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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Sprechen bildeten sich unter den Wangenknochen dunkle Schatten.
    Mir fiel auf, wie scharf geschnitten sein Gesicht war. Doch statt hart und brutal, wie ich vermutet hatte, sah er einfach nur umwerfend aus – auf eine unterernährte Art wie ein skandinavisches Supermodel.
    Ich hörte, wie Celia mit Beverley den Flur entlangschlich. Ares bellte unermüdlich weiter. Braver Hund. Wahrscheinlich hatte er die stinkenden Kreaturen gerochen, die ums Haus schlichen. Ich stand da und konzentrierte mich darauf, wieder normal zu atmen. Was sollte ich jetzt tun? Zeit gewinnen? Ja, das war ein guter Plan. Informationen aus ihm rausholen? Auch das war gut. »Warum liegt Ihnen so viel an Vivian und dem Buch?«, fragte ich.
    »Beide gehören meinem Meister.«
    »Aha. Und Sie sind so etwas wie ein Laufbursche, oder wie?«
    »Miss Alcmedi«, flüsterte Dr. Lincoln, als er einen Schritt von der Tür zurücktrat. »Ich glaube, es ist nicht angeraten, einem Vampir gegenüber so einen Ton anzuschlagen.«
    »Er kann dieses Haus nicht betreten, Doc, wenn ihn niemand hereinbittet. Und das wird niemand tun.« Das war auch der einzige Grund, warum ich so eine kesse Lippe riskierte. Das und die Tatsache, dass der Starke den Starken respektierte – zumindest in der freien Wildbahn. Ich vertraute darauf, dass auch ein Vampir von diesem ungeschriebenen Gesetz wusste.
    »Das sind doch Ammenmärchen!« Das Flüstern des guten Doktors nahm eine panische Note an.
    »Nein, eher Hexenmärchen. Ich bin eine Hexe, und meine Haus wird durch Schutzbanne gesichert.«
    »Aber nur heiliger Boden kann diese Kreaturen fernhalten!«
    Durch zusammengebissene Zähne hindurch erklärte ich ihm: »Vampire können in die Häuser gewöhnlicher Menschen eindringen, weil diese nicht durch Banne geschützt sind. Die Kirchen haben diese Banne errichtet, indem sie den Boden weihten. Das ist nichts anderes.«
    »Aber er befindet sich bereits auf Ihrem Boden.«
    Ich hätte den Kreis um mein Haus tatsächlich größer ziehen sollen. »Ja, aber er steht noch vor meinen Schutzbannen. Und jetzt schweigen Sie bitte!«
    Johnny kam durch das Ess- ins Wohnzimmer und trat hinter den Arzt. Erik folgte ihm mit ein paar Schritten Abstand. Johnny klopfte Dr. Lincoln grob auf die Schulter. Als der Arzt sich umwandte, ruckte Johnny mit dem Kinn, was so viel bedeuten sollte wie: »Aus dem Weg!« Dazu machte er ein strenges Gesicht. Zu Dr. Lincolns Ehrenrettung sollte gesagt werden, dass er nicht die Flucht ergriff, sondern sich einigermaßen würdevoll ins Wohnzimmer zurückzog. Durch die Unterstützung von Johnny ermutigt, straffte ich die Schultern und wandte mich wieder dem Vampir zu.
    Goliath rümpfte herablassend die elegante Nase. »Haben Sie sich endlich geeinigt?«
    Ich hasste Vampire. Wirklich, ich hasste sie. Hochnäsige Fieslinge waren sie, alle miteinander. »Ja, danke der Nachfrage.«
    »Geben Sie mir, was ich will, und ich werde von hier verschwinden. Wenn nicht, dann … «, er bleckte seine Fangzähne. »Möglicherweise missfällt mir Ihre Schnüffelei.«
    »Lassen Sie Ihre leeren Drohungen. Sie können das Haus nicht betreten.«
    Schon als ich das letzte Wort aussprach, konnte ich den Sog spüren. Erst glitt er durch meine Gedanken wie ein Boot durch stilles Wasser, dann stach er ein Ruder in mein Hirn und stieß zu. Komm . Komm zu mir , schien er mich zu locken.
    Ich schwebte, ließ mich tragen. Das Gefühl war so angenehm. Ich legte die Hand an das Schutzgitter der Tür und wollte es aufdrücken.
    Plötzlich schien mich jemand unter Wasser zu reißen und tiefer zu ziehen. Ich sank schnell und bekam keine Luft mehr. Panisch ruderte ich mit den Armen, um wieder an die Oberfläche zu gelangen. Ich bekam keine Luft .
    »Persephone!« Johnnys Stimme brach den Zauber. Seine Hände hatten mich gepackt, zerrten mich jetzt zurück, wirbelten mich herum und unterbrachen die Verbindung zwischen mir und dem Vampir. Ich rang nach Luft.
    Ich war nicht stark genug. Ich hatte es gewusst. Ich konnte es mit keinem Vampir aufnehmen. Allein der Gedanke war lächerlich gewesen.
    Das Vertrauen, das in Johnnys Blick, in seinen Udjat-Augen lag, wirkte wie ein Rettungsring, an dem ich und meine Zuversicht sich festhielten. Mit ihnen zog er mich wieder zurück. »Sieh ihn nicht an, blick nicht in seine Augen«, flüsterte Johnny und drehte mich wieder zur Tür.
    Er rechnete weder damit, dass ich einen Rückzieher machen, noch dass ich Schutz brauchen würde. Er ahnte auch nicht, dass meine

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