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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Preusse waren die Mutter und zwei jüngere Geschwister anwesend. Brandt berichtete von dem Tod ihrer Tochter und Schwester und sprach sein Beileid aus. Mit keinem Wort erwähnte er, dass Michaela als Prostituierte gearbeitet hatte.
    Die Eltern brachen in Tränen aus, auch die Geschwister weinten und verließen das Wohnzimmer. Nachdem sich der Vater etwas beruhigt hatte, erzählte er, dass er Michaela bis vor einem Jahr finanziell unterstützt habe, er aber nach längerer Krankheit seinen Arbeitsplatz verloren habe und nun von Hartz IV leben müsse. Er konnte seiner Tochter nichts mehr zukommen lassen, doch sie hatte ihrer Familie gesagt, sie bräuchten sich keine Sorgen zu machen, sie gäbe Nachhilfeunterricht und arbeite zusätzlich in einem Supermarkt an der Kasse, so dass sie ganz gut über die Runden käme. Sie habe ihre Familie auch regelmäßig besucht, denn die Tür stand für Michaela immer offen.
    »Michaela war die beste Tochter, die Eltern sich wünschen können«, sagte er unter Tränen. »Auch unsere beiden andern Kinder sind großartig. Aber Michaela ist die Älteste und …« Die restlichen Worte gingen im Schluchzen unter, Herr und Frau Preusse hielten sich fest umarmt und weinten gemeinsam.
    Nach einer halben Stunde erhoben sich Brandt und Elvira. In der Tür sagte Herr Preusse noch: »Das Leben ist ungerecht. Nur weil ich krank geworden bin, habe ich meine Arbeit verloren. Jetzt gehören wir auf einmal zur Unterschicht und werden aller Voraussicht nach auch noch das Haus verlieren, weil es zu groß ist, wie sie sagen, obwohl ich es mit meinem eigenen Geld bezahlt habe. Aber das interessiert die da oben nicht, wir sollen das Haus verkaufen und in eine kleinere Wohnung ziehen, sonst gibt es bald kein Geld mehr. Den Sinn soll einer verstehen, das Haus ist nicht mehr belastet und die monatlichen Kosten sind viel geringer als die Miete für eine Wohnung. Das mit dem Haus hätte ich noch hinnehmen können, aber das mit Michaela … Nein, das ist zu viel. Wie sollen wir das alles nur ertragen?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen«, antwortete Brandt und fühlte sich elend. Dieser kleine Herr Preusse war die personifizierte Verzweiflung. »Verlieren Sie aber bitte nicht den Mut.«
    »Es tut mir leid, Sie auch noch mit meinen kleinen Problemen belästigt zu haben. Aber der da oben hat wohl was gegen meine Familie. Ich habe keine andere Erklärung. Warum hat er uns Michaela genommen? Warum?«
    »Darauf gibt es keine Antwort, Herr Preusse«, sagte Elvira. »Es gibt wirklich keine. Und wie Herr Brandt schon sagte, verlieren Sie bitte nicht den Mut.«
    »Das sagen Sie so leicht. Auf Wiedersehen.«

Sonntag, 18.45 Uhr
    N ach der Messe war er mit den Trautmanns in ein ungarisches Restaurant gefahren. Beim Essen hatten sie sich über Linda Maurers Tod unterhalten, die Sinnlosigkeit hinter diesem Verbrechen, die traurige Tatsache, dass zwei Kinder jetzt ohne Mutter aufwachsen mussten.
    Vom Restaurant aus fuhr er direkt nach Hause, um sich ein paar Stunden hinzulegen, damit er sich danach ausgeruht auf den
wesentlichen Teil seines Plans vorbereiten konnte. Er hatte alles tausendmal oder öfter durchgespielt. Er hatte alle Unwägbarkeiten bedacht, sämtliche Eventualitäten eingeplant, denn seit drei Jahren hatte er an dem Plan gearbeitet und ihn ausgefeilt, bis er ihn für perfekt befand.
    Was immer auch nach der Durchführung dieses Plans geschah, war ihm gleichgültig. Er hatte gelitten, er hatte geliebt, er hatte gemordet. Er erinnerte sich gerne an das erste Mal, das unsagbar prickelnde Gefühl, als ein Mensch in der Blüte seines Lebens den letzten Atemzug tat, wie die Augen brachen, der Kopf zur Seite fiel, das Blut aus den zwei Wunden sickerte … Er hatte getan, was getan werden musste.
    Nach diesem Mord hatte sich eine Eigendynamik entwickelt, die er nicht mehr kontrollieren und steuern konnte. Er wollte es auch gar nicht. Erst war diese Dynamik nur in seinem Kopf, dann breitete sie sich über den ganzen Körper aus, hinein in den Bauch, vor allem aber zwischen die Beine. Kein Tag, kaum eine Stunde verging, da er keine Erregung verspürte, wenn er eine Frau nur sah (und viele waren nicht einmal schön oder besonders attraktiv), und gleichzeitig wusste er, dass keine darunter war, die er hätte lieben können. Er hatte unzählige Frauen allen Alters kennengelernt, und bei nicht wenigen verspürte er diesen unbeschreiblichen Drang, sie zu besitzen, sie zu töten, doch meist waren es nur Gedankenmorde.
    Und

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