Teufelskreise (German Edition)
Weg zum Süßwarenladen von ebensolchem abgekommen war. Verstanden hätte sie mich nicht. Dass ich selbst keine Probleme mit meiner Identität hatte, hätte sie mit selbstgerechter Empörung erfüllt, da ich damit all ihre Tabus erfüllte.
Betsy kicherte und schob die Brille auf ihrer Nase hoch. »Was ist denn mit der los? Hat sie ihre Tage, oder was?« Sie sah mich an, als würde sie eine Antwort von mir erwarten.
Ich dachte kurz daran, Betsy zu fragen, ob sie tatsächlich so hirnlos war, wie sie sich gab, schwieg aber. Wenn Betsy etwas oder jemanden verehrte, dann war es Olivia. Das war eigentlich Bestätigung genug, dass sie hirnlos sein musste. »Wir haben ihr keinen Grund gegeben, um zu bleiben«, sagte ich.
»Sie hat eben ihren ›Glauben‹ gefunden«, sagte Olivia und zeichnete mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.
»Nein«, sagte ich, »sie hat ihn verloren. Ihren Glauben an uns, meine ich.«
»Wie bitte?«
»Nancy ist besser dran, wenn sie sich nicht verpflichtet fühlt, und sei es nur zu etwas Belanglosem wie einem gemeinsamen Essen zwei Mal im Jahr.« Und ich auch.
Ich war bereit, mit der Vergangenheit abzuschließen. Mit den Freunden zu brechen, mit denen ich aufgewachsen war und die ich so gut kannte. Ich war bereit, mich allein der Zukunft zu stellen, denn Betsy und Olivia würden mir auf dem Weg, der vor mir lag, nicht folgen wollen. Sie ließen sich von ihren Ängsten bestimmen, was nicht unbedingt schlecht sein musste, aber es schränkte ein. Wenn ich recht darüber nachdachte, war ich gar nicht so viel anders als sie. Wahrscheinlich hatte ich nur gelernt, wann es Zeit war, einen Schlussstrich zu ziehen.
»Ich muss gehen«, sagte ich.
»Bist du etwa die Nächste?«, fragte Olivia in vorwurfsvollem Ton. Betsy betrachtete mich neugierig.
»Die Nancys Glauben annimmt?« Ich lachte leise. »Nein, ich habe eine andere Art von Feuerprobe zu bestehen.«
»Echt? Bestell dir noch einen Kaffee und erzähl uns davon.«
Mein Bein begann ungeduldig zu wippen. »Nein, Olivia.« Wenn ich ihr auch nur ein paar Informationen zu viel lieferte, dann würde sie sie so lange wiederkäuen, bis sie sie als Kugeln wieder ausspucken könnte, um mich damit zu verletzen. »Ich muss los.« Ich schob meinen Stuhl zurück.
»Nein, das musst du nicht. Du willst nur nichts mehr mit uns zu tun haben, genau wie Nancy.«
»Hast du je daran gedacht, dass es vielleicht genau andersherum ist, Olivia? Vielleicht ist Nancy ja zu unseren Treffen gekommen, weil ihr etwas an dir lag. Sie wollte etwas mit dir teilen, das ihr großen Frieden gebracht hat. Und sind Freunde nicht dazu da? Um mit ihnen zu teilen? Aber du hast sie nicht einmal Luft holen lassen, ohne einen deiner abwertenden Kommentare einzuwerfen. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn du ein wenig mehr Verständnis gezeigt hättest. Wenn du mich fragst, bist du es, die nichts mehr mit ihr zu tun haben will.«
»Tja, ich habe dich aber nicht gefragt.«
In der Highschool schließt man Freundschaften, weil man dieselbe Klasse besucht oder im selben Bus fährt. Weil man dieselbe Band mag oder den gleichen Sport treibt. Wir vier waren Freundinnen geworden, weil keine der anderen Cliquen uns hatte haben wollen. »Was wir einmal voneinander wussten, ist schon seit Jahren nicht mehr relevant«, sagte ich. »Wir haben uns verändert, und unsere Treffen sind einzige Reisen in die Vergangenheit. Nett, aber nur für uns von Bedeutung.« Ich hielt inne und sah erst Betsy, dann Olivia an. »Wahrscheinlich werdet ihr beiden euch auch noch in zehn Jahren dieselben Geschichten von den Dummheiten erzählen, die wir beim Abschlussball und dem Homecoming-Game angestellt haben. Aber deine Zukunft steht still, Olivia. Sie wird von einer idealisierten Vergangenheit zurückgehalten. Du benutzt Betsy, damit sie dich bestätigt und du nicht in die Verlegenheit kommst, dein Leben hinterfragen zu müssen. Keine von euch hat noch irgendwelche Ziele. Um dich herum gibt es nur verpasste Gelegenheiten, Olivia. Und ich bin froh, dass mein Leben anders aussieht.« Wenigstens die Wære entwickelten sich in ihm auf positive Art und Weise weiter, trotz ihrer Mondkrankheit.
Ich erhob mich, öffnete meine Handtasche und warf einen Hundert-Dollar-Schein auf den Tisch, als wäre das nichts Besonderes. Olivia fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Dieser letzte Brunch geht auf meine Rechnung. Habt ein schönes Leben, Ladys. Und ruft mich bitte nicht mehr an.«
Während die Brücke zu meinem
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