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Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall

Titel: Teufelskanzel - Kaltenbachs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Geschenk für einen Mann oder eine Frau gedacht? Ich werde Ihnen noch einen kleinen Brummer mitgeben.«
    »Frau«, entgegnete Kaltenbach, der immer noch nicht wusste, was der andere meinte.
    Der Verkäufer wickelte die Kerze sorgfältig in ein rötliches Zellophanpapier und band eine gelbe Schleife darum. Dann zauberte er aus einer Schublade eine winzige, fast echt wirkende Plastikbiene hervor, die er darauf befestigte.
    »Männer bekommen Wespen«, lächelte der Mandarin. »Meine Verehrung für die Dame unbekannterweise. Und den Docht nach dem Auslöschen nicht glimmen lassen!«
    Kaltenbach bezahlte, strich das Wechselgeld ein und steckte die Kerze in die Innentasche seiner Jacke.
    »Gibt es hier in der Nähe einen Kunstladen?«
    »Drüben in der Gerberau. Mehrere. Sehr schöne Auswahl.«
    Sekunden später stand Kaltenbach erneut in der Freiburger Kälte. Die Ausläufer des Höllentalwindes pfiffen unangenehm durch die Fischerau. Vom Wasser kam es feucht herauf. Wieder einmal ärgerte er sich über seine Unentschlossenheit. Warum hatte er den Honigmann nicht einfach nach Luise gefragt? Er wusste, wie sie hieß, er trug ihr Bild vor seinen Augen, und er wagte es nicht, ihren Namen auszusprechen.
    Er entschied sich für eine Denkpause in einem Café, dessen Schild ein paar Schritte weiter zum Frühstück einlud. Gleich nach dem Eintreten fand er sich in einem der typischen Freiburger Altstadthäuser wieder, die innen meist größer wirkten, als es von außen den Anschein hatte. Gleich hinter der Eingangstür und der Garderobe öffnete sich ein Raum, dessen Blickfang ein modern aufgepeppter Tresen mit einer geschwungenen schwarzen Marmorplatte bildete. Dahinter war ein Mann Anfang zwanzig mit weißer knielanger Schürze und einer frisch gestärkten dunkelblauen Bolerojacke damit beschäftigt, auf einer silbernen Messingplatte belegte Brötchen anzurichten. Das Café war leer bis auf eine ältere Dame, die an einem der Bistrotische Kaffee trank. Sie blickte kurz auf, als sie Kaltenbach hereinkommen hörte, und vertiefte sich dann sofort wieder in ihre Zeitung.
    Beim Anblick der fantasievoll mit Salatblättern und Paprikastreifen dekorierten Brötchen merkte er, dass er außer dem Joghurt heute Morgen noch nichts im Magen hatte. Er grüßte und deutete auf die Platte.
    »Eins mit Schinken und eins mit Ei. Und einen Cappuccino, bitte!« Er hängte seine Jacke auf und setzte sich in einigem Abstand zu der Zeitungsleserin an den Tisch in der Fensternische. Kurz darauf hörte er von der Bar her das zischende Geräusch der Kaffeemaschine.
    Kaltenbach nahm eine Zeitung von der Wand und blätterte ein wenig darin herum. Er fühlte sich müde. In der Nacht hatte er unruhig geschlafen und war ein paar Mal aufgewacht. Ständig waren ihm Gedanken zu dem merkwürdigen Schmuckstück durch den Kopf geschossen, und sie waren keineswegs angenehm. Am Morgen war ihm klar geworden, dass er die Sache richtig anpacken musste.
    »Panini con prosciutto i panini con uove, prego.« Die silbernen Knöpfe an dem Jäckchen glänzten mit der gegelten Frisur um die Wette. »I uno Cappuccino, Signore.«
    Kaltenbach hatte Zweifel, ob der verdächtig nach schwäbischem Betriebswirtschaftsstudent aussehende Italiener vor ihm echt war. Doch die Aussicht auf ein gutes Frühstück ließen Kaltenbach sich ebenso höflich bedanken.
    »Ach, warten Sie!«
    Der Ober machte schwungvoll auf dem Absatz seiner glänzend polierten schwarzen Schuhe kehrt. »Signore?«
    »Gibt es hier in der Straße vielleicht einen Kunstladen?«
    »Natürlich, Signore, gleich drüben in der Gerberau, nur ein paar Meter.«
    Dieses Mal ließ Kaltenbach nicht locker. »Nein, hier in der Fischerau vielleicht?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Beim Augustinermuseum … «
    »Er meint Luises Atelier, Schätzchen«, unterbrach ihn eine Stimme, die aus der untersten Altlage kam. Die allein sitzende Dame bedachte Kaltenbach mit einem Augenaufschlag, der einer Diva aus den 30er-Jahren alle Ehre gemacht hätte.
    »Und wo ist das?«, fragte er mutig.
    »Zur Tür raus, rechts, drei Häuser weiter. Aber da ist jetzt zu, Schätzchen.«
    Er schenkte ihr sein gewinnendstes Lächeln, doch die Dame hatte sich bereits wieder ihrer Lektüre zugewandt.
    Also ein Atelier. Kaltenbach nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit Frau Kölblin ein wenig Aufklärungsunterricht in Sachen Kunst zu geben. Gleichzeitig spürte er, wie die Spannung in ihm stieg. Er schlürfte genussvoll den ersten Schluck seines

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