
Ich dachte an meinen Schavall und griff danach. Wie war das möglich: Er war wieder erkaltet! Trotz der Dinge, die sich dort unten ereigneten? Er fühlte sich an wie ein ganz harmloses Schmuckstück. Kapselte er sich von allem ab oder wie sollte ich das verstehen? Hatte er die Möglichkeit selbst erkannt, von den magischen Kräften dort drüben geortet werden zu können?
Ich schloß die Knöpfe an meinem Gewand und schaute wieder durch das Nachtglas. Der Schatten glitt an dem Götzen vorbei, wie ein nichtstoffliches Schemen. Die glühenden Augen des Götzen beobachteten ihn genau, folgten deutlich jeder seiner Bewegungen. Direkt vor dem Schlangenkopf verharrte dieser Schatten. Er hob etwas. Es war nicht deutlich genug erkennbar, aber die Umrisse ließen ein langes Schwert vermuten, das die als Schemen getarnte Gestalt in den erhobenen Händen hielt.
Jetzt wurde der Schatten auch von der Masse der Untertanen gesehen. Ein Raunen ging durch die Reihen. Dieses Raunen verwandelte sich in einen Aufschrei, als das Schattenschwert niedersauste. Die Schneide spaltete den strahlenden Schlangenkopfes. Dem gewaltigen Schlangenkopf entsprang der Oberpriester, der seine Arme in Siegerpose in die Luft warf.
Der Beifall kannte keine Grenzen mehr. Diese Demonstration also war der wahre Höhepunkt! Der Oberpriester schrie eine rasche Folge von Worten. Stephen Millair übersetzte prompt: „Die Schlange hat mich verschlungen, und die Schlange hat
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