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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Er grunzte. »Sie werden von ihm geschickt. Je fanatischer und unzurechnungsfähiger sie wirken, umso mehr schaden sie meiner Glaubwürdigkeit und desto mehr beweisen sie ihm ihre Treue. Er benutzt mich als Loyalitätstest für diese verdammten Wichser.«
    »Vielleicht testet er auch Sie damit?«, sagte ich, als ich in der Tür stand.
    »Was?« Er richtete sich auf. »Sie meinen nicht Gott, den Herrn – Sie meinen den Vampir?«
    »Ja. Wenn Sie die Macht hätten, zu diesen Ungläubigen durchzudringen und sie zu bekehren, dann würde Menessos Sie vielleicht als Bedrohung statt als Spielzeug ansehen.« Ich lächelte breit. »Ich wette sogar, dass Sie es nicht einmal versuchen, oder? Dabei glauben Sie doch so sehr an die Rettung von Menschen – aber eigentlich nur an die derer, die es wert sind, richtig?«
    Mit rotem Kopf stand Samson auf, fuchtelte mit dem Finger, kurz davor, in meinem Wohnzimmer eine Predigt zu beginnen. Johnny machte einen halben Schritt vor. »Sie hat recht«, knurrte er mit tiefer Stimme.
    Samson ließ die Hand sinken. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, die fleischigen Knöchel weiß. »Ihr wisst gar nichts!«, schrie er. »Ihr seid Dreck! Ihr seid doch alle nur Dreck!« Er deutete auf Nana, die bisher noch nichts zu ihm gesagt hatte. »Und ihr werdet alle in der Hölle schmoren.«
    »Schluss mit dem Unsinn!«, fuhr Nana ihn an. Sie erhob sich vom Tisch und ging auf ihn zu. »Finden Sie etwa, Ihr glanzvolles Leben sollte belohnt werden? Sie sind doch bemitleidenswert.«
    »Sie glauben, ich würde nicht wissen, was Sie sind, nicht wahr, Sie alte Hexe? Aber ich erdulde schon viel zu lange viel zu viele von Ihrer Sorte!« Er hielt mir die Hand hin. »Geben Sie mir jetzt einfach den Pflock, damit ich hier wegkomme.«
    »Ich bin wirklich froh, dass ich keinen Scotch habe«, sagte ich und setzte mich in Bewegung, »sonst hätten Sie es womöglich jetzt nicht so eilig.«
    »Ich erwarte nicht, dass Sie meine heilige Mission verstehen. Sie sind bereits verdorben worden. Ich habe gehört, dass er Sie schon in den Apfel hat beißen lassen. Sie haben Ihr Zeichen bekommen. Das haben Sie doch gewollt, oder? Ich wusste gleich, dass Sie eine von ihnen sein wollten.« Sein faltiges Gesicht verzog sich zu einer »Sie-können-nicht-über-mich-richten«-Miene: eine Mischung aus dümmlicher Ausdruckslosigkeit und Verzückung. »Das habe ich schon an Ihrem Blick gesehen, als wir uns das erste Mal trafen. Denselben Blick haben auch diese Dummköpfe, die er in mein Aufnahmestudio schickt.«
    »Ich weiß, dass Sie es gewohnt sind, anderen Ihre Meinung aufzuzwingen, aber sparen Sie sich das lieber für die Kameras auf, Sam. Hier wissen alle, was für ein Heuchler Sie sind.« Ich schob ihm die Kiste zu. »Da, nehmen Sie. Und dann machen Sie, dass Sie von hier verschwinden.«
    Liebevoll schlang er die Arme um die Kiste und rieb seine Wange an ihrer Oberfläche. Der Anblick verstörte mich. »Merken Sie sich meine Worte, kleines Mädchen. Menessos ist ein Betrüger. Mehr noch als jede andere bösartige Kreatur, die die Schöpfung je hervorgebracht hat. Und obwohl er eigentlich bereits tot ist, leiden wir noch immer unter ihm.«
    Die Tür war kaum zugefallen, da klingelte schon das Telefon.
    Ich rannte hin und nahm ab. »Hallo?«
    »Seph. Ich bin’s, Nancy. Bitte leg nicht auf.«
    Sie klang, als würde sie weinen. »Okay. Was ist los?«
    »Würdest du dich bitte, bitte irgendwo mit mir treffen? Vielleicht in Mansfield? Ich muss unbedingt mit dir sprechen. – Persephone?«
    »Ich bin noch dran.«
    »Bitte.«
    »Worüber willst du mit mir reden, Nancy?« Als sie zur Antwort nur schniefte, fügte ich hinzu: »Ich meine, ich fand es auch nicht gut, was letzte Woche passiert ist, aber irgendwie hatte es sich doch auch schon lange angekündigt.«
    »Ich wollte es nicht so weit kommen lassen.«
    Dieses Mal ließ ich sie mit der Stille allein, die folgte, und verkniff mir sogar einen mitleidigen Laut. Wenn ich mich jetzt mit ihr träfe, würde das nur wieder an dem Schmerz über eine zu Ende gehende Freundschaft rühren. Ich verstand, dass sie mir, ihrer besten Freundin aus unserer Gruppe, eine zweite Chance geben wollte, die ich aber nicht eingefordert hatte. Nancy war sehr gut darin, alles zu verdrehen. Sie tat es, ohne darüber nachzudenken, es war ihre zweite Natur. Statt uns mit erhobenem Kopf und ebenso hoher Moral einfach sitzen zu lassen, hatte sie ein schlechtes Gewissen bekommen und wollte nun eine Gelegenheit, mir

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