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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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unterschiedlich! »Ist es dir vielleicht verboten, Freunde zu haben, die deinen Glauben nicht teilen?«
    Nancys Augen wurden feucht.
    »Natürlich«, blaffte Olivia. »Sie darf nur noch mit ihresgleichen verkehren und muss die Verbindung zu Ungläubigen abbrechen, weil sie sie beeinflussen könnten. Für mich hört sich das nach einer Sekte an.«
    Ich funkelte Olivia böse an, und sie funkelte zurück, als würde sie nur darauf warten, dass ich Nancy verteidigte. Ohne zu zögern, würde sie mit mir und Nancy brechen, weil sie außer Betsy keine Freundin brauchte. Sie arbeiteten in derselben Fabrik und hatten in ihrer Stammbar ihre persönlichen Barhocker, deren Polster sich über die Jahre ihren Hintern perfekt angepasst hatten. Ich hätte es gern laut ausgesprochen, aber sie waren zu dem Typ Frau geworden, der so eine Bemerkung als Kompliment auffassen würde. Der Typ Frau, über den wir uns in der Highschool lustig gemacht hatten.
    »Und? Hab ich nicht recht?«, bohrte Olivia nach.
    »Du nimmst alles so persönlich, Nance. Du bist zu einer echten Spaßbremse geworden«, sagte Betsy vorsichtig. »Hör auf, so zu tun, als seist du was Besseres, dann wird vielleicht alles wieder so wie früher.«
    »Nichts wird wieder so wie früher.« Nancy griff nach ihrer Handtasche.
    Olivia seufzte, als wäre sie diejenige, die gekränkt worden war. »Warum kannst du nicht einfach eine von denen sein, die nur sonntags ausleben, dass sie bekehrt worden sind?«
    »Olivia –«, begann ich.
    Nancy sprang auf. »Weil ich daran glaube! Deswegen!« Sie warf ihre Serviette auf den Tisch und marschierte entschlossen zum Ausgang. An der Tür zögerte sie und sah zurück. Zu mir. Ich konnte nicht sagen, ob Feindseligkeit oder Reue in ihrem Blick lag. Als Nancy durch die Tür verschwand, sah ich ihr nach. Ließ sie gehen. Ich wollte nicht, dass es so endete, aber es war ihre eigene Entscheidung. Wer war ich, dass ich sie hätte aufhalten können? Ich wandte den Blick ab.
    Die Reaktionen von Menschen waren der Grund gewesen, warum ich begonnen hatte, unter einem Pseudonym zu schreiben. Jedes Mal, wenn ich genug Vertrauen zu jemandem hatte, um das Geheimnis zu lüften, war meine Offenheit gegen mich verwendet worden. Ich wollte kein Risiko mehr eingehen. Ohne die Wære wäre ich eine komplette Außenseiterin gewesen. Ich wusste schon lange, dass ihr neuer Glaube Nancy vorschrieb, mich noch mehr zu hassen als Olivia und Betsy, sollte sie erfahren, dass ich mit Wæren verkehrte und Heidin war.
    Ich respektierte ihre Entscheidung zu gehen. Ich wusste nur zu gut, wie sie sich fühlen musste.
    »Ich glaube an Kaffee aus Java«, sagte Olivia laut und hob die Tasse in die Richtung, in die Nancy verschwunden war.
    Betsy konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Nancy war schon immer melodramatisch gewesen und hatte Sachen gesagt wie etwa: »Los, jetzt schikanier mich schon!«, aber die Situation hätte auch anders ausgehen können. Dieser Schluss war einfach nur … arrogant. Olivia hätte sie nicht so herablassend behandeln dürfen. Aber so war sie. Wenn man nicht für Olivia war, war man gegen sie.
    Die Glöckchen an der Tür klingelten laut. Nancy war jetzt wirklich fort.
    Ich starrte meinen aromatisierten Espresso an. Ich war Nancys Freundin, und weil ich ihr nicht nachgegangen war, hatte ich gerade die wichtigste aller Freundschaftsproben nicht bestanden. Meine Untätigkeit bedeutete, dass mir nichts mehr an ihr lag. Aber das stimmte nicht. Mir lag sehr viel an ihr, und genau deshalb hatte ich sie aus meinem Leben gehen lassen. Weil sie es so wollte. Ich hoffte, dass sie sich nicht unterkriegen lassen würde.
    Und ich, die ich meine heidnischen Wurzeln wie eine eitle, wasserstoffblondierte Frau ihre grauen Haare versteckte, ich trug meine wahre Religion nicht zur Schau wie andere meinesgleichen. Nicht dass eine Provokation mir Probleme bereitet hätte. Viel eher war es die Angst vor der Ablehnung – Ablehnung, wie sie Nancy gerade erfahren hatte – , die mich davon abhielt, mich zu bekennen. Würde ich mein Geheimnis je Olivia und Betsy gegenüber preisgeben, dann würden sie laut »Ooohh!« rufen und alles für einen großen Spaß halten, weil sie nur das Bild kannten, das die Fernsehserien vermittelten. Die Regel »Und schade niemandem« würden sie als einen Freifahrschein verstehen.
    Nicht so Nancy. Sie hätte Anteil genommen und versucht, mir meine Berufung als Hexe auszureden, als wäre ich nur ein verwirrtes kleines Mädchen, das auf dem

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