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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Kalender zu notieren und schicke dann eine Karte und Blumen an ihren Arbeitsplatz.«
    »Viele Leute brauchen so eine Gedächtnisstütze, Red.«
    »Okay, schon gut.« Er würde sich nicht zufriedengeben, bis ich ihm die ganze traurige Geschichte erzählt hatte. »Sie hat kürzlich Jesus gefunden.«
    »War er denn verloren?«
    »Ach, hör doch auf. Sie ist sehr religiös, was ja an sich nichts Schlechtes ist. Aber es bedeutet eben auch, dass wir jetzt ganz andere Dinge tun und über ganz andere Themen reden müssen, weil ihr nichts anderes mehr erlaubt ist. Das ist irgendwie so sinnlos. Sie weiß noch nicht einmal, dass ich eine Hexe bin. Ich habe es ihr und den anderen nie erzählt, weil ich mir sicher bin, dass sie mich für einen Freak gehalten hätten. Und jetzt kann ich es ihr erst recht nicht sagen. Sie hat keine Ahnung, worum es in der Kolumne geht, die ich schreibe. Hätte sie die, würde sie mir nämlich keine Ruhe lassen, weil sie keine Wære toleriert.« Ich seufzte. »Ich muss immer aufpassen, was ich sage, wenn ich mit ihr rede. Es ist so anstrengend, Geheimnisse zu haben, und ich weiß, dass sie nicht mehr meine Freundin sein wollen würde, wenn sie alles erführe.«
    Er schwieg und zeigte dann auf das große rot-gelbe Schild des Meijer-Supermarktes in der Ferne. Ich musste die nächste Ausfahrt nehmen. »Hört sich für mich so an, als würde die Wahrheit dich befreien.«
    Ich setzte Johnny vor dem Supermarkt ab und versprach, ihn in einer Stunde wieder abzuholen. Dann fuhr ich zu dem kleinen Platz. Der Coffeeshop, in dem ich Nancy treffen sollte, war ein Starbucks.
    Ich konnte ihren Wagen nirgendwo entdecken, ging aber trotzdem hinein. Ich bestellte einen heißen Apfelsaft bei einem sehr sympathischen Angestellten und entschied mich für einen Tisch fernab vom Fenster und der untergehenden Sonne. Ich überlegte, ob ich mir die lokale Gratiszeitung holen sollte, um darin herumzublättern, aber meine Augen brauchten nach der Fahrerei ein wenig Erholung.
    Ich schob meinen Stuhl mit der Lehne gegen die Wand, ließ den Kopf zurückfallen, schloss die Augen und dachte an meinen letzten Besuch in einem Coffeeshop. Trotz der unterschiedlichen Firma und Farbgebung war die Inneneinrichtung beinahe identisch, und das Aroma, das in der Luft hing, das gleiche. Meine Gedanken wanderten zurück.
    Vivian hatte mich reingelegt. Damit hatte das ganze Schlamassel seinen Lauf genommen. Ich fragte mich, ob sie in diesem Moment schon tot war. Ob ihr Fleisch kalt und grau war, ihre Augen weit und starr. Es überraschte mich, wie sehr ich mir wünschte, dass es so wäre. Als ihre Strafe für das, was sie Lorrie angetan hatte, weil sie so viele Menschen manipuliert hatte und weil damit auch das, was sie wusste, begraben sein würde und Menessos es nicht mehr erfahren könnte.
    Ich lehnte mich gegen den Tisch, rührte in meinem heißen Apfelsaft und sah zu, wie die Flüssigkeit in meinem Becher strudelte. Ich hatte immer schon einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gehabt, aber in letzter Zeit schien er noch stärker geworden zu sein. Ich verspürte den Drang, höchstpersönlich Rache zu üben – und zwar nicht zu knapp. Allerdings nur an denjenigen, deren Schuld bewiesen war oder die ihre Tat gestanden hatten. Das war wohl das Mindeste, worauf eine Lustrata achten sollte.
    »Du hasst mich, nicht wahr?«
    Vor mir stand Nancy, sie hielt eine kleine Kiste unter dem Arm. Ihre rotgeränderten, geschwollenen Augen waren riesig, ihr Blick war unsicher. Das mausbraune Haar hatte sie zu einem Knoten zusammengenommen, aus dem sich ein paar kürzere Haarsträhnen gelöst hatten und abstanden, was ihr eine gewisse Wildheit verlieh. Ich bemerkte das kleine Spitzentuch auf ihrem Kopf. Zu unserem Brunch hatte sie es auch schon getragen. Ich begriff, dass Nancy sich für immer für eine strenge christliche Glaubensgemeinschaft entschieden hatte, für eine apostolische Gemeinde. Ich fühlte mich wie ein Käfer in einem Einmachglas, als sie mich musterte. »Nein, ich hasse dich nicht.«
    »Aber du siehst so … ernst und böse aus«, sagte sie.
    »Tut mir leid. Ich war nur in Gedanken.« Nancy wirkte nicht überzeugt. Bald würde ein Kind das Einmachglas, in dem ich saß, schütteln und vielleicht mit einem Stöckchen darin nach mir herumstochern. »Ich habe dir ja gesagt, dass mir das Treffen nicht gelegen kommt.«
    »Na, dann. Hier.« Sie stellte die Kiste auf den Tisch. »Ich hole mir einen Kaffee.«
    Ich warf einen Blick in die Kiste. In

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