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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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obwohl man eigentlich keine Chance hat«, spie er hervor. »Ich habe überlebt, aber ich musste feststellen, dass sie mich kaputtgemacht haben …«
    »Warum bist du nicht abgehauen?«, fragte Juliane.
    »Ja, warum bin ich nicht abgehauen? Das habe ich mich oft gefragt, und es gibt nur eine Antwort darauf: Wo hätte ich hingehen sollen? Ich hatte niemanden. Und ich kannte die Welt da draußen doch kaum, ich wusste nicht, wo ich mich hätte hinwenden können. Die hatten die komplette Kontrolle über mich. Und wenn du über Jahre hinweg permanenten Drohungen ausgesetzt bist, verlierst du jeden Mut. So war es bei mir. Zwei meiner Mithäftlinge, wie ich sie genannt habe, haben sich das Leben genommen. Offiziell wurde ihr Tod als Unfall deklariert, da haben alle zusammengehalten, die schwarzen Teufel, die Priester, der Arzt, der die Totenscheine ausgestellt hat. Eine tolle Gemeinschaft … Und dann wurde ich aus dem Knast entlassen. Ab in die Freiheit. Ich habe studiert, ich habe meine erste Stelle angetreten, und ich habe meine erste Liebe kennengelernt. Da war ich neunundzwanzig, fast dreißig. Vorher gab es einige Frauen, die mir gefallen haben, es gab auch welche, mit denen ich locker etwas hätte anfangen können, aber ich befand mich in einem Zustand der Neuorientierung, und dazu gehörte ganz sicher nicht der Sex. Davon hatte ich erst mal die Nase voll, ich musste diesen verfluchten Geschmack loswerden … Nach fast elf Jahren trat dann diese charismatische Frau in mein Leben, und sie war zudem hübsch und attraktiv, eine Kollegin von mir …«
    Er hielt inne, schenkte sich ein Glas Wasser ein und trank es in einem Zug leer. »Ja, sie war eine besondere Frau. Nett, freundlich, charmant, und sie mochte mich. Stundenlang haben wir zusammengesessen bei Wein und gutem Essen, haben die Nächte durchgequatscht, gelacht, wie ich nie zuvor gelacht habe und auch nie wieder danach. Ich wusste gar nicht, dass ich so lachen kann. Mein Gott, ich war neunundzwanzig Jahre alt und hatte keine Erfahrung mit der Liebe, doch auf einmal spürte ich etwas in mir, und ich wusste, das ist Liebe. Dieses besondere Gefühl, das sich nicht beschreiben lässt. Neunundzwanzig! Andere haben in dem Alter schon eine Familie und Kinder … Aber egal, ich dachte, jetzt fängt mein Leben an.«
    Er lachte höhnisch auf und fuhr fort: »Ziemlich spät, was? Ja, es war spät, aber ich hatte mich unsterblich in diese Frau verliebt. Ich glaubte, durch sie würde ich alles vergessen, was man mir angetan hatte. Mit ihr glaubte ich, eine Zukunft zu haben. Ein neues Leben wollte ich beginnen mit dieser unbeschreiblichen Frau an meiner Seite. Ich dachte, zum ersten Mal hast du Glück, zum ersten Mal stehst du auf der Sonnenseite. Alles drehte sich nur um sie. Wenn ich morgens aufwachte, dachte ich an sie, wenn ich sie sah, sowieso, wenn ich abends schlafen ging, ging ich mit ihr in Gedanken zu Bett und stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich jeden Abend mit ihr an meiner Seite einschlafen könnte.«
    Mit einem Mal wurde sein Blick düster, seine Kiefer mahlten aufeinander, er ballte die Fäuste. »Und was hat sie getan? Was glaubt ihr, hat diese gottverdammte Schlampe getan? Sie hat einmal mit mir geschlafen und mich dann kalt lächelnd abserviert. Wir sollten doch lieber nur gute Freunde bleiben, und es sei ein Fehler gewesen, dass wir überhaupt miteinander geschlafen haben. Wir sollten wieder zum Platonischen zurückkehren … Verdammt, es sei ein Fehler gewesen, mit mir zu schlafen! Ich war wie gelähmt, ich war zu keinem Kommentar fähig, innerhalb weniger Sekunden hatte ich alles verloren, was ich gewonnen geglaubt hatte. Es war, als würde ich von einem riesigen schwarzen Loch aufgesaugt. Scheiße, Mann! Etwas später erfuhr ich, dass sie zu dem Zeitpunkt schon einen reichen Stecher hatte, der leicht ihr Vater hätte sein können, aber er hatte Geld, sehr, sehr viel Geld. Sie hieß Liane, und sie war eine schöne Frau. Aber leider war sie auch nur eine Hure wie diese heiligen Teufel.«
    Er hielt inne und beobachtete die Reaktion der Frauen.
    »Wieso war?«, fragte Juliane nach einer Weile mit zusammengekniffenen Augen.
    »Na endlich.« Er zuckte die Schultern und breitete die Arme aus. »Sie ist tot. Mausetot. Sie hatte es nicht mehr verdient zu leben. Ich hatte beschlossen, Huren zu beseitigen. Bis jetzt sind es sechs. Ja, die liebe Anika, die Bettina und die Linda, die ihr ja kennt oder kanntet, sie alle gehen auf mein Konto. Sie waren ja nur

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