Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge
kommen.«
Sie zeigte einen Schmollmund, schwankte dabei vor und zurück, als würde sie jeden Moment umkippen. Wäre ihre Lage nicht so ernst, hätte Beelzebub sie vermutlich ausgelacht, denn ihr Anblick war einfach zu komisch.
»Jetzt reiß dich endlich zusammen, du törichter Engel!« Seine lautstarken Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Marafella zuckte zusammen. Sie riss die Augen weit auf und starrte Beelzebub an, wie jemand, der nach unheimlich langer Zeit aus dem Koma erwacht war.
»Du musst nicht gleich so wütend werden.« Sie lallte ein wenig und ihre folgenden Bewegungen wirkten unkoordiniert. Dennoch gehorchte sie endlich und zog sich ihre Kleider an. Beelzebub tat es ihr gleich, denn auch er stand immer noch nackt dort im Raum. Er kontrollierte die Taschen seines Jacketts und stellte beruhigt fest, dass die Sanduhr und auch der goldene Klappspiegel, den er Marafella entwendet hatte, an ihrem Platz waren.
Um sie aus dem Raum zu führen, fasste er Marafella bei der Hand. Nach wie vor war sie nicht ganz bei Sinnen und offensichtlich beleidigt, dass er sie so schroff abgewiesen hatte. Trotzdem stolperte sie hinter ihm her, den Hotelflur entlang und anschließend in den Fahrstuhl, der sie in die Lobby brachte. Vor dem Hoteleingang mussten sie auf den Ferrari warten. Marafella nutzte diesen Moment sogleich aus, um sich an Beelzebub zu kuscheln. Sie schlang beide Arme um seine Taille und presste sich seufzend gegen seinen Oberkörper. Natürlich gefielen ihm ihre Unterwürfigkeit und die Tatsache, wie sehr sie ihn anhimmelte. Womöglich würde das alles vorbei sein, wenn er es erstmal geschafft hatte, ihre Sinne wieder zur erwecken. Aber er musste es tun. Er hatte seinen Spaß mit ihr gehabt und durfte sie nun nicht länger als notwendig auf der Erde festhalten.
»Wo müssen wir denn so dringend hin?«, fragte sie.
»Das wirst du schon sehen.« Der Gedanke an seinen Zielort versetzte ihm einen kalten Schauer. Wie gut, dass er seine Erd-Taufe bereits hinter sich hatte. Ein zweites Mal würde er das ganz sicher nicht freiwillig über sich ergehen lassen.
»Ach, bitte«, drängelte Marafella, »können wir nicht doch hier bleiben?«
»Nein, Engelchen«, sagte er und verdrehte die Augen. Endlich fuhr der Ferrari vor. Der Mann vom Parkservice stieg aus und überreichte Beelzebub den Schlüssel mit einem deutlich aufgesetzten Lächeln.
»Wünsche den Herrschaften noch einen angenehmen Abend.«
»Gleichfalls«, knurrte Beelzebub. Er hatte seine Fähigkeit genutzt und einen Blick in die Gedanken des Mannes geworfen. Was er daraufhin empfangen hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Der Mann hielt ihn doch tatsächlich für einen Zuhälter und Marafella für seine Dirne. Wenn dieser Schwachkopf wüsste, wen er vor sich hatte!
Unsanft verfrachtete Beelzebub Marafella auf den Beifahrersitz. Ihr Körper schien augenblicklich zu erschlaffen, als wollte sie ihr Nickerchen dort fortsetzen.
Beelzebub fluchte in sich hinein. Hoffentlich gestaltete sich der restliche Weg nicht genauso schwierig. Immerhin verspürte er wenig Lust darauf, Marafella zu ihrer Erd-Taufe zu tragen. Missmutig schwang er sich hinter das Lenkrad, ließ den Motor aufheulen und brauste los.
Eine knappe halbe Stunde später parkte Beelzebub seinen Ferrari mitten im Halteverbot gegenüber vom London Eye. Jedoch konnte er sich sicher sein, dass ihn angesichts seiner teuflischen Ausstrahlung niemand daran hindern würde. Er stieg aus, und wie erwartet, schlief Marafella tief und fest und machte keinerlei Anstalten, sich von ihm wecken lassen zu wollen. Kurzerhand packte er sie um den Oberkörper und zog sie aus dem Wagen auf die Füße. Sie stolperte und protestierte murmelnd. Aber immerhin zeigte sie eine Regung, dachte Beelzebub bei sich. Den Rest würde er auch noch schaffen. Er rüttelte sie so lange, bis sie freiwillig auf den Füßen stehen blieb und mit ihm kam.
Marafella konnte froh sein, dass er nicht härter mit ihr umsprang. Luzifer war zu ihm nicht so freundlich gewesen. Der hatte ihn einfach gepackt und ihn aus den 42 Metern Höhe der Tower Bridge fallen lassen. Bei der Erinnerung an den Aufprall erstarrte er kurz. Sollte er Marafella das wirklich antun? Vielleicht wäre es klüger und leichter für sie, wenn er sie einfach zurück in den Himmel schickte. Aber dann wäre die Seele verloren und das Gleichgewicht zerstört, was unweigerlich zu einem Krieg zwischen Engeln und Teufeln führen würde.
Nein, sagte sich Beelzebub, er
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