Teufelskreise (German Edition)
alten Leben in Flammen aufging, verließ ich das Restaurant.
11
Nachdem Beverleys Besuche aufgehört hatten, schaltete ich den Fernseher nur noch an, um Nachrichten und die Wettervorhersage zu sehen. Doch jetzt wollten meine vielen Gäste bestimmt unterhalten werden, deswegen wagte ich mich, bevor ich Columbus verließ, in den albtraumhaften Verkehr auf dem Polaris Parkway. In der DVD -Abteilung von Best Buy versuchte ich mich zwischen mehreren Titeln zu entscheiden. Nachdem ich meinen Highschool-Schwestern die Freundschaft gekündigt hatte, verspürte ich keine Lust auf Komödien oder Liebesschnulzen. Monsterfilme ließ ich aus offensichtlichen Gründen links liegen und wählte schließlich ein paar knallharte Actionfilme aus. Während ich an der Kasse wartete, weckten die Bildschirme in der Fernsehabteilung meine Aufmerksamkeit. In einer Sondermeldung der Lokalnachrichten erschien während einer Vorschau auf die heutigen Abendnachrichten Beverleys Gesicht. »Nein, nein, nein … !«, rief sie, während sie den Kopf schüttelte. Offenbar hatte man sie gestern in der Schule gefilmt.
Aber wo, zur Hölle, steckte Vivian? Warum hatte sie das nicht zu verhindern gewusst? Und warum war Beverley überhaupt in der Schule?
Mit meinen auf dem Beifahrersitz verstauten Einkäufen hielt ich an der nächsten Tankstelle an einem Telefon. Da ich nicht genug Münzen hatte, war ich gezwungen, erst eine Pepsi zu kaufen, um Wechselgeld zu bekommen.
»Hallo?«
»Vivian, hier ist Persephone Alcmedi.«
»Miss Alcmedi«, sagte sie, »haben Sie Ihren Auftrag etwa schon erfüllt?«
»Wir müssen uns unterhalten.«
»Ich verstehe das als ein Nein.«
»Wo ist Beverley?«
»Sie schläft. Der Göttin sei Dank. Ich hätte das ständige Weinen keine Minute länger ertragen.«
»Aber sie trauert!«
»Natürlich. Trotzdem muss sie es ja nicht so laut tun.«
Miststück. »Ich habe Beverley in den Nachrichten gesehen.«
»Aha.«
»Aha? Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen? Sie wurde von den Reportern regelrecht umlagert!«
»Ihre Mutter wurde ermordet. Da ist es doch normal, dass die Medien Bilder von ihr wollen. Das interessiert die Leute.«
»Vivian«, presste ich durch meine zusammengebissenen Zähne.
»Oh, jetzt verstehe ich: Sie rufen an, um mir einen elterlichen Rat zu geben! Wie viele Welpen haben Sie denn für Ihre Rudelfreunde schon zur Welt gebracht? Richtig. Keinen.«
Auf der Fahrt zur Tankstelle hatte ich darüber nachgedacht, wie ich sagen könnte, was mir auf der Seele lag, ohne wertende Ratschläge zu geben.
»Beverley zu ignorieren ist auch nicht der richtige Weg«, sagte ich bitter. »Trauer vergeht nicht einfach, wenn man eine bestimmte Menge an Tränen vergossen hat. Sie braucht Hilfe. Und als ihr Vormund sind Sie verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sie sie bekommt. Sie den Reportern zum Fraß vorzuwerfen gehört auf jeden Fall nicht dazu.«
»Sie sind ja so verantwortungsbewusst, Miss Alcmedi. Und das, obwohl Sie doch noch so viele andere verdienstvolle Hobbys pflegen: die Kolumne, den Zwinger, das Morden. Beverley ist doch nur ein kleines Mädchen. Ich denke, ich werde schon mit ihr fertig.«
»Den Eindruck macht es auf mich aber nicht.«
»Eindrücke können trügen.«
»Ich kenne Beverley. Und ich weiß, wie es ist, wenn man trauert.«
»Danke für Ihren Rat. Wenn das dann alles ist … «
»Ist es nicht. Sie haben mir nicht gesagt, dass meine Zielperson ein Vampir ist.«
Vivian lachte herablassend. »Meine Göttin, Sie sind wirklich naiv, wenn Sie geglaubt haben, ich würde Ihnen zweihunderttausend Dollar für einen Sterblichen bezahlen.«
»Sie hätten mich warnen können. Die Person, die ich mit der Recherche von Hintergrundinfos beauftragt hatte, hat das fast mit dem Leben bezahlt.«
»Wie traurig. Sie wissen nicht einmal, wie Sie Ihre eigene Arbeit zu tun haben, und Ihre Freunde müssen darunter leiden. Sie müssen sich schrecklich fühlen.«
Warum hatte ich nur versprochen, diesem Miststück zu helfen?
»Ganz offensichtlich habe ich einen Fehler gemacht, als ich Sie beauftragt habe«, flüsterte Vivian. »Das ist mir jetzt klar. Wir können den Deal noch rückgängig machen, Miss Alcmedi. Weil ich mich ebenfalls getäuscht habe, wäre ich damit einverstanden. Geben Sie mir einfach das Geld zurück –«
»Halten Sie den Mund.« Sie machte mich wütend, und außerdem wollte ich nicht über das Geld reden, von dem ich ein Zehntel bereits für Theo ausgegeben hatte, die wegen mir jetzt kein
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