Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge
hier, wie du siehst. Also sag mir endlich, was du zu sagen hast.«
»Die Zeit läuft ab.« Elarius zeigte eine äußerst dramatische Miene. Er zuckte mit den Augenbrauen, als wollte er Beelzebub zu irgendetwas heraus fordern. Der blieb jedoch gelassen und wartete ab, bis der Engel seine Rede fortsetzte.
»Marafella hat nur noch 24 Stunden Zeit, um die Seele zu finden und sie an ihren Platz in den Himmel zu bringen. Andernfalls wird sie von den Oberen verstoßen und muss fortan als gefallener Engel ein Dasein in der Zwischenwelt führen.«
»Uh, wie dramatisch.« Beelzebub machte eine wegwerfende Handbewegung. Er dachte an seinen Pakt mit Lady Elaine und daran, dass Marafella vermutlich ohnehin nicht in den Himmel zurückkehren würde. Seltsamerweise verursachte ihm die Vorstellung daran Übelkeit.
»Ich weiß leider gar nicht, wie wir deine Bedingungen einhalten sollen«, stellte Beelzebub schließlich in einem übertrieben geschäftsmäßigen Tonfall fest. »Marafella ist zurzeit unpässlich. Ich kann dir nicht einmal versprechen, dass sie innerhalb der nächsten 24 Stunden wieder auf die Beine kommt.«
»Unpässlich, das ich nicht lache.« Elarius schnaufte. »Ich habe genau beobachtet, was du mit ihr angestellt hast. Glaub nicht, dass mir auch nur eine winzige Kleinigkeit davon entgangen ist. Wie bist du nur auf die dumme Idee gekommen, sie in die Themse zu werfen? Es hat nicht viel gefehlt und du hättest sie direkt ins Jenseits befördert.« Er schüttelte den Kopf, und Beelzebub verspürte erneut das Verlangen, den Spiegel einfach von sich zu werfen.
»Wenigstens hast du eine Sache damit erreicht: Sie ist wieder bei klarem Verstand. Das war doch der Sinn dieser Übung, wenn ich das richtig sehe?«
»Es ist die übliche Prozedur«, log Beelzebub. In Wahrheit hatte er keine Ahnung, ob es so etwas wie eine übliche Prozedur überhaupt gab. Er erfreute sich lediglich an dem Gedanken, dass er mit dieser Aktion Marafellas Geist hatte wachrütteln können.
»Und worauf wartest du jetzt noch?«, fragte Elarius. Er zog sich etwas in den Spiegel zurück, so dass Beelzebubs sehen konnte, wie er die Fäuste in die Hüften stemmte. Eine Geste, die keinen Teufel der Hölle zu irgendetwas animiert hätte.
»Was meinst du?«, fragte er gelangweilt.
»Na, du solltest Marafella schnellstens hinterher eilen, sie aus dem Krankenhaus schaffen, die Seele finden und beide ab nach Hause in den Himmel schicken.« Elarius` Stimme überschlug sich beinahe vor Hektik.
»Und was ist, wenn ich dazu keine Lust habe?« Beelzebub amüsierte sich köstlich darüber, wie dem Engel plötzlich der Kiefer vor offenkundiger Sprachlosigkeit hinunter klappte. Er konnte sich das Lachen einfach nicht verkneifen. »Glaubst du wirklich«, fuhr er fort, »es würde mich kümmern, was aus deinem lieblichen Engel oder dieser verdammten Seele wird? Die beiden sind mir vollkommen egal.« Er spürte einen Stich in der Brustgegend, der ihm sagte, dass er da nicht ganz die Wahrheit sprach. Tatsächlich war da so etwas wie Sorge, wenn er an Marafellas Zustand dachte. Elarius kaufte ihm sein gespieltes Desinteresse dennoch ab. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und war offenbar kurz davor, sich die Haare zu raufen.
»Was mach ich nur … was mach ich nur …?«, stammelte der Engel vor sich hin.
»Ich weiß, was du tun kannst«, unterbrach Beelzebub ihn. Ein diebisches Grinsen schlich sich in seine Züge. Warum sollte er aus dieser Situation nicht so viele Vorteile wie möglich schlagen? Er war der Teufel, also konnte er sich jede Form von Hinterhältigkeit leisten. »Ich werde alles tun, was du verlangst – und dafür gibst du mir das.« Beelzebub schwenkte den Spiegel durch die Luft.
»Ich verstehe nicht«, sagte der Engel.
»Na, das hier!« Er deutete mit dem Zeigefinger direkt auf Elarius.
»Die Zauberkraft, die in diesem Ding hier steckt. Die können wir in der Hölle sicher auch gebrauchen.«
»Sicher nicht.« Elarius schüttelte vehement den Kopf. »Das kann ich nicht zulassen.«
»Dann kannst du deinen Engel und die Seele vergessen.« Mit diesen Worten klappte Beelzebub den Spiegel zu und wollte ihn zurück in seine Jackettasche stecken. Doch das Ding verselbstständigte sich plötzlich. Es hüpfte ihm aus der Hand, sprang zu Boden und wie ein Flummi zurück in die Luft. Dort hielt es schwebend inne, um sich wieder zu öffnen. Elarius sah aus, als müsste er sich sehr beherrschen, um nicht jeden Moment zu
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