Teufelsleib
So was will ich nie wieder von dir hören, kapiert? Es war kein Fehler, es war Fügung, und dagegen soll man sich nicht wehren. Mit dir habe ich endlich die Frau gefunden, die ich immer gesucht habe, und ich will dich niemals verlieren. Hast du das verstanden?«
»Aber …«
»Kein Aber! Du bist die Nummer eins in meinem Leben und wirst es bleiben. Wenn Andrea mit ihrem Leben nicht zurechtkommt, heißt das noch längst nicht, dass sie das Recht hat, sich in unseres einzumischen. Und das werde ich ihr bei Gelegenheit auch noch mal deutlich zu verstehen geben.«
»Lass es doch einfach sein, es hat keinen Zweck, sich mit ihr anzulegen. Am Ende wird da noch mehr Benzin ins Feuer gegossen, und wem soll das nützen? Keinem von uns …«
»Doch, Elvira, es muss ein Schlussstrich gezogen werden. Aber ich werde kein Benzin ins Feuer gießen, sondern ich habe etwas anderes vor.«
»Und was?«
»Das verrate ich dir erst, wenn ich es getan habe. So, und nun beenden wir das leidige Thema und wenden uns einem anderen zu, nämlich unserer Toten …«
Elvira putzte sich die Nase. »Es war meine Schuld, ich hätte nicht zu ihr gehen dürfen. Ich hätte nicht fragen sollen, ob sie mal für einen Moment Zeit hat, ich hätte eine Kleinigkeit mit ihr zu besprechen. Ich hätte einfach nur meine Klappe halten sollen.«
»Du hast in guter Absicht gehandelt, leider ist Andrea unbelehrbar und störrisch wie ein Maulesel.«
»Richtig. Und deswegen werde ich auch nicht der Obduktion beiwohnen, sondern einen Kollegen hinschicken. Ein Staatsanwalt muss ja anwesend sein, aber das werde garantiert nicht ich sein, ich habe nämlich von Andrea die Nase voll … Was hast du jetzt vor?«
»Wir fahren als Erstes in die Wohnung der Preusse und danach statten wir ihren Eltern einen Besuch ab. Dabei wollte ich heute eigentlich in die Kirche gehen. Hab lange keine mehr besucht«, sagte Brandt schmunzelnd, in der Hoffnung, Elvira etwas aufzumuntern.
»Dann lass uns in die Kirche gehen«, antwortete sie und lächelte. »Die Wohnung läuft uns nicht weg und die Eltern auch nicht.«
»Ich bin mir im Übrigen gar nicht mehr so sicher, ob wir den Täter in der Kirche finden. Vielleicht ist es doch ein Zufall, dass die andern drei Opfer dorthin gegangen sind.«
Elvira sah Brandt von der Seite an. »Das glaubst du jetzt selbst nicht, oder? Der hat sich doch die Preusse nur aus Frankfurt geholt und nach Offenbach gebracht, um eine falsche Fährte zu legen. Er merkt wohl, dass wir ihm dicht auf den Fersen sind und kriegt Panik …«
»Nein, der kriegt keine Panik, das ist ein gut durchdachtes Ablenkungsmanöver. Ich meine, wenn der Mord in Frankfurt oder Wiesbaden oder Darmstadt passiert wäre, hätte ich ernsthafte Zweifel gekriegt. Aber diese billige Tour zieht nicht. Er spielt und meint, wir würden uns auf dieses Spiel einlassen. Ich nehme das eben Gesagte zurück: Alles führt zu dieser Kirche, aber auch wirklich alles.«
Er blickte zur Uhr am Armaturenbrett, zwanzig vor neun.
»Lass uns noch eine Kleinigkeit frühstücken. Wir haben über eine Stunde Zeit. Ich kenn gleich hier in der Nähe ein Café. Und mach nicht mehr so ein trauriges Gesicht, da werde ich ja selber depressiv. Wir haben doch uns, und es gibt nichts und niemanden, der uns auseinanderbringen kann. Stimmt doch, oder?«
Elvira drückte lächelnd seine Hand. Ihr Lächeln war anders bei seiner Ex-Frau oder Andrea, Elviras Lächeln hatte etwas Magisches. Es weckte in ihm das Bedürfnis, sie sogleich in den Arm zu nehmen und nie wieder loszulassen. Manchmal fühlte er sich dann wie ein pubertierender Teenager, der seiner ersten großen Liebe begegnet war. Bisweilen konnte er sein Glück kaum fassen und meinte zu träumen. Aber die Frau neben ihm war Realität, seit über zwei Jahren hatte es kaum einen Tag gegeben, an dem sie sich nicht gesehen hatten. Nur das Thema Heirat wurde (noch) nicht direkt angesprochen, noch hatten sie keine Abende durchdiskutiert, ob sie es wagen oder lieber noch warten sollten. Brandt wollte in keinem Fall, dass Elvira sich in die Enge getrieben fühlte, obwohl er immer stärker zu spüren glaubte, dass sie nichts gegen eine auch formal feste Bindung einzuwenden hätte. Vielleicht würde er eines Tages wie in einer Filmschnulze vor ihr auf die Knie fallen und ihr einen Antrag machen, ihr einen Ring an den Finger stecken und sie fragen, ob sie seine Frau werden möchte.
Er hielt an, machte den Motor aus und drehte sich zu Elvira.
»Ist es
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