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Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge

Titel: Teufelskuss und Engelszunge - Jones, E: Teufelskuss und Engelszunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Jones
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lehnte sich gegen den Stamm und schloss die Augen. Vielleicht würde sie im Schlaf eine Eingebung finden. Auch wenn das sehr zweifelhaft war, sie konnte es immerhin probieren. Sie musste nur ihre Gedanken auf das konzentrieren, was sie suchte: Den Palast der Gerichtsobrigkeit.
    Ein glockenhelles Lachen erklang. Laurena zog die Stirn kraus. Träumte sie bereits? Oder hatte sie sich das eingebildet? Mit aller Macht wollte sie ein Bild herauf beschwören, das ihr den Weg wies. Aber alles blieb dunkel und unergründlich.
    Wieder dieses Lachen.
    Laurena blinzelte mehrmals, denn sie konnte nicht fassen, was sich da mit einem Mal vor ihr auftat. Es war ein Palast, wie man ihn sonst nur in Märchenbüchern fand. Das gewaltige Gebäude aus hellgrauen Backsteinen besaß eine Vielzahl an kleinen Türmen mit Blumen umsäumten Fenstern und Balkonen. Jeder von ihnen hatte außerdem ein Spitzdach aus glänzendem Gold, und an jedem zweiten ragte ein goldener Mast mit einer weißen Fahne in die Höhe. Als Symbol darauf vermutete sie einen goldenen Apfel. Aber konnte das sein? Was sollte denn ein Apfel auf einer Fahne bedeuten?
    Kopfschüttelnd stand sie auf. Sie folgte dem gepflasterten Weg, der sie von dem Kastanienbaum bis hin zum Eingangstor führte. Zwei Männer in vornehmer blauer Uniform standen in der Mitte vor dem Tor. Als Laurena ihnen gegenüber stehen blieb, verbeugten sie sich wortlos, öffneten das Tor und gewährten ihr Einlass.
    Die Halle, die sich dahinter auftat, wirkte riesiger, als Laurena es von außen vermutet hätte. Sie hatte kein Dach, nur diese Türme, die überall wie Pilze in die Höhe schossen. Ganz am Ende entdeckte Laurena zwei Gestalten, die in Thronsesseln saßen. Justitia und Aequitas. Nun fühlte sie eine leichte Aufregung in sich, war sie doch kurz davor den beiden tatsächlich gegenüber zu treten.
    Das glockenhelle Lachen hallte über die Wände hinweg. Es war Justitia, aus deren Mund diese amüsierten Geräusche klangen. Je näher Laurena ihr kam, umso deutlicher erkannte sie die Freude in ihrem Gesicht. Ihre grünen Augen strahlten wie Smaragde und das streng zurück gekämmte Haar glänzte wie pures Gold. Sie trug eine weite, lange Robe, die ihre Figur komplett verhüllte. Laurena war sich allerdings sicher, dass die Dame der Gerichtsobrigkeit auch unter diesem Stoffberg durchaus perfekt war.
    Aequitas zu ihrer Seite machte ein eher skeptisches Gesicht. Er hatte dunkelblaue Augen mit einem nachdenklichen Ausdruck und kurze blonde Haare, die etwas weniger schimmerten, als die Justitias. Über seinem muskulösen Oberkörper lag lediglich eine goldene Schärpe, dazu hatte er eine weiße Stoffhose an.
    Laurena kniete vor ihnen nieder. »Vergebt mir die Störung.«
    »Nun mal nicht so förmlich, Kindchen.« Justitia klatschte in die Hände. »Raus mit der Sprache, aber ein bisschen zackig, wenn ich bitten darf! Und knie da nicht so unterwürfig auf dem Boden«, fügte sie hinzu. »Der ist äußerst schwer zu reinigen.«
    Laurena sprang auf und stellte sich auf die Zehenspitzen. Sie hatte von den Gerüchten gehört, die Justitia als launisch beschrieben. Allerdings hatte sie sich diese Wesenseigenschaft bei einer Gerichtsobrigkeit immer etwas anders vorgestellt.
    »Ich bin hier, um einen Verstoß gegen Paragraph 978 zu melden«, beeilte sie sich zu sagen.
    Justitia klimperte mit den Wimpern. Sie blieb vollkommen gelassen auf ihrem Thron sitzen und machte glatt den Anschein, als verstünde sie nicht, was daran so schlimm sein sollte. Dann drehte sie Aequitas das Gesicht zu und fragte: »Weißt du, was sie meint?«
    Er stützte sein Kinn in einer Hand ab. »Paragraph 978? Nie gehört.«
    Justitia nickte, als würde das irgendetwas aussagen, und wandte sich wieder Laurena zu. »Liebste Fee«, sagte sie übertrieben höflich, »hättest du also bitte die Güte uns zu verraten, was genau du eigentlich mit Paragraph 978 meinst?«
    Das sollte doch wohl ein Scherz sein! Laurena rieb sich die Schläfen. Sie wünschte sich augenblicklich ein großes schwarzes Loch, in das sie hineinfallen konnte.
    »Es geht um einen Engel und einen Teufel«, begann sie zu erklären. »Die beiden haben sich miteinander eingelassen. Und, na ja, laut Paragraph 978 des Regelhandbuches ist so etwas absolut untersagt und der Gerichtsobrigkeit zu melden.«
    »Die Gerichtsobrigkeit. Hm«, machte Justitia. Sie kaute offenbar an etwas Imaginärem, das sie zunächst verdauen musste. »Das sind dann wohl wir. Habe ich Recht, Aequitas,

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