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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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sich von mir gesagt sein.« Er deutete mit einem seiner Wurstfinger auf mich. »Dann werden Sie auch nicht die Mülltonnen von McDonald’s durchwühlen müssen, weil Sie Hunger haben.«

8
    Nana stand in der Tür zwischen dem Esszimmer und der Küche und wartete dort seit beinahe einer Minute. In dieser Zeit war sie bereits vier Mal laut seufzend von einem Fuß auf den anderen getreten. Währenddessen saß ich am Schreibtisch im Esszimmer und tippte meine jüngsten Aktivitäten und meine Gedanken in den Laptop. Es brachte Ordnung in meinen Kopf, wenn ich alles aufschrieb. Auf einmal schien in meinem Leben so viel zu passieren, dass ich es schwarz auf weiß sehen musste, um es zu verstehen. Diese Gewohnheit hatte vor einiger Zeit auch zu der Kolumne geführt, mit der ich jetzt meinen Lebensunterhalt verdiente.
    Obwohl Nana sich laut räusperte, hörte ich nicht auf zu tippen.
    »Kochst du denn kein Abendessen?«, fragte sie endlich.
    Weiterschreibend löste ich den Blick vom Computerbildschirm, doch als ich zu ihr hinübersah, hielt ich unwillkürlich inne. Nana trug ein weißes Sweatshirt und eine ebensolche Hose, die Hände hatte sie ärgerlich in die Hüften gestemmt. Sie sah aus wie ein Schneemann. Ihre weiße Turmfrisur war am Hinterkopf immer noch von ihrem Nachmittagsnickerchen zerzaust, obwohl sie steif und fest behauptete, nur wenige Minuten »die Augen ausgeruht« zu haben. Doch ich wusste es besser: Ihr Schnarchen hatte mich empfangen, als ich von meinem Treffen mit Mister Kline nach Hause gekommen war. Ich hatte Mühe, mir meine Belustigung nicht anmerken zu lassen.
    »Also?«
    »Heute nicht.«
    »Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«
    »Nein.« Ich überlegte gerade, wie »Disziplin« geschrieben wurde. Nana sagte immer: »Dis-si-plin«. Nachdem ich mit dieser Aussprache aufgewachsen war, musste ich stets erst nachdenken, bevor ich das Wort schrieb, sonst verpasste ich ihm statt einem z ein weiteres s.
    »Zu deiner Information: Es ist schon nach sechs. Abendessenszeit.«
    »Und?« Ich musste lächeln. Wenn ich an meine verkorkste Kindheit dachte, war es eine vergleichsweise harmlose Rache, Nana ein wenig zappeln zu lassen.
    »Und? Ich habe Hunger! Und Poopsie auch.« Als er seinen Namen hörte, kam der Welpe ins Zimmer galoppiert. »Außerdem esse ich nichts mehr, was aus einer Schachtel oder einer Dose kommt.«
    »Chubbys Hundefutter steht in der Garage. Und fang ja nicht an, ihn am Tisch zu füttern!«
    »Er heißt Poopsie«, sagte sie herausfordernd und tätschelte seinen Kopf.
    Ich speicherte das Dokument, klappte den Laptop zu und stand auf. »Okay. Ich füttere ihn. Aber er wird bald zu groß sein, um ›Poopsie‹ zu heißen.« Freudig folgte mir der Hund in die Garage und über den rissigen Zementboden zu seinem Metallkäfig. Ich löffelte Welpenfutter in den Napf und stellte ihn weit hinten in die Box hinein, wie das Hundebuch es empfohlen hatte. »Da.«
    Poopsie saß neben der Garagentür und rührte sich nicht vom Fleck.
    »Na los. Abendessen ist serviert.«
    Er blieb sitzen und winselte.
    »Schon gut, ich sorge dafür, dass sie dir einen cooleren Namen gibt.«
    Er winselte wieder.
    »Okay, einen anderen als Chubby.«
    Er bellte, sprang in den Käfig und begann tatsächlich zu fressen, als ein Motorrad kiesspritzend die Einfahrt heraufdröhnte. Ich ging zurück in die Küche und sah, wie Nana angewidert die Tür des Vorratsschranks zuschlug und aus dem Zimmer schlurfte. »Unser Abendessen ist da«, verkündete ich.
    »Hast du was bestellt?«, fragte sie und drehte sich um.
    »Jawohl. Und du solltest dir schnell noch das Haar am Hinterkopf richten.«
    Verlegen hob sie die Hände. »Wer liefert denn bis nach hier draußen«, grummelte sie, während sie das Wohnzimmer ansteuerte, »abgesehen von diesem schlecht gelaunten Zeitungsjungen, der die Einfahrt nicht mal treffen würde, wenn sie so groß wie Texas wäre?«
    »Unser Zeitungsjunge ist nicht mit dem Fahrrad unterwegs, Nana. Wir leben auf dem Land, nicht im Einzugsgebiet einer Stadt. Hier draußen bringen Erwachsene in Autos die Zeitung und fahren dabei gewöhnlich über neunzig Stundenkilometer. Wenn die Zeitung auf dem Grundstück landet, war das schon ein Volltreffer.«
    Da Nana vom Wohnzimmer aus einen guten Blick auf unseren Gast haben würde, wenn er hereinkam, und ich einen hysterischen Anfall vermeiden wollte, warnte ich sie vor, als ich den Flur hinunter zur Tür lief. »Er heißt Johnny.«
    »Der Zeitungsjunge?«
    »Nein, Nana.

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