Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
Vom Netzwerk:
benutze es eigentlich nie«, sagte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Okay.«
    »Woher weißt du, dass ich Vegetarierin bin?«
    Er zog seine Augenbrauen hoch, ließ sie wieder fallen und machte eine Geste, als würde er seine Lippen mit einem Schlüssel verschließen. Dann erwiderte er grinsend: »Celia hat es mir verraten.«
    Celia war der erste Wærwolf, den ich kennengelernt hatte. Nach dem Angriff hatte ich geglaubt, sie und Erik würden sterben – so wie alle anderen auch – , aber sie hatten überlebt. Dann mussten wir feststellen, dass ihnen bei Vollmond plötzlich Fell wuchs, und ich half ihnen, in diesen Nächten einen sicheren Unterschlupf zu finden. Als ich das Haus kaufte, richteten wir den Keller für sie ein. Zuerst waren es nur die Mitglieder der Band, aber als Celia immer mehr Wærwölfe kennenlernte und sie schließlich mitbrachte, bauten wir weitere Zwinger. Jetzt fand praktisch ein ganzes Rudel bei mir Unterschlupf.
    Celia vergab die neuen Käfige so schnell, wie wir sie bauen konnten. Zu Vollmond brachten die Wære Pizza und Bier mit und feierten im Sturmkeller eine Party, bis ihr Wandel begann. Das, was ich von ihnen über die Vor- und Nachteile des Wærwolfseins hörte, floss auch in meine Kolumne ein. Jeder zahlte mir zwanzig Dollar die Nacht inklusive eines Frühstücks, das aus Krispy Kremes bestand. Da es sich dabei offenbar um den Lieblingsdonut der Wærwölfe handelte, schlussfolgerte ich, dass die Verkaufszahlen des Unternehmens bei Vollmond in die Höhe schießen mussten. »Von Celia«, wiederholte ich.
    Johnny hielt in seiner Bewegung inne und sah mich an. »Ich habe sie über dich ausgefragt.« Er stand nur wenige Zentimeter neben mir. Noch nie war ich ihm so nah gewesen, obwohl er seit sechs Monaten in meinen Zwinger kam. Ich hatte ihn bisher sechs Mal gesehen, und dann auch nur für einen kurzen Augenblick, wenn ich morgens die Donuts in die Käfige legte. Er roch nach Zedernholz und Salbei.
    Zum ersten Mal sah ich ihn wirklich an. Nicht heimlich und verlegen, nicht einmal ängstlich, sondern aufmerksam. Für einen Moment trat das, was mir Angst machte, in den Hintergrund, und ich konnte den Menschen Johnny unter den Tattoos sehen. Seine Augen waren stahlblau und grau.
    »Kommt jetzt, ihr beiden. Esst endlich«, befahl Nana.
    Ich nahm meinen Teller mit gedämpftem Gemüse und Reis und ging zum Tisch, unschlüssig, wo ich mich hinsetzen sollte. Wenn ich Nana gegenüber Platz nahm, würde Johnny sich aussuchen können, neben wen er sich setzte, aber wenn ich mich neben ihr niederließ, würde er auf der anderen Seite sitzen müssen. Das schien mir die beste Lösung zu sein. Also nahm ich Platz und begann ungeschickt mit den Stäbchen herumzuhantieren. Als Johnny seinen Teller mit dem Hühnerfleischgericht gefüllt und sich zu uns gesetzt hatte, hatte ich bereits zwölf Mal erfolglos versucht, Essen in meinen Mund zu befördern. Nana lachte mich aus. Obwohl ich mir schrecklich ungeschickt vorkam, lachte ich mit.
    »Ich werde verhungern, wenn ich keine Gabel benutzen darf.«
    »Du benutzt die Stäbchen wie eine Schaufel und hältst sie falsch«, sagte Johnny. »Sie sind zwar dünn, aber sie werden schon nicht zerbrechen. Halt sie so. Fest.« Als er es mir zeigte, bemerkte ich, dass er mehr Ringe an den Fingern trug als ich. »Dann klemmst du das Essen dazwischen, siehst du?«
    Ich nahm ein Stäbchen, dann das andere und hielt sie beide in die Höhe. »Falsch.« Er legte seine Stäbchen ab und griff über den Tisch, bevor ich protestieren konnte. Sanft und geschickt positionierte er meine Finger. »So. Versuch’s noch mal. Und jetzt zusammendrücken.«
    Ich befolgte seinen Rat und hatte Sekunden später tatsächlich einen Bissen im Mund. Dem Gemüse hätte eine halbe Minute in der Mikrowelle zwar gutgetan, aber dazu hätte ich die Stäbchen wieder aus der Hand legen müssen. Damit hätte Johnny die Gelegenheit gehabt, mir erneut zu »helfen«, sie richtig zu greifen. Ich entschied mich für das lauwarme Gemüse und gegen weiteres Händchenhalten. »Aha«, sagte ich kauend, »so macht man das also.«
    »Und ich dachte, du wüsstest bereits, wie man es macht«, sagte Johnny fröhlich, als wäre an der Bemerkung nichts Zweideutiges. »Das nächste Mal probieren wir Französisch. Oder Thai. Thai ist scharf. Ich mag es scharf.«
    Das nächste Mal?
    »Oh?«, mischte Nana sich im Plauderton ein. »Und was ist mit Griechisch?«
    Johnnys Lächeln, das auf Nanas Bemerkung folgte, wirkte trotz der

Weitere Kostenlose Bücher