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Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Titel: Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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musste seinen Plan nun zu Ende führen.
    Er trieb Marafella zur Eile, zog sie immer schneller mit sich. Vorbei an den Menschen, die am Ufer der Themse entlang bummelten oder oben, aus einer der Gondeln des London Eye, auf sie hinab blickten. Keiner von ihnen würde sie tatsächlich wahrnehmen. Für sie blieben sie nur ein Schatten, oder bestenfalls die Ahnung, dass hier gerade etwas Ungewöhnliches passierte.
    Dann erreichte Beelzebub die perfekte Stelle am Ufer der Themse. Dort hielten sich kaum Menschen auf und er hatte einen guten Zugang zum Wasser. Marafella klammerte sich an ihn.
    »Warum wird es plötzlich so kalt?«, fragte sie.
    Beelzebub antwortete nicht. Nun durfte er nicht länger zögern, sondern musste das Unvermeidliche hinter sich bringen. Er hob sie auf die Arme, trat mit ihr so dicht wie möglich ans Ufer heran. Schweren Herzens warf er sie schließlich von sich. Wie sie dort durch die Luft flog, begann sie plötzlich zu zappeln und zu schreien. Offenbar hatte sie erkannt, was da mit ihr geschah. Vielleicht würde sie im nächsten Moment ihre Flügel erstrahlen lassen, um sich auf diese Weise vor dem kühlen Nass zu retten. Beelzebub vermutete allerdings, dass ihre Sinne viel zu verwirrt waren, um eine solche Handlung in die Tat umzusetzen. Er behielt Recht. Ein letzter erstickter Aufschrei und Marafella versank mit einem Klatschen in der Themse. Das war sie nun, ihre Erd-Taufe, durch die sie ihren klaren Verstand zurück erhalten würde. Nun musste sie lediglich wieder auftauchen und dem Fluss entsteigen. Das sollte für einen Engel eine ebenso leicht zu bewältigende Aufgabe wie für einen Teufel sein.
    Beelzebub verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Es dauerte elendig lange Sekunden, ehe Marafella sich an der Oberfläche zeigte. Sie plantschte wie wild in dem Wasser und schrie, als wäre sie kurz vor dem Ertrinken. Dabei war es für einen Engel gar nicht möglich zu ertrinken. Beelzebub lächelte in sich hinein. Gleich würde sie damit aufhören und zum Ufer schwimmen, da war er sich ganz sicher.
    Er sah sich um, betrachtete die Menschen, die an ihm vorbei gingen. Seine Anwesenheit und das, was hier gerade geschah, erkannten sie nicht. Sie waren blind für die Frau, die da in der Themse unterging. Beelzebub erstarrte. Marafella verschwand tatsächlich unter der Wasseroberfläche. Ihre Fingerspitzen ragten noch heraus, erzitterten, als wollte sie ihm winken, und im nächsten Augenblick war von ihr nichts mehr zu sehen.
    Allmählich machte ihn die Situation nervös. Das dauerte viel zu lange. Sie hätte längst wieder hier neben ihm stehen müssen. Er fragte sich, ob er mit seiner Theorie, dass Engel nicht ertrinken konnten, vielleicht doch falsch lag. Was würde mit ihr geschehen, wenn sie auf der Erde starb? Landete sie dann automatisch wieder im Himmel? Beelzebub wollte das momentan lieber nicht herausfinden. Er hatte ohnehin schon viel zu viel Zeit auf der Erde vertrödelt. Also tat er das einzig Sinnvolle: Er sprang Marafella hinterher.
    Die Eiseskälte des Wassers traf ihn mit voller Wucht, so dass er die Zähne zusammen beißen und sich zwingen musste, tiefer einzutauchen. Das helle Strahlen von Marafellas Körper war offenbar komplett erloschen, denn er konnte sie in der trüben Brühe des Flusses nirgends ausmachen.
    Beelzebub bewegte sich immer schneller. Kleines Getier und Pflanzen kreuzten seinen Weg. Sie ärgerten ihn, indem sie sich um seine Glieder schlängelten. Doch er ließ sich nicht von ihnen beirren. Er tauchte noch weiter hinab, entdeckte zu seinem Leidwesen aber kaum etwas außer Dunkelheit.
    War Marafella am Ende vielleicht schon gestorben und dadurch zurück in den Himmel aufgestiegen?
    Er schimpfte sich selbst einen verdammten Idioten, für das, was er da mit ihr angestellt hatte. Vor lauter Zorn hätte er am liebsten laut aufgeschrieen. Da sah er plötzlich aus dem Augenwinkel etwas aufblitzen. Er schwamm darauf zu, und tatsächlich konnte er erleichtert feststellen, dass es sich um den deutlich ergrauten Körper Marafellas handelte. Sie wirkte wie eine menschliche Wasserleiche. Schnell schnappte er sie und brachte sie zurück an die Oberfläche. Er hievte sie über das Ufer hinauf an Land. Dort legte er ihren schlaffen Körper ab. Sie atmete nicht und zeigte auch sonst keinerlei erkennbare Regung.
    »Komm schon, Engelchen, wach auf.« Er tätschelte ihre Hand, suchte irrsinniger Weise nach etwas, das einem Puls gleich kam. Aber da war nichts. Schließlich

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