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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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als er mit dir von Frankfurt nach Offenbach gefahren ist? Das ist doch gar nicht dein Revier? Was hat er dir alles erzählt oder versprochen? Er ist ein exzellenter Rhetoriker und kann sich auf jede Gegebenheit sofort einstellen. Er kann gepflegte Konversation betreiben, aber auch vulgär sein, wenn es die Situation erfordert. Hab ich recht? Und als was gibt er sich aus? Nennt er seinen Namen und seinen Beruf? Sagt er, er sei verheiratet und hat Kinder? Oder behauptet er gar, dass er ein sehr gläubiger Mensch ist? Ist er ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft? Gut betucht? Fährt er ein teures Auto? Sieht bei ihm alles so edel aus, dass niemals jemand in ihm einen Mörder sehen würde? Was macht ihn so – anziehend? Ist er attraktiv? Frauen stehen auf attraktive Männer, auch Nutten. Wenn dann auch noch die Kohle stimmt … Ach komm, lassen wir das, ich habe keine Ahnung, was gestern Abend oder heute Nacht passiert ist. Aber unter uns, wenn du mir’s heute Nacht im Traum sagen willst, ich bin bereit. Und nun ruhe in Frieden.
    Brandt warf ihr einen letzten Blick zu, stellte sich wieder auf, klopfte sich den Schnee ab und gab den beiden Herren in den grauen Anzügen ein Zeichen, dass sie die Tote jetzt abtransportieren konnten.
    Andrea und Elvira standen noch immer gut zwanzig Meter entfernt und lieferten sich ein hitziges Wortgefecht, das aber nicht einmal in Bruchstücken zu ihm drang, er sah es nur an ihren Gesichtern und an ihren Gesten. Der Schnee verschluckte auch den Schall.
    Er ging zu einem Streifenbeamten. »Wissen Sie, wann hier nachts die letzte S-Bahn hält?«
    »Kurz nach eins.«
    »Danke.«
    Nun ging Brandt doch zu Andrea und Elvira, die sofort ihre Köpfe in seine Richtung wandten und verstummten. Elvira sah ihn mit traurigem Blick an, Andrea hingegen hatte etwas Triumphierendes in den Augen.
    »Wir sind hier so weit fertig. Eigentlich können wir fahren.«
    »Ja, geh schon mal vor, ich komm gleich nach«, sagte Elvira.
    Er verabschiedete sich von den anderen Beamten und setzte sich mit einem mulmigen Gefühl in seinen Dienstwagen, machte den Motor an und wartete. Er ahnte, was zwischen ihr und Andrea vorgefallen war, wollte es aber von Elvira hören. Sie kam kurz nach ihm, knallte die Tür zu, lehnte den Kopf an die Nackenstütze und atmete ein paarmal tief durch.
    »Fahr.«
    »Was war das eben zwischen euch?«
    »Was wohl? Würdest du bitte losfahren, ich will nur noch weg von hier.« Sie drehte den Kopf zur Seite, als würde sie aus dem Fenster sehen, doch sie wischte sich mit einer Hand übers Gesicht.
    »Hey, du weinst ja«, sagte er und wollte sie berühren, doch sie ließ es nicht zu.
    »Lass mich. Ich muss damit klarkommen.«
    »Womit musst du klarkommen? Elvira, wenn’s auch um mich geht, möchte ich gerne einbezogen werden. Ich hasse es, wenn Dinge unausgesprochen im Raum stehen, so was kann mich ziemlich … Also, was war das eben?«
    »Mein Gott, es hat nur indirekt mit dir zu tun«, fuhr sie ihn an, um ihn im nächsten Moment entschuldigend anzuschauen. »Tut mir leid, aber ich halt das nicht mehr aus. Jedes Mal der gleiche Mist, und immer komm ich mir vor, als hätte ich ein Verbrechen begangen, nur weil ich mit dir zusammen bin. Andrea hat mich wieder mal beschuldigt, dich ihr ausgespannt zu haben. Ich wäre eine hinterhältige Schlange, die nur auf den richtigen Moment gewartet hätte, damit ich dich kriegen kann. So ein hirnverbrannter Schwachsinn! Und wieder hat sie mir gesagt, sie hätte nie vorgehabt, mit dir Schluss zu machen, das wäre alles ein Missverständnis gewesen … Blablabla. Es kotzt mich so an, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Warum kann sie nicht endlich Ruhe geben? Wir waren doch mal beste Freundinnen!«
    »Missverständnis? Hallo, du kennst ihren Abschiedsbrief in- und auswendig. Ich weiß nicht, was daran missverständlich sein soll. Und jetzt beruhig dich, ihr wart Freundinnen und werdet es definitiv nie wieder sein. Ich hätte eine solche Reaktion von Andrea niemals erwartet, sie war bis zu unserer Trennung nett und liebenswert. Ich muss mich total in ihr getäuscht haben. Dass jemand so nachtragend sein kann, hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    »Sie will nur nicht, dass wir glücklich sind, weil sie es nicht ist. Das habe ich ihr eben vorgehalten, als sie mal wieder unter die Gürtellinie geschlagen hat. Daraufhin ist sie noch giftiger geworden. Manchmal denke ich, dass es ein Fehler war, dass wir beide …«
    »Stopp, kein Wort mehr.

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