Teufelsleib
bevor er antwortete: »Ihr wollt wissen, was los ist? Ihr seid meine Gefangenen, das ist los. Und wenn ihr weiter schreit, sehe ich mich leider gezwungen, euch zu bestrafen. Ihr habt die Wahl.«
»Wo sind wir?«
»An einem Ort, an dem euch niemand jemals vermuten wird. Mehr braucht ihr nicht zu wissen.«
»Warum tust du uns das an? Was haben wir dir getan?«, fragte sie ruhig, und doch war die Verzweiflung in ihrer Stimme nicht zu überhören.
»Das werde ich euch erklären. Allerdings habe ich nicht viel Zeit.«
Er kam hinter seinem Tisch hervor und trat aus dem Dunkel ins Licht. Er wischte sich mit einer Hand über den Mund und musterte Erika und Juliane. »Ihr seid beide schön, wisst ihr das? Ich habe euch noch nie nackt gesehen, zumindest nicht bewusst. Dich, liebe Juliane, habe ich mir oft nackt vorgestellt, aber dass du so schön sein würdest, das habe ich nun wirklich nicht erwartet. Denn du versteckst ja immer alles wie eine Muslima. Du lässt die Dinge nicht einmal erahnen, so wie du für die meisten ein Buch mit sieben Siegeln bist. Du kommst eben ganz nach deiner werten Frau Mutter. Na ja, fast …«
»Was willst du?«, fragte Juliane und versuchte dabei, so ruhig wie möglich zu wirken. »Willst du mit mir schlafen?«
»Oh, du kannst hier ruhig die Worte benutzen, die du denkst, denn ich kenne deine geheimsten Wünsche und Gedanken. Wenn du mich ansiehst, ganz kurz nur, wenn wir am Tisch sitzen und essen, so kurz, dass nur ich das merke, aber die andern nicht, dann sehe ich, was du denkst und fühlst. Das ist ja nicht schlimm, du darfst so denken und fühlen, der liebe Gott wird dich bestimmt nicht dafür bestrafen, denn hat er nicht gesagt: ›Seid fruchtbar und mehret euch‹? Aber vergiss nicht, deine biologische Uhr tickt. Tick, tick, tick, tick, tick. Ich weiß, du wünschst dir eine Familie …«
»Du spinnst«, schleuderte sie ihm entgegen.
»Belüg dich doch nicht selbst. Ich habe dein Tagebuch gelesen, ich weiß alles über dich. Jetzt wirst du dich fragen, wie ich an dein Tagebuch gekommen bin. Das war ganz einfach, die Erklärung erspare ich dir. Es hat mich sehr geehrt, wie du mich darin beschrieben hast. Ich wurde fast rot angesichts all der Komplimente, die ich da über mich las, aber auch, wie gerne du mit mir ficken würdest … Ich würde dich auch gerne ficken, aber nicht jetzt«, er blickte auf die Uhr, »aber vielleicht in ein paar Minuten. Ich glaube allerdings kaum, dass es dir großen Spaß bereiten wird, denn ich liebe ausgefallene Sexualpraktiken. Ich mag den schmutzigen Fick, so wie er mir im Heim beigebracht wurde. Nun, lassen wir das.« Er leckte sich über die Lippen, holte den Stuhl und setzte sich etwa einen halben Meter vor die Frauen. Er ließ die Hände über Julianes Schenkel gleiten und fasste ihr zwischen die Beine, worauf sie die Augen schloss und die Zähne kräftig zusammenbiss, als übermanne sie aller Ekel dieser Welt.
»Du hast eine schöne und zarte Haut, meine Liebe. Wie deine Mutter, aber ehrlich, sie ist mir doch ein wenig zu alt. Und ich bin dir zu jung, Erika. Hab ich recht?«
»Komm doch endlich zur Sache. Was haben wir dir getan, dass du uns so schändlich behandelst? Warum hast du uns entführt? Ich begreife das nicht.«
»Du wirst es gleich begreifen, und dann möchte ich sehen, wie du reagierst … Hast du dich nie gefragt, warum ich mir ausgerechnet euch als beste Freunde ausgesucht habe? Nicht ein einziges Mal?«
Erika Trautmann schüttelte den Kopf und nahm erst jetzt wahr, dass er, obwohl es sehr hell im Raum war, nicht mehr die dunkel getönte Brille aufhatte, die er all die Jahre nie abgesetzt hatte.
»Wieso hast du deine Brille nicht auf?«, fragte sie.
»Warum habe ich die Brille nicht auf?«, wiederholte er ihre Frage mit einem süffisanten Lächeln. »Die Brille war nur Fake, eine Täuschung. Ich bin so wenig lichtempfindlich wie du und Juliane. Aber es gehörte zu meinem Spiel. Über drei Jahre lang habt ihr einen Johannes erlebt, der ich nie war und den es nie gab. Perfekt, was? Ich hätte Schauspieler werden sollen …«
»Hör auf!«, herrschte ihn Juliane an. »Das ist doch Schwachsinn! Damit kommst du niemals im Leben durch.«
»Oh, so energisch und mutig hab ich dich ja noch nie erlebt. Das ist auf einmal eine ganz andere Juliane. Chapeau, in einer solchen Situation so aufzutreten, erfordert eine Menge Mut. Dafür zolle ich dir höchsten Respekt. Trotzdem muss ich dir leider antworten, dass es kein Schwachsinn
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