Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
gesteckt, daß wir wichtig sein könnten? Auch wenn Sie anfangs so getan haben, als sei es mehr Zufall, daß Sie uns bei der Flucht aus dem Hotel halfen.“
„Was wäre verkehrt daran, Mr. Cooper? Der und ich und sogar Signir... Wir waren und sind nicht gerade Freunde, aber wir schätzen uns gegenseitig. Es war kein Verrat, als er mich auf euch aufmerksam machte. Weil es uns eben allen drei dient - und letztlich auch ihm, wenn der Kult seine Macht verliert und die alte Ordnung wieder eine Chance hat. Außerdem würde es den Tod von Signir rächen, nicht wahr?“
„Und der neue Nutzer des Siegels ist ausgerechnet ein - Europäer!“ sagte ich betont und beobachtete dabei Millair ganz genau.
Er zuckte deutlich zusammen. Unsere Blicke begegneten sich. „Wie kommen Sie darauf?“ fragte er lauernd.
„Ich habe ihn kurz gesehen, während dem Ritual drüben. Er erschien in dieser Felsspalte.“
„In Ordnung, ich gebe zu, daß ich soweit auch schon gekommen bin. Ich beobachte die Geschehnisse schließlich schon lange genug.“ Er stand auf. „Aber egal, wir müssen jetzt handeln. Gehen wir hinüber. Jetzt ist die Gefahr ja wohl vorbei. Ich möchte mir den Stein genauer ansehen, falls wir ihn dort drüben finden. Und dann die Edelsteine, die die Augen des Götzen bilden...“
„Sie wollen wirklich einfach hinüberspazieren, als sei nichts geschehen, und den Götzen in aller Ruhe aus der Nähe inspizieren?“ fragte Don Cooper ungläubig.
„In aller Ruhe bestimmt nicht, Mr. Cooper, aber ansonsten haben Sie recht. Der Götze hat sich zwar bewegt, obwohl er aus massivem Stein besteht, aber das war nur möglich durch die magische Energie. Und diese ist ja inzwischen erloschen.“
Er verstaute sein Nachtglas und hob sein Sturmgewehr mitsamt der anderen Ausrüstungsgegenstände auf. Damit machte er sich auf den Weg, ohne sich noch einmal nach uns umzudrehen.
Ich warf erst noch einen Blick durch das Nachtglas hinüber. Alles erschien ruhig. „Mir gefällt das nicht!“ gab ich zu.
Don brummte nur. Er trat neben mich. „Im Moment ist drüben zwar alles ruhig, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß die Kali-Jünger ihre wichtigste Kultstätte so einfach sich selbst überlassen. Ich meine, dieser Millair handelt ganz schön leichtsinnig.“
„Du meinst, es gibt Wachen?“
„Und ob!“
„Dann sind wenigstens wir beide uns einig. Ich schlage vor, wir folgen Millair, aber in gebührendem Abstand. Falls es eine Falle gibt, wie auch immer geartet, wird er als erster hineintappen. Wir werden sehen, was wir daraus machen können.“
*
Der Vorsprung von Stephen Millair war zwar nicht sonderlich groß, aber wir hatten ihn aus den Augen verloren. Auch hörten wir ihn nicht mehr. Ob er uns wieder mal austrickste? Zuzutrauen wäre es ihm zwar, aber was sollten wir jetzt anderes tun, als seinen deutlichen Spuren zu folgen?
Als wir unser Ziel fast erreicht hatten, verhielten wir und sicherten nach allen Seiten. Durch die Blätter der dicht stehenden Bäume und Sträucher erkannten wir einen Teil der Treppe. Sie schien hier vom Dschungelboden bis hinauf zum Tempel zu führen und war bereits großenteils ziemlich verwittert. Merkmale einer gewaltsamen Zerstörung waren allerdings nicht zu erkennen. Die Kolonialherren von damals hatten anscheinend darin wenig Sinn gesehen. Der Tempel sollte so stehenbleiben, wie er immer noch war - als Warnung für alle. Dennoch wies vieles darauf hin, daß sich die Kali-Jünger inzwischen Mühe gegeben hatten, alles wieder weitgehend benutzbar zu machen, sofern die Zeit allzu sehr daran genagt hatte. So hatte man die Treppe zum Beispiel auch wieder vom wildwuchernden Tropenwald befreit. Sonst hätte man sie so ohne weiteres wohl gar nicht entdecken können.
Wir sahen Millair immer noch nicht, aber wir erkannten in der sternenklaren und mondhellen Tropennacht seine Spuren, die direkt zur Treppe führten. Er hatte sie wohl absichtlich gelegt. Jedenfalls hatte er sich keinerlei Mühe gemacht, sie unterwegs zu verwischen. Inzwischen mußte er wohl längst irgendwo auf der Treppe sein, vermutete ich. Vielleicht sogar schon ganz oben?
Da vernahmen wir weiter vorn leises Rascheln. Wir hörten es beide gleichzeitig und blieben abrupt stehen. Im nächsten Augenblick gab es einen erstickten Schrei. Ein paar dumpfe Schläge folgten. Wie auf ein Kommando warfen wir uns rechts und links ins Gestrüpp. Im Moment zweifelte ich nicht mehr daran, daß Millair weiter vorn in eine Falle getappt
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