Teufelsleib
ihrem Beruf ja nicht gerade wenige sind, waren zum Teil mehrfach befragt worden, doch alle konnten ein mehr oder weniger einwandfreies Alibi vorweisen. Vom Täter fehlt nach wie vor jede Spur …«
»Kam irgendjemand in den engeren Kreis der Tatverdächtigen?«, wollte Brandt wissen.
»Gleich. Es gibt nämlich ein markantes Detail, das mit unserer jetzigen Mordserie übereinstimmt – der Täter hat die Wohnungstür nur angelehnt. Andere Merkmale wie Drosselmarken et cetera fehlen jedoch. Und jetzt zu den Tatverdächtigen. Da gab es mehrere. Zum einen war da ein Liebhaber, den unsere Darmstädter Kollegen als Ersten im Visier hatten. Ein stinkreicher Mittfünfziger, Unternehmer, Societyhirsch, verheiratet, vier Kinder. Er hatte eine heimliche Liaison mit der Schreiber, und man ging anfangs davon aus, dass er sie im Streit umgebracht haben könnte. Der Typ hatte aber für die Tatzeit ein ziemlich gutes Alibi. Er konnte nämlich ein Telefonat nachweisen, das er mit der Schreiber spätabends führen wollte, und zwar etwa um die Zeit, als der Mord geschah. Er selbst schildert laut Protokoll, dass er von seinem Handy aus angerufen hat und schon auflegen wollte, als am andern Ende abgenommen wurde. Allerdings hat sich niemand gemeldet, der Hörer wurde nur auf die Seite gelegt, und er konnte Schritte hören, die sich entfernten. Sein Anruf wurde überprüft, und die Daten stimmten mit seiner Aussage überein, dass er zum Zeitpunkt des Anrufs etwa zwölf Kilometer von der Wohnung der Schreiber entfernt gewesen war. Damit war er entlastet, auch wenn ein Restzweifel blieb, denn einer wie er hätte ja auch jemanden beauftragen können, seine Geliebte zu beseitigen oder für ihn den Anruf zu fingieren. Auch in diese Richtung wurde ermittelt, jedoch ergebnislos. Dazu kam, dass seine Frau und die Hausdame ihm ein Alibi gegeben haben, laut dem er gegen 23.00 Uhr, plus minus einer Viertelstunde, nach Hause gekommen sei.
Als weiteren Tatverdächtigen gab es einen Lehrer, mit dem sie im Clinch gelegen hat, weil sie sich von ihm belästigt fühlte. Er war so eine Art Stalker, der sie eine ganze Weile nicht in Ruhe gelassen hatte, bis er von jetzt auf gleich damit aufhörte. Ein gewisser René Niemann, der aber ein erstklassiges Alibi vorweisen konnte, er war nämlich zu dem Zeitpunkt auf einer Fortbildung in Stuttgart, was mehrere Personen bestätigt haben.
Außerdem gerieten zwei Schüler in Verdacht, aber die waren ganz schnell raus aus der Nummer … Also, um es kurz zu machen, der Täter befindet sich noch auf freiem Fuß.
Der zweite Fall, Caro Werner, ereignete sich am 12. April 2007. Sie war Bedienung in einem Café in der Freßgass und beim restlichen Personal sowie bei den Gästen wegen ihrer freundlichen und offenen Art sehr beliebt. Ich hab von der Schreiber und von ihr mehrere Fotos auf dem Rechner und muss sagen, sie war sehr, sehr hübsch und auch noch ziemlich jung, gerade mal zweiundzwanzig. Sie hatte keinen festen Freund, dafür ständig wechselnde Bettgenossen, wie eine Freundin von ihr aussagte. Laut dieser Freundin war sie sexsüchtig, seit sie dreizehn Jahre alt war. Wortlaut der Aussage: Sie brauchte es täglich mindestens dreimal, meistens sogar öfter. Sie befand sich deswegen schon in Therapie, aber ihre Therapeutin sagte, dass sie noch ganz am Anfang gestanden hätten … Ob da jemand ausgetickt ist, vielleicht einer ihrer unzähligen Liebhaber, weiß man nicht, man vermutet jedoch, dass hinter der Tat ein anderes Motiv steckt. Sie wurde am Tattag auf dem Nachhauseweg von der Arbeit in einer kleinen Seitenstraße unweit ihrer Wohnung in einer Baustelle umgebracht. Es war dunkel, die Straße selbst war nur schwach beleuchtet. Obwohl es eine reine Wohngegend ist, hat niemand etwas von der Tat mitbekommen. Unsere Kollegen vermuten, dass der Mörder ihr entweder vom Café aus gefolgt ist oder ihr an der Baustelle aufgelauert hat und der Mord so schnell passiert ist, dass die Werner nicht mal mehr dazu kam, um Hilfe zu rufen.
Sie wurde mit, man höre und staune, sieben Messerstichen umgebracht, genau wie die Preusse. Allerdings fehlen auch bei ihr die Zutaten Drosselmarken, Olive et cetera pp. Und doch scheint es Parallelen schon zwischen diesen ersten beiden Morden zu geben. Es könnte sein, und da stimmen die Frankfurter und Darmstädter Kollegen überein, dass es sich um ein und denselben Täter handelt. Und wenn wir unsere Morde noch dazunehmen, denke ich, der Mann, der die Schreiber und die Werner
Weitere Kostenlose Bücher