Teufelskreise (German Edition)
eine Rasse?«
»Eine Dänische Dogge«, sagte ich wenig begeistert. »Der Kleine wird riesig werden.«
»Ich auch«, murmelte Johnny über seine Schulter hinweg, kaschierte seine Worte aber so schnell mit einem Husten, dass ich sie beinahe nicht verstanden hätte. Im Stillen betete ich, dass Nana seine Bemerkung überhört hatte. »Das habe ich extra für Sie mitgebracht.« Er hielt meiner Großmutter einen Picknickkorb hin, der sogar mit einem rot-weiß karierten Tuch abgedeckt war. Offenbar hatte sich Johnny fest vorgenommen, die Rotkäppchennummer durchzuziehen, auch wenn ich mir kaum vorstellen konnte, wie er all die Sachen besorgt hatte.
Auf dem Deckel des Korbes, aber unter den Griffen festgeklemmt, lag eine Stange Marlboro. »Für mich?«, fragte Nana erstaunt.
Er reichte ihr den Korb. »Sehen Sie mal nach, was drin ist.«
Nana nahm die Stange Zigaretten und klemmte sie sich unter den Arm, um seinem Vorschlag zu folgen. »Kekse!«, rief sie. Sie atmete tief den Duft ein. »Sie riechen wundervoll! Was ist das für eine Sorte?«
»Macadamianuss mit weißen Schokoladenstückchen«, sagte Johnny. »Ich habe sie heute selbst gebacken.« Er streckte ihr die Hand hin. »Ich heiße Johnny.«
Ohne zu zögern, ergriff Nana seine Hand. Seine Tattoos schienen sie nicht im Geringsten aus der Fassung zu bringen. Ich fragte mich, warum sie mich so sehr störten.
»Ich bin Demeter. Demeter Alcmedi.«
»Schön, Sie kennenzulernen, Demeter.« Er betonte die erste Silbe so wie sie selbst, als sie sich vorgestellt hatte. Sie fand es immer schrecklich, wenn die Leute ihren Namen aussprachen, als würde ein Franzose nach einem Zollstock fragen: De- ME -ter . Demzufolge hatte Johnny gerade eine Menge Pluspunkte bei ihr gesammelt. War sie sich denn nicht darüber im Klaren, dass er ein Wærwolf war? Normalerweise spürte sie so etwas sofort. »Die Kekse gibt es aber erst nach dem Abendessen. Ich hoffe, Sie mögen General-Tso-Huhn?«
»Mein Lieblingsgericht! Hast du ihm das verraten, Seph?«
»Nein.« Ich aß kein Fleisch und war gespannt, was er für mich mitgebracht hatte. »Die Küche ist dahinten.« Ich zeigte den Flur hinunter.
Mit knallenden Stiefeln und daran klirrenden Ketten trug er die Tüte in die Küche. Nana glättete ihr Haar. »Ist es so gut?«, fragte sie.
»Ja.« Ich lachte leise.
»Was ist?«, fragte sie.
»Ich fürchte nur, du wirst doch aus einer Schachtel essen müssen. Er hat immerhin Chinesisch mitgebracht.«
»Das ist etwas anderes.« Sie tätschelte zufrieden den Weidenkorb und trug ihn in die Küche.
Als ich zu den beiden stieß, hatte Johnny seine Lederjacke bereits über die Lehne eines Stuhls gehängt und stellte die weißen Pappkartons auf den kleinen Küchentisch, an dem an der einen Seite zwei Stühle und auf der anderen eine Bank standen. Ich holte meine zusammengewürfelten Teller aus dem Hängeschrank und das Besteck aus der Schublade. »Ooh-oh!« Johnny drohte mir spielerisch mit dem Finger. »Du musst mit Stäbchen essen.«
Ich warf ihm einen zweifelnden Blick zu, den er mit einem herausfordernden erwiderte. »In Ordnung«, gab ich nach, »aber beschwer dich hinterher nicht, wenn mir mein Abendessen am Körper klebt.«
Er sah schnell zu Nana, die ihr Körbchen auf dem Küchentresen neben der Spüle in Sicherheit brachte, und flüsterte mir zu: »Dann befreie ich dich höchstpersönlich wieder davon, das verspreche ich.« Als meine Wangen heiß wurden, stellte ich mir gerade vor, wie er mir süßsaure Soße vom Gesicht leckte. Ich konnte mich nicht mehr rühren.
Johnny nahm mir den Teller aus der Hand und leerte den Inhalt einer der Schachteln darauf aus. »Du bist Vegetarierin, nicht wahr?«, fragte er unverbindlich, als würde er überspielen wollen, was er gerade zu mir gesagt hatte.
Ich schluckte und wünschte, ich könnte genauso schnell die Röte aus meinem Gesicht verschwinden lassen. »Ja.«
»Ohne ein dickes, saftiges Filet Mignon, englisch, mit reichlich Pfefferkörnern könnte ich nicht leben. Lecker.«
Eigentlich hatte ich ihn eher für den Porterhouse-Steak-Typ gehalten. Seine Vorliebe würde ich mir merken müssen. Schließlich hatte ich ihm Leckerlis versprochen.
»Bitte schön, Demeter.« Er stellte einen Teller vor sie auf den Tisch und kam zurück, um den Inhalt einer weiteren Schachtel darauf zu leeren. Dabei bemerkte er den schweren Eichentisch und die Stühle in dem Zimmer nebenan. »Oh! Möchtest du in deinem Esszimmer essen?«
»Nein, schon gut. Ich
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